Als er am Nachmittag erwachte, war Emila weg. Er stand auf und warf einen Blick zu Jaz hinüber, der sich wie eine Raupe in seine Decke eingewickelt hatte, aber als er sich die Tunika über den Kopf zog,liess ihn ein Geräusch erstarren. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es von Jaz kam, denn es war nicht sein übliches Knurren, sondern erinnerte Falrey an das Winseln eines jungen Hundes.
Zögernd trat Falrey auf das Bett zu. Jaz schien nicht wach zu sein und er schlief oft unruhig, wälzte sich hin und her oder zitterte, aber vielleicht hatte er tatsächlich Schmerzen. Vielleicht war die Wunde aufgegangen oder hatte sich entzündet, oder...
„Jaz?", sagte er leise, erhielt aber keine Antwort, also streckte er die Hand aus und packte die Deckenrolle an der Schulter, um sie leicht zu schütteln. „Jaz!"
Jaz Finger schlossen sich um sein Handgelenk und er schoss auf. Falrey bemerkte, wie seine freie Hand neben ihm über die Matratze fuhr und seine Augen sich weiteten, als er nicht fand, was er suchte. Ohne zu zögern holte er aus zum Schlag, aber Falrey fing seine Faust ab. „Shh, Jaz, ich bin es!"
Jaz starrte ihn leer an und schien erst allmählich zu begreifen, wo er war. Sein Blick zuckte fahrig im Zimmer umher, bevor er zu Falrey zurückkehrte. „Scheisse", sagte er, liess ihn los und fiel zurück gegen die Wand. Er fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und murmelte so leise, dass Falrey ihn kaum verstand: „Danke."
„Ist alles in Ordnung?", fragte Falrey besorgt.
Jaz nickte, die Lippen zusammengekniffen.
„Hast du Schmerzen?"
Er schüttelte den Kopf, dann zuckte er mit den Schultern, als wollte er sagen: Also natürlich ja, aber nicht mehr als zu erwarten.
„Entschuldige, dass ich dich geweckt habe", sagte Falrey und richtete sich auf.
Jaz schüttelte nur den Kopf. „Danke", flüsterte er heiser.
Falrey musterte ihn eingehend. „Du hattest einen Albtraum."
Jaz gab keine Antwort.
„Wo... wovon träumst du?", fragte Falrey leer schluckend.
Jaz sah ihn nicht an. „Du hattest recht", sagte er schliesslich nur und seine Stimme klang hart und kalt. „Ich hätte mich längst um den Scheiss kümmern sollen."
„Was?", fragte Falrey.
Jaz Blick kehrte zurück zu ihm. „Der Mann mit der Klaue. Ich hätte längst herausfinden sollen, wer ihn geschickt hat."
Falrey nickte nur. „Was ist gestern passiert?"
Jaz tastete in den Spalt zwischen Matratze und Bettrahmen, bis er offenbar fand, was er suchte, fluchend an seinem blutenden Finger saugte und dann den Dolch herauszog und neben sich legte. Die Klinge beunruhigte Falrey, aber er sagte nichts. „Sie haben mich auf dem Heimweg vom Fuchs abgepasst", erzählte Jaz. „Betrunken."
Falrey holte Luft, aber Jaz kam ihm zuvor: „Ich weiss, was du sagen willst, also halt einfach die Klappe. Es waren drei. Ich denke, ich hab alle erwischt. Aber ich wusste nicht, ob nicht noch wer zusah."
Wieder beliess es Falrey bei einem Nicken.
Jaz ballte die Faust. „Ich find raus, wer das war. Und wenn er mich nicht in Ruhe lassen will, ist er tot, bevor ichs bin." Seine Stimme wurde zu einem Knurren. „Ich hab noch was zu Ende zubringen. Diese Arschlöcher müssen nicht glauben, sie könnten mich daran hindern."
Falrey überzeugte ihn davon, wenigstens nicht bereits am selben Abend wieder ausser Haus zu gehen. „Vielleicht sind sie dir gestern doch gefolgt, nur nicht bis zum Ende. Vielleicht halten sie das Gebiet unter Beobachtung und wenn du das Haus verlässt, werden sie sehen, woher du kommst. Oder sie lauern dir wieder auf. Und du kannst dich im Moment nicht wirklich verteidigen."
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Niramun II - Mörder und Bastard
FantasiaFalrey hat das Vertrauen in Jaz verloren. Mit dem Job als Aufpasser im Liliths kann er sich über Wasser halten und auch wenn er keine Freunde mehr hat in Niramun, so zumindest auch keine Feinde. Aber am Ende sind weder unruhestiftende Freier noch di...