Kapitel 45 - Limit und Nuaril

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Die Frau mit den Tattoos kehrte zurück, brachte Tee und Essen und für Tjela ein Tablett mit süssem Gebäck, einem kleinen und einem grossen Becher und mehreren Zitronenschnitzen. Tjela presste die Zitronen in den kleinen Becher aus und schüttete dann beides in den dampfenden Inhalt des grossen, bevor er in ein Gebäckstück biss. „Also", meinte er dann an seinen blonden Kollegen gewandt. „Wann machst du auf?"

„In vier Tagen", antwortete der zwischen zwei Bissen.

„Und, hast du Tische jetzt beisammen?"

Der Blonde rollte mit den Augen. „Fast. Solis hat mir noch einen versprochen und sich seither nicht mehr gemeldet. Aber notfalls gibt es halt einen Sitzkreis, Kissen hab ich genügend abgestaubt. Und die Pfeifen sind bereit."

Falrey blickte zwischen beiden hin und her und versuchte zu verstehen, worum es ging.

„Finde ich beeindruckend, was du da auf die Beine gestellt hast", meinte Tjela, während er an seinem Getränk nippte. „Mit neunzehn schon selbständig." Er pfiff durch die Zähne. „Kann nicht jeder von sich behaupten."

„Du kannst es auch."

Tjela grinste. „Das ist nicht dasselbe. Ich mache Musik. Du hast ein eigenes Lokal."

„Das hoffentlich auch einigermassen läuft", meinte der Blonde.

Tjela zuckte mit den Schultern. „Wird schon. Wasserpfeifen sind im Kommen und es gibt noch kaum Lokale in der Richtung. Du bist auch dabei?", fragte er in Richtung der Schwester.

Sie nickte. „Ich schmeisse die Küche. Der werte Herr hier hat nämlich nicht einmal eine Ahnung, wie man Tee kocht."

Ihr Bruder wurde rot und schaufelte sein Essen in sich hinein. Er kratzte die Schüssel aus und holte dann einen Stapel Karten hervor und begann zu mischen. „Was spielen wir?"

„Limit?", schlug seine Schwester vor.

„Zu dritt?"

„Spielst du mit?", fragte Tjela.

Falrey brauchte mehrere Atemzügen, um zu begreifen, dass er gemeint war. „Bei was?"

„Limit", meinte der Blonde.

„Das habe ich noch nie gespielt", sagte Falrey.

„Ist nicht so kompliziert", entgegnete der Blonde und begann auszuteilen.

Seine Schwester fragte: „Wie heisst du?"

„Falrey", antwortete er.

„Tjela", meinte Tjela und schüttelte seine Hand.

„Arjelika", schloss sich die Frau an. „Oder einfach Ari."

„Laru", stellte auch ihr Bruder sich vor und nahm seine Karten auf, bevor er begann Falrey das Spiel zu erklären. Die Grundzüge waren einfach: es gab sechs Kartentypen, auf denen jeweils in einer Kombination aus zwei Farben eine Zahl zwischen eins und neun abgebildet war. Zu Beginn einer neuen Runde konnte jeder Spieler einen Stapel beginnen, um dann reihum weitere Karten auf einen der vier Stapel zu legen. Bedingung dabei war, dass eine der beiden Farben auf der neuen Karte mit denen auf der bereits liegenden übereinstimmte und der Gesamtwert des Stapels – die Zahlenwerte aller Karten zusammengezählt – das „Limit" von vierundzwanzig nicht überstieg, denn falls er das tat, musste man den ganzen Stapel zurück auf die Hand nehmen. Wenn hingegen die Vierundzwanzig genau erreicht wurde, wurde der Stapel aus dem Verkehr gezogen und wer die letzte Karte gespielt hatte, konnte einen neuen beginnen. Das Ziel war es, entweder so oder indem man sie irgendwo unterjubelte, alle Karten von der Hand zu bekommen.

Niramun II - Mörder und BastardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt