Cassandra
Mein Blick fällt auf die Uhr vom Autodisplay und nun ist schon eine Stunde vergangen, die wir mit Schweigen verbracht haben.
Ich langweile mich zu Tode und wippe mit meinen Füßen zum Takt der Musik.
Jonas hat sie auf meine Bitte eingeschaltet, nachdem ich mich überwinden konnte, ihn zu fragen.
Ich schaue wieder gelangweilt aus dem Fenster und erwarte, dass wir noch dreißig Jahre geradeaus fahren.
Aber Jonas schaltet den Blinker fürs abbiegen ein und ich setze mich sofort gerade hin und lese eines der Schilder auf der Autobahn.
Wir biegen in die Richtung zum bayerischen Wald ein und ich schaue ihn verwirrt an.
„Was wollen wir hier?", frage ich nach und habe vor seiner Antwort ein bisschen Angst.
Er könnte so viele Sachen dort mit mir machen und die möchte ich mir wirklich nicht vorstellen müssen. Geschweige denn erleben.
Augenblicklich läuft mir ein Schauer über den Rücken.
Jonas mustert mich kurz und konzentriert sich danach auf den Verkehr.
„Wir-", er scheint zu überlegen, „wir machen eine kurze Pause und dann siehst du, was passiert".
Er ist sehr gut im Beruhigen, das muss man ihm definitiv lassen. Ich hoffe, die Ironie ist bis zum Erdkern hörbar.
Mehr reden wir nicht und mit jeder Sekunde werde ich immer beunruhigter.
Obwohl es mir schwerfällt, mir einzugestehen, dass ich mir vor Angst fast in mein Höschen scheiße.
Angst um mein Leben, meine Familie, meine Karriere, einfach alles. Und es könnte theoretisch jede Sekunde vorbei sein.
Wer auch immer hinter der ganzen Sache steckt, der wird sich wünschen nie geboren zu sein, sobald ich das hier überlebe.
Die nächsten 15 Minuten vergehen sehr langsam und wir biegen noch einmal auf eine Landstraße ab.
Ich verfolge die Uhrzeit genau, um zu wissen wie lang irgendwelche Strecke gedauert hat, denn falls ich Kontakt zu irgendeinem Beamten habe, muss ich meinen Standort erklären können.
Nach drei weiterem Minuten biegen wir in einen kleinen Weg, der in einem Wald führt.
Wahrscheinlich der tolle, riesige bayerische Wald.
Na klasse. Dort wird mich keine Seele suchen oder finden.
Wir befahren eine nicht geteerte Straße und der Wagen hüpft stets unter den ganzen Steinen und Ästen.
Vier Minuten vergehen, bevor wir anhalten. Ich schaue mich nochmal zur Bestätigung um und ich muss mir kurz einreden, nicht zu hyperventilieren.
Ich befinde mich gerade im nirgendwo, mitten im bayerischen Wald, mit einem Psychopathen und die einzige Aussicht, die sich mir bietet, sind Bäume.
Bäume, Bäume und nochmal grüne, große Bäume.
Meine Chancen zur Flucht sinken zum Nullpunkt und der bittere Geschmack der Enttäuschung liegt mir auf der Zunge. Ich will nicht so sterben.
Ich werde wieder ins Jenseits zurückgeholt, indem die Beifahrertür geöffnet wird und Jonas schmeißt mir eine Tasche auf meinem Schoß, sodass ich kurz zusammenzucke.
„Du kannst dich umziehen, diese Sachen sollten dir passen. Wenn du was brauchst, dann warte auf mich", er will die Tür schließen, aber ich halte sie auf.

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Pop Star
WerwolfNormalerweise fangen diese Bücher doch immer mit „Cassandra ist ein normales Mädchen, 17 Jahre alt und führt ein normales Leben. Bis sie ihn trifft..."an. Den Rest könnt ihr euch ja selber zusammenreimen, was passiert. Aber wer hat bitte schön gesag...