Licht fiel als Rechteck an die gegenüberliegende Hauswand und die Silhouette einer Person zeichnete sich dagegen ab. „Ah, das tut gut", meinte eine Männerstimme. „War ganz schön stickig hier drin."
Jaz sah Falrey an und hob fragend die Augenbrauen. Falrey nickte. Das klang nach Sadriels Stimme. Auch wenn er sich nicht völlig sicher war, so viel hatte er mit dem Typen auch wieder nicht zu tun gehabt. Er unterdrückte den Reflex sich vorzubeugen um hinaufzusehen und hoffte, dass nicht gerade jetzt irgendjemand das Haus verlassen wollte, denn das hätte zwangsläufig in einer sehr seltsamen Situation geendet.
Jemand anderes im Zimmer murmelte etwas und Sadriels Schatten bewegte sich. „Was meinst du? Jaja, mach ich nachher." Er entfernte sich vom Fenster.
Schnell lösten sich Falrey und Jaz aus dem Türrahmen. Falrey trat vorsichtig einige Schritte zurück und versuchte, durch das Fenster einen Blick auf das Zimmer zu erhaschen ohne gesehen zu werden, sah aber praktisch nur Decke, dann fiel sein Blick auf Jaz, der hochnickte und mit den Händen eine Räuberleiter formte. Falrey zögerte und versuchte die Höhe abzuschätzen. Ihm war klar, dass an einem offnene Fenster aufzutauchen eine ziemlich schlechte Idee war, wenn man nicht gesehen werden wollte, aber die Neugierde siegte und er ging auf das Angebot ein. Jaz lehnte sich gegen die Wand und Falrey kletterte auf seine Schultern, bekam den Fensterrahmen zu fassen und richtete sich langsam auf. Den Geräuschen nach zu urteilen war Sadriel immer noch ein gutes Stück weg vom Fenster, trotzdem war Falrey bereit, bei der kleinsten Gefahr entdeckt zu werden zu springen und davonzulaufen, als er den Kopf über die Fensterbank streckte, um hineinzusehen.
Das Zimmer war nicht sonderlich gross und möbliert mit zwei Hockern, einer Kommode, auf der eine Öllampe flackerte, und einem Bett an der rechten Wand. In letzterem lag eine Frau mit blonden Locken, halb bedeckt von einem Leintuch und ansonsten recht unbekleidet. Auch Sadriel, der vor ihr stand, war nackt. Falrey lief rot an und bedeutete Jaz, ihn wieder runterzulassen, denn das musste er jetzt wirklich nicht sehen, aber bevor Jaz kapierte, was sein Gefuchtel sollte, bückte Sadriel sich nach seiner Hose und begann sich anzuziehen.
Jaz verstand endlich und liess sich der Wand entlang hinunterrutschen, mit dem Resultat, dass Falrey, der sich umentschieden hatte und am Fensterrahmen festhielt, plötzlich im Leeren hing. Die Finger in den Stein gekrallt versuchte er nicht abzurutschen und gleichzeitig Jaz klar zu machen, dass er doch nicht hinunterwollte, der formte ein lautloses Was denn jetzt mit den Lippen, stellte sich aber wieder unter ihn und platzierte Falreys Füsse auf seinen Schultern.
„Sadriel?"
Die Frau streckte einen Arm aus und Sadriel, der mittlerweile seine Hose zugeknöpft hatte, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Falrey fragte sich, ob es vielleicht nicht doch wesentlich angebrachter gewesen wäre, wegzusehen.
Die Frau murmelte etwas, was er nicht verstand, und Sadriel schüttelte den Kopf. „Ich muss los", meinte er und richtete sich auf. Er griff nach seinem Hemd und musterte sie mit einem sehr eindeutigen Grinsen. „Aber ich freue mich darauf, dich morgen wieder zu sehen."
Sie wirkte ziemlich unglücklich, als sie antwortete: „Ich kann dich morgen nicht schon wieder treffen."
Er hielt inne. „Warum nicht?", fragte er mit einem eifersüchtigen Unterton.
Seine Geliebte wandte den Blick ab. „Ich... ich muss auch wieder mal Geld verdienen, Sadriel..."
„Vögelst du lieber diese Fettsäcke?", fragte Sadriel bitter. „Bin ich dir nicht gut genug?"
„Nein!", rief sie verzweifelt und versuchte nach ihm zu greifen, aber er wich zurück. Die Decke rutschte von ihrem Körper. Falrey versuchte sie nicht anzustarren, sondern auf das Gespräch konzentriert zu bleiben. „Ich liebe dich", sagte sie den Tränen nahe. „Aber irgendwie muss ich die Miete bezahlen. Verstehst du?"
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Niramun II - Mörder und Bastard
FantasyFalrey hat das Vertrauen in Jaz verloren. Mit dem Job als Aufpasser im Liliths kann er sich über Wasser halten und auch wenn er keine Freunde mehr hat in Niramun, so zumindest auch keine Feinde. Aber am Ende sind weder unruhestiftende Freier noch di...