Als er am nächsten Nachmittag erwachte, hatte er keinen blassen Schimmer mehr, wie er in sein Bett gelangt war. Zu seiner Erleichterung allerdings auch keine Kopfschmerzen und das flaue Gefühl in seinem Magen war eher Hunger als Übelkeit. Er tapste hinunter in die Küche und fand Jaz vor mit einem halb unter dem Tisch versteckten Krug Bier. Er sah wieder einmal zerschlagen aus, aber Falrey sagte nichts dazu, sondern suchte sich ein Frühstück zusammen. Er hatte noch keinen Löffel davon gegessen, als Jaz ihm etwas beinahe auf die Finger warf. Es war das Übungsschloss. Falrey verdrehte die Augen und begann zu essen.
Drei Tage später schritten sie durch die dunkle Stadt, als Jaz plötzlich meinte: „Ich kann dich heute nicht mitnehmen."
Falrey schreckte aus seinen Gedanken auf, die sich hauptsächlich um Nemi gedreht hatten, mit der er sich am Nachmittag getroffen hatte, und meinte irritiert: „Öhm, in Ordnung?"
Wieso hatte Jaz ihm das nicht gesagt, bevor sie aufgebrochen waren? Da hätte er auch gleich zuhause bleiben können, oder sich sonst etwas überlegen.
Jaz gab die Antwort darauf, ohne dass Falrey die Frage ausgesprochen hätte: „Aber du hast was anderes zu tun."
„Aha, wa...?", setzte Falrey an, aber Jaz unterbrach ihn.
„Falls er dich fragt, wir sind entfernt verwandt. Lass dir was einfallen."
„Häh?" Was hatte Jaz denn jetzt wieder vor? Konnte das etwas Gutes bedeuten? „Wieso? Wer? Was soll ich tun?!"
„Wirst du sehen", klemmte Jaz ihn ab.
Falrey schnitt eine Grimasse, aber Jaz beachtete es nicht. Sie bogen um eine Ecke und hielten auf den Eingang einer Schenke zu. Fackeln brannten daneben und erst auf den zweiten Blick sah Falrey den schwarzgekleideten Mann, der in ihrem Schein an der Wand lehnte. Als sie näher kamen, stiess er sich ab und trat ihnen entgegen und nun erkannte Falrey ihn: Poss, der Finder, der Dieb, der die Schmarotzer bestahl. Seine Kleidung ging fast nahtlos in die Dunkelheit des Hintergrunds über, sein Gesicht und seine Hände waren das einzige, was wirklich daraus hervorstach.
Er lächelte und Jaz tippte sich an die Stirn zum Gruss.
"Hallo", meinte Poss, bevor sein Blick zu Falrey weiterglitt. "Du bist Fal, nehm ich an?"
Falrey nickte und Poss streckte ihm die Hand entgegen. "Poss, genannt der Finder. Scheinbar werden wir heute Nacht zusammen arbeiten."
Falrey schlug ein und versuchte sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. Erst als Poss sich wieder von ihm abwandte, warf er Jaz einen Blick zu. Wieso hast du mir nicht einfach Bescheid gesagt?!
"Ich muss los", meinte Jaz knapp, mehr an Poss gewandt. "Musst du noch was wissen?"
Poss schüttelte den Kopf. "Nein, ich denke wir werden zurecht kommen. Und falls nicht schick ich ihn dir halt wieder."
Jaz nickte und salutierte knapp, bevor er sich umwandte und in der Dunkelheit verschwand. Poss musterte Falrey von Kopf bis Fuss. "Bist du schonmal in ein Haus eingestiegen?"
"Ich war einige Male mit Jaz in fremden Gebäuden", antwortete Falrey wahrheitsgemäss. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fuhgte er hinzu: "Aber ich schätze, dabei lag nie der gleiche Wert darauf, unbemerkt zu bleiben."
Ein Grinsen zog sich über Poss Lippen. "Da könnte etwas Wahres dran sein." Er klopfte Falrey auf die Schulter. "Naja, wir werden sehen. Ich muss eh erst meine Ausrüstung holen."
Sie machten sich auf den Weg und Falrey versuchte immer noch perplex zu begreifen, was Jaz da wieder eingefädelt hatte. Er sollte Poss bei einem Einbruch helfen? Das konnte er doch überhaupt nicht! Er hatte keine Ahnung, wie so etwas ging!
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Niramun II - Mörder und Bastard
FantasyFalrey hat das Vertrauen in Jaz verloren. Mit dem Job als Aufpasser im Liliths kann er sich über Wasser halten und auch wenn er keine Freunde mehr hat in Niramun, so zumindest auch keine Feinde. Aber am Ende sind weder unruhestiftende Freier noch di...