Kapitel 25 - Falle

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„Shak", hörte Falrey ihn leise zischen in der Dunkelheit, dann zog er ihn ohne Erklärung mit zur Treppe. Falrey stolperte ihm hinterher, bis er über eine Stufe fiel, Jaz Griff entglitt und sich fluchend abfing.

„Was...", begann er, aber Jaz schnitt ihm das Wort ab.

„Falle", sagte er knapp. „Da hat wer gewartet. Los, schnell!"

Falrey rappelte sich auf und beeilte sich hinterherzukommen. Sie rannten drei Stockwerke hoch, bis Jaz vor einer Tür stoppte. Er fuhr mit den Fingern dem Rahmen entlang und über das Schloss, dann trat er zwei Schritte zurück und zog seinen Dolch.

„Wahi", sagte er und Falrey begriff, was er vorhatte. Etwas sagte ihm, dass es keine gute Idee war, den Auftrag auf Biegen und Brechen auszuführen, wenn Komplikationen aufgetreten waren, die Jaz zum Fluchen brachten, aber bevor er etwas sagen konnte, trat Jaz die Türe ein.

Sie splitterte aus dem Rahmen und krachte gegen die Wand dahinter, einen Atemzug später war Jaz hindurchgeschnellt. Ein Ruf ertönte, Flüche, irgendetwas ging zu Bruch, dann hörte Falrey die Haustüre unten gehen, gefolgt von Schritten auf der Treppe, von mehr als einer Person.

„Jaz!", rief er leise und lief instinktiv zur Wohnungstür, während irgendwo im Haus verwirrte Stimmen ertönten und jemand nach Ruhe schrie. Drinnen war es so dunkel, dass er überhaupt nichts sah, aber er hörte Gepolter und das Geräusch von zerbrechendem Geschirr, als hätte jemand ein ganzes Regal abgeräumt, dann ein gedämpfter Schrei, auf den einen Herzschlag der Stille folgte. Die Schritte auf der Treppe kamen näher und Blut rauschte in Falreys Ohren. „Jaz?"

Ein Würgen durchbrach den Moment und etwas Flüssiges spritzte auf den Boden, dann hörte Falrey Jaz Luft holen und von der Wand wegtreten. Im schwachen Lichtstrahl, der durch das Fenster einfiel, sah Falrey, dass nicht nur die Klinge in seiner Hand dunkel war von Blut, sondern seine ganzen Finger, und er realisierte, dass es vermutlich gut war, dass er den Rest des Raumes nicht sah. Jaz holte aus mit dem Dolch und zog ihn zweimal über das Holz einer Schranktür, das der Klinge mit Knirschen nachgab. Falrey starrte noch auf das T, das wie eine hässliche Narbe zurückblieb, als Jaz ihn an der Schulter packte und mit sich riss.

Die Angreifer draussen hatten die letzte Treppe erreicht und duckten sich, als Jaz zwei Schwirrer nach ihnen schleuderte und Falrey weiter die Treppe hochstiess. Falrey zögerte nicht, sondern rannte, und er hörte, dass Jaz ihm auf dem Fuss folgte. Flüche wurden ihnen nachgebrüllt, irgendwas zischte kaum eine Handbreit an ihm vorbei. Auf dem Treppenabsatz schnellte Jaz herum und trat den vordersten mit Wucht ins Gesicht, so dass er hintenüber flog und dabei einen seiner Kollegen mitriss, dann übernahm er die Führung und rannte den kurzen Korridor entlang, der von der Treppe wegführte.

Am Ende lag eine weitere Treppe und Falrey wusste instinktiv, dass sie aufs Dach führen würde, aber noch bevor Jaz auf die erste Stufe gesprungen war, wurde die Türe am oberen Ende aufgerissen und zwei Männer kamen ihm entgegen. Gebrüll hinter ihnen. Blitzende Messer vor ihnen. Jaz hielt keinen Augenblick inne in seinem Lauf. Eine Türe ging auf, einer der Angreifer trat sie zu, eine Frau schrie, während Jaz die Treppe hinaufrannte. Er erwischte den Arm des ersten noch während er ausholte, drehte ihn nach hinten und riss den Hebel durch. Der Mann brüllte, als seine Knochen brachen und Jaz schlitzte ihm mit einer fast beiläufigen Bewegung die Kehle auf, bevor er auf den zweiten zuschnellte. Der stach tief, Jaz blockte mit der Dolchhand und rammte ihm die Faust ins Gesicht, dann war er hinter ihm, legte einen Arm um sein Kinn und knallte ihn mit einem Ruck gegen die Wand.

Der Mann fiel die Treppe hinunter wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte und Falrey stolperte über seine Gliedmassen, als er Jaz hinterherlief. Er stürzte halb auf den Toten, realisierte, wie verdreht sein Kopf war, und irgendwo zwischen Panik und Würgen erwischte Jaz ihn an der Schulter und zog ihn aufs Dach. Er stiess ihn weg von der Türe und positionierte sich selbst daneben, den Dolch in der Hand. „Lauf!", zischte er.

Niramun II - Mörder und BastardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt