Kapitel 24 - Tersavell

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Eigentlich rechnete er nicht damit, dass Jaz da war, so wie er am Vortag zur Türe hinaus gestürmt war. Er schien den Hang zu haben, sich jeweils für eine Weile aus dem Staub zu machen, wenn er sich mit Emila gestritten hatte. Vielleicht, weil er wütend ist, ging Falrey durch den Kopf. Um sicher zu gehen, dass er sie in seinem Zorn nicht verletzt. Vielleicht aber auch einfach nur, um sich volllaufen zu lassen, ohne gleich die nächste Salve Vorwürfe um die Ohren geschlagen zu bekommen.

Er irrte sich. Jaz lehnte im Halbdunkel an der Küchenwand und blickte auf, als er eintrat. Falrey suchte sich etwas zu Essen zusammen und setzte sich an den Tisch, um es unter Jaz wartendem Blick herunter zu schlingen. Nachdem eine Weile lang keiner von ihnen etwas gesagt hatte, blickte Falrey auf. „Tut mir leid wegen gestern."

„Nicht deine Schuld", erwiderte Jaz tonlos. Die Schatten unter seinen Augen wirkten tiefer als sonst.

Falrey liess es für einmal bleiben, in darüber aufzuklären, dass es sehr wohl seine Schuld war – immerhin hatte er Emila dazu angestiftet, ihn zum Essen zu bringen – stattdessen meinte er vorsichtig: „Sie hat recht, weisst du? Du solltest wirklich..."

„Halt die Klappe, Fal", unterbrach ihn Jaz, aber er klang nicht halb so gereizt, wie Falrey befürchtet hatte.

Er ass einige weitere Löffel voll. „Was heisst Rata?"

Jaz blickte aus dem Fenster. „Lass es bleiben."

„Was?"

„Das Nachfragen", erwiderte Jaz.

Falrey schob die Reste im Teller zusammen. „Emila meinte..."

„Hast du mir zugehört?" Jaz sah ihn direkt an.

„Entschuldige", murmelte Falrey.

Jaz erwiderte nichts darauf, sondern stiess sich von der Wand ab. „Fertig?"

Falrey nicke, stellte seinen Teller auf die Anrichte und sie brachen auf.

Sie marschierten einige Gassen weit und liessen das Quartier hinter sich, bevor Jaz das Wort ergriff. „Ich werd einige Leute treffen heut. Halt dich im Hintergrund und sag nichts."

„Puppenspieler?", fragte Falrey.

Jaz gab keine Antwort darauf. „Du kennst die Regeln."

Falrey nickte. Nichts über Emila oder ihren Wohnort preisgeben. Jaz Ruf nicht in Gefahr bringen. Keine Angst zeigen. „Lehrlingsstatus?", fragte er.

Jaz antwortete mit einem knappen Nicken.

Sie betraten eine Schenke und tranken je ein Bier, dann setzten sie ihren Weg nach Norden fort. Eine knappe Zeit verbrachten sie in einem Rekrutierlokal, in dem Falrey noch nie gewesen war, bis ein Mann auf Jaz zutrat und ihm bedeutete mitzukommen. Sie folgten ihm nach draussen auf die Strasse und er drückte Jaz ein kleines Päckchen in die Hand. „Er ist eingetroffen."

Jaz nickte knapp, liess das Bündel in seinen Kleidern verschwinden und wartete, bis sein Auftraggeber – wobei Falrey von der Art, wie er sich gab, eher davon ausging, dass es sich um einen Rekrutierer handelte – die Schenke wieder betreten hatte, dann setzte er sich in Bewegung. Falrey folgte ihm und wartete damit, ihm Fragen zu stellen, bis sie genügend Abstand zwischen sich und das Lokal gebracht hatten, mit dem Resultat, dass er überhaupt nicht dazu kam, denn kaum zwei Häuserblöcke weiter bog Jaz in eine dunkle Seitengasse ein und steuerte eine Tür an. „Den Rauch nicht einatmen", meinte er knapp.

„Was für...", begann Falrey, aber Jaz schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.

„Dampfer. Ich will dich nicht rausschleifen müssen."

Niramun II - Mörder und BastardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt