Kapitel 37 - Bauer oder Jäger

110 21 11
                                    


Als Falrey die Türe geschlossen hatte und das Liliths verliess, wartete Jaz bereits auf ihn. Er lehnte an der Wand der Gasse und das Ende seines Schilfs glühte orange in der Dunkelheit, bevor er sich abstiess und stehen blieb, bis Falrey zu ihm aufgeschlossen hatte. Dem Geruch nach zu urteilen hatte er gut Alkohol im Blut, auch wenn er noch nicht wankte beim Gehen.

"Ich habe es mir überlegt", sagte Falrey nach einer Weile. "Wegen dem Typen, der sich beschwert hat."

Jaz zog an seinem Schilf und wartete darauf, dass er fortfuhr.

"Ich will ihn sehen", sagte Falrey. "Ich will sehen, ob er auch sonst so ein Arschloch ist."

Jaz nickte knapp. "Hast du morgen frei?"

Falrey nickte. Danach würde er wieder einige Tage am Stück arbeiten.

"Ich bring dich hin", meinte Jaz. "Ah, warte." Er kramte in einer seiner Tachen, wobei auffiel, wie betrunken er eigentlich war. Er fand, was er suchte, und streckte Falrey eine Hand voll Münzen hin. "Von dem Zeug von Poss."

"Oh, was...?", meinte Falrey überrumpelt. "Du musst mir das nicht geben. Behalts einfach. Ich schulde euch eh..."

"Scheissdreck", unterbrach ihn Jaz. "Du hast duafür gearbeitet. Also ist es deins."

"Aber du hast den Käufer gefunden und..."

"Musste eh in der Gegend vorbei", knurrte Jaz und hielt ihm die Hand auffordernd vor die Nase.

"Danke", gab Falrey nach und verstaute die Münzen in der Tasche auf der Innenseite seines Gürtels. Es war mehr Geld, als er erwartet hatte und ganz bestimmt mehr, als er bekommen hätte, hätte er es selber verkauft, und obwohl er deswegen etwas ein schlechtes Gewissen hatte, weil er Jaz nichts abgab, überwog die Vorfreude. Er wusste genau, was er damit kaufen würde.

Sie trainierten nur etwa eine Zeit lang am kommenden Nachmittag, bevor sie aufbrachen. "Ich weiss, wo der Typ arbeitet und wo er schläft", erklärte Jaz. "Aber nicht, was er dazwischen alles treibt."

Sie liefen eine Weile durch die Stadt, bis Jaz vor einer Töpferei anhielt. Er nickte zu einer Werkstatt gegenüber, vor der einige Skulpturen herumstanden. "Da arbeitet er."

"Er ist Steinmetz?", fragte Falrey.

Jaz schüttelte den Kopf. "Im Verkauf. Berät die Kunden und bringt sie dazu mehr Geld auszugeben als sie wollten. Ah, er heisst Sadriel, übrigens."

Falrey nickte knapp. "Wann hat er Feierabend?"

"Keine Ahnung", antwortete Jaz. "Ich hatte keine Zeit ihn ewig zu beobachten."

Er zündete ein Schilf an und sah sich um, bevor er Falrey bedeutete mitzukommen. Sie bogen in eine Seitengasse und kletterten auf das Dach des Töpfers, wo sie sich niederliessen, die Werkstatt im Blick. Eine Weile lang geschah nichts, aber dann traten einige Leute aus der Türe in Begleitung eines blonden Mannes, den Falrey erkannte.

"Ist ers?", fragte Jaz.

Falrey nickte. Der Rest schienen Kunden zu sein, denn sie unterhielten sich noch kurz, bevor sie sich mit Händedruck verabschiedeten und gingen, während der Mann namens Sadriel im Türrahmen stand und auf weitere Kundschaft wartete. Falrey musterte ihn. Er schien sich von der gebrochenen Nase gut erholt zu haben und wirkte herausgeputzt, vermutlich um einen guten Eindruck bei der Kundschaft zu hinterlassen.

Nach einer Weile blieb ein gut gekleideter Mann bei den Skupturen stehen und nach einigen gewechselten Worten trat er mit Sadriel in den Laden hinein. Falreys Magen knurrte. "Ich hol mir was zu Essen", meinte er und erhob sich.

Niramun II - Mörder und BastardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt