sassy slut - [chapter 60]

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Stumm saß ich ihm gegenüber und blickte auf meine Hände. Ich war ratlos und wusste nicht was ich sagen sollte, genauso wie Anonymous. Das einzige was er tat war, dass er ständig mit seinen Fingern auf der Couch trommelte und mich damit nur noch nervöser als davor schon machte. »K-kannst du das bitte lassen. Mich macht das nervös.« Darauf seufzte er nur genervt und lehnte sich mit einem ernsten Blick zurück. Seine Hände verschränkte er ebenfalls vor der Brust und seine Beine standen gemütlich und weit auseinander. »Du brauchst nicht stottern. Ich werde dich ja wohl kaum bei dir Zuhause abschlachten.« Seine Stimme klang nicht wirklich böse, aber sie war abwertend und etwas wütend, was ich daran erkannte, dass er schnell sprach und anschließend wegsah. Doch er hatte recht, das konnte er nicht, da es genug Zeugen gab und ich deshalb mutig wurde. »Ach, und woanders würdest du mich töten, oder was?«, sagte ich schroff und verschränkte auch meine Arme vor der Brust. »Dein ernst, sassy slut?« Schockiert klappte mein Mund auf und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Wie hast du mich gerade genannt?!«-»Sassy slut.« Wütend schnaubte ich und sah beleidigt weg, doch das interessierte ihn nicht, denn er nahm sich einfach eine Zigarette und zündete sie an. »In meinem Haus wird nicht geraucht.« Daraufhin lachte er nur laut und zündete sie trotzdem an. »Sagt die sassy slut.« Meine Hände ballten sich zu Fäusten und stand ruckartig auf.

»Hör auf mich zu beleidigen!«

»Du beleidigst mich doch ständig als kranker Mörder!«

»Weil es die verdammte Wahrheit ist, du Bastard!«

»Oho, jetzt wirst du auch beleidigend, Püppchen.«

»Nenn mich nicht Püppchen

Wütend sah ich zu ihm, direkt in seine Augen, die mittlerweile so blau schimmerten, dass ich schlucken musste. Entweder war er unheimlich wütend oder einfach traurig, doch glaubte ich eher, dass es das erstere war, da sein Kiefer stark abgespannt war und seine Augen zu schlitzen geformt waren. »Setzt dich bitte wieder, damit wir das wie normale Menschen klären können.«, sagte er auf einmal mit ruhiger Stimme und sah mich erwartungsvoll an. Ich tat einfach was er sagte, doch fixierte ihn immer noch mit meinem Blick. Die Stille wurde irgendwann bedrückend und auch langweilig, doch Anonymous ergatterte sofort meine Aufmerksamkeit, als er sich aufrichtete und etwas schmunzelte. Doch es wirkte nicht wie ein belustigtes oder glückliches Schmunzeln. Es war viel mehr Tiefe drinnen, hinter seiner Fassade, die er versuchte aufrecht zu erhalten.

»Weißt du Thaddeus. Damals, als ich dich gerettet habe, dachte ich, du wärst ein Möchtegern Wichtigtuer, der nur weggerannt ist, um seinen rich bitch friends zu zeigen wie cool du bist. Doch deine Augen haben mich so aus dem Konzept gebracht. Sie sind so wunderschön und voller Leben, obwohl sie so kühl sind. Ich liebte deine Anwesenheit, es hat sich alles schöner mit dir angefühlt, so schnulzig es nun auch klingen mag.« Er machte eine kurze Pause und sah mir immer tiefer in die Augen, als wolle er mich hypnotisieren, was auch klappte, da ich meinen Blick von seinen schönen Augen nicht lösen konnte. »Thaddeus, glaub mir. Ich habe mich an deiner Seite wie ein besserer Mensch gefühlt, obwohl ich so ein schlimmer Mensch war. Ich habe dir aus Angst nie etwas davon erzählt, weil ich nicht wollte, dass du gehst. Jeder hat mich verlassen, ich hatte nie irgendeinen Anschluss zu jemandem, keine Freunde, keine anständige Familie. Und Denis hat mich verarscht und für seine Zwecke benutzt. Das Beste an dem ganzen ist auch noch, dass er im selben Gefängnis wie ich gesessen hat. Weißt du, was das für eine Qual war, jemanden wiederzusehen, der dich schwach gemacht hat?!« Seine Atmung wurde schneller, seine Augen immer blaue vor Trauer und Wut und auch seine Finger fingen an zu zittern. »E-er war dort?« Anonymous nickte und sah plötzlich weg. Der intensive Blickkontakt war verschwunden, das hypnotisierende, doch trotzdem starrte ich ihn erschrocken an.

»Als ich im Gefängnis war, am ersten Tag, war ein netter Insasse dort. Er war schon sehr alt, musste für den Rest seines Lebens dort versauern und zeigte mir alles. Ich mochte ihn sehr und dachte mir, solange wenigstens so jemand nettes da ist, konnte es nicht allzu übel werden, doch ich lag falsch. Ich stieß gegen jemand großen, größer als du und sah auf. Und dann sah ich ihn und er sah mich nach so vielen Jahren.« Er fing zur Beruhigung an seine Finger zu kneten, doch es schien nicht viel zu nützen, wie es eigentlich sollte. »Er hat gelacht, nachdem er mich erkannt hat. Hat mich verspottet und ausgelacht, dass ich doch im Gefängnis gelandet bin und dann haben wir eine Prügelei begonnen, obwohl das Ganze zehn Jahre her war. Natürlich gewann er und so wurde ich von seiner Gang täglich verspottet, bis ich Hendrik eines Tages im Besucherraum sah, der mit einem Knastkumpel sprach. Und ich kann nicht verleugnen, dass er total mein Typ war und er schien auch nicht abgeneigt zu sein. Er holte mich raus.« Er schwieg kurz, bevor er weitersprach. »Vielleicht verstehst du jetzt auch, warum meine Haftstrafe so lang war. Es waren nicht nur paar, es waren über fünfzehn, aber davon wusste keiner von euch wirklich etwas. Denis hat mich verraten, weshalb nach mir gefahndet wurde. Den Rest kennst du ja schon, aber ich will klarstellen, dass ich kein Mörder mehr bin, ok?« Er sah wieder auf, direkt in meine Augen.

Einige Minuten war ich nicht in der Lage was zu sagen und schluckte nur laut.

»Lass uns einfach vertragen und Freunde sein. Eine Beziehung ist glaube ich keine gute Idee in diesem Durcheinander.«, sagte er und hörte einen kleinen Funken Enttäuschung in seiner Stimme. Auch ich war enttäuscht, dass wir jetzt nur Freunde waren, doch ich hatte es selbst verbockt und musste nun damit klarkommen. »Ich bringe dich zur Tür.«

Er drehte sich noch einmal kurz zu mir um und legte seine Hand auf meine Schulter. Dann lächelte er kurz schwach und sah mir tief in die Augen. »Wir sehen uns, Prinzessin.« Und dann verschwand er und meine Sehnsucht nach ihm wuchs ins unermessliche.

Ich bin ein Idiot.

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Drama!

Tj_Beastboy | Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt