Kapitel 78 - Jaz' Stärke

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Sie brachten die Spiesse zurück und machten sich auf den Weg in den Hopfentopf. Als sie das Lokal betreten und sich zum Stammtisch durchgedrängt hatten, wurden sie bereits von der versammelten Runde erwartet. Seb stand auf, um sie per Handschlag zu begrüssen, man tauschte Schulterklopfen und Sprüche aus und Jaz suchte Lelah mit dem Blick, um bei ihr zwei Bier zu bestellen.

„Das ist mein zweites!", verkündete Mishu rülpsend und deutete auf seinen Krug. „Seb kanns bezeugen. Ich hab also eins Vorsprung."

Jaz zog nur eine Augenbraue hoch, fand Lelah und hob drei Finger. Sie nickte knapp, warf einen Blick auf die Krüge in ihrer Hand, um sie zu zählen, und drängte sich dann zu ihrem Tisch durch, wo sie drei abstellte. Jaz bezahlte, griff sich den ersten Krug und leerte ihn in einem Zug, bevor er ihn vor Mishu auf den Tisch knallte und lakonisch meinte: „Jetzt nicht mehr."

Mishu lachte, Falrey schlug sich die Hand ins Gesicht, dann quetschten sie sich zwischen die anderen auf die Bank. Sie stiessen an und Mishu beugte sich vor. „Worum wetten wir eigentlich?"

„Ruhm, Ehre und den weniger schlimmen Kater?", schlug Jaz vor.

Mishu lachte, nickte aber. „Einverstanden. Nur Bier?"

„Meinetwegen", meinte Jaz schulterzuckend. „Sonst hättest du eh keine Chance."

Falrey musste zugeben, dass er, was den Punkt betraf, vielleicht gar nicht so unrecht hatte. Martenbrand musste man erst einmal runterkriegen. Mishu hingegen schnaubte nur. „Das glaubst auch nur du. Naja, wir werden sehen. Wenn einer was bestellt, bestellt der andere mit. Wer zuerst unter dem Tisch liegt oder kotzt, hat verloren."

„Geht klar", grinste Jaz und schlug ein. Falrey sparte sich seinen Kommentar dazu. Er wäre ohnehin ignoriert worden.

Stattdessen nahm er sich vor, ein Auge auf Seb zu haben, denn falls der wieder vorhatte, früher zu verschwinden, musste er unbedingt vorher mit ihm sprechen. Allerdings machte Seb keine Anstalten sich abzusetzen, auch als Awas und Prke sich verabschiedeten – letzterer unter lauten Klagen über seinen asozialen Chef, der schon wieder den Arbeitsbeginn auf eine halbe Zeit früher gesetzt hatte, ohne dabei auch den Lohn zu erhöhen.

Um Vitar tauchte unverhofft Err auf und wurde lautstark begrüsst. Ein bereits ziemlich angetrunkener Mishu verkündete ihm die neuste Neuigkeit von Sebs Verlobung und sie stiessen zum etwa fünften Mal an diesem Abend darauf an. „Und wann machst du ernst damit?", fragte Err grinsend.

„Keine Ahnung", lachte Seb, während er sich aus Mishus schulterklopfender Umarmung befreite. „Wir haben keinen Tag festgesetzt. Vielleicht im nächsten Sommer?"

„Sind wir eingeladen?", fragte Didi.

„Klar doch", erwiderte Seb, als wäre die blosse Frage eine Beleidigung. „Irgendjemand muss mir schliesslich helfen mit dem Wein, sonst finde ich am Ende nicht einmal mehr das Bett."

Die ganze Runde lachte, sogar Jaz stimmte ein. Falrey fiel auf, wie selten er ihn in Gesellschaft wirklich lachen hörte. Sogar noch seltener, als wenn sie nur zu zweit unterwegs waren. Dabei war Jaz Lachen ziemlich markant, stach irgendwie heraus zwischen Didis Gekicher und Mishus Grölen, auf eine Weise, die Falrey nicht benennen konnte.

„Und dann?", fragte Sovi. „Gibts eine Handvoll Kinder mit meinem unvernünftigen Bruder als Patenonkel?"

„Wer weiss", meinte Seb und kratzte sich verlegen am Kopf.

„So schnell gehts und man redet über Bälger", murmelte Err.

Seb grinste und lehnte sich zurück, die Arme verschränkt. „Lacht ihr nur. Ich bin gespannt, wen von euch es als nächsten erwischt."

Niramun II - Mörder und BastardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt