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Gemächlich schiebe ich den Rollstuhl im Park vor mir her und versuche die Blicke um uns herum zu ignorieren. Harry hebt die Hand und legt sie auf meine. Sofort lächle ich, auch wenn er es nicht sehen kann. Denn er sitzt vorne drin.

Drei Monate ist der Unfall her, ich muss mich hier ran erst mal gewöhnen. Und da es meine Schuld war, fühle ich mich verantwortlich für ihn. Außerdem würde ich nicht zulassen, dass irgendeine Pflegehilfe ihn anfasst. Solange ich atme werde ich das schön selbst machen.

"Guck mal, ein Behinderter schiebt den anderen!", ruft uns Jackson hinterher. Er geht auf unser College und ist ein Arsch. Offensichtlich.
Mein Puls steigt sofort. Ich kann es nicht leiden, wenn Menschen sich über uns lustig machen ... über Harry. Denn es verletzt ihn. Er kann es nicht ändern. Aber ich hätte es verhindern können.

"Louis, bleib ruhig, bitte.", murmelt Harry. Er hat gemerkt, dass ich langsamer schiebe. In meinem Kopfe Male ich mir aus, wie ich diesem Wixxer das Gesicht einschlage und er sich wünscht er hätte es nie gesagt.

Doch ich atme tief durch und schiebe weiter.

Wir biegen in unsere Straße ein und sind kurz vor dem Haus, als einer der Nachbarn das Blumen gießen unterbricht und zu uns rüber sieht.

Er starrt.

Und starrt.

Und hört nicht auf.

Ich stoppe kurz vor der Haustür und drehe den Rollstuhl in seine Richtung. Harry dreht sich fragend zu mir. Finster sehe ich zu den Mann auf der Straßenseite. "Dass Sie sich jeden Tag von dem kleinen schwachen Jungen durch die Gegend schieben lassen, schämen Sie sich gar nicht?" Diese Frage, die offensichtlich an Harry gerichtet ist, lässt bei mir alle Fäden reißen. Der Große greift noch in meine Jacke und will mich zurück halten, doch ich bin dafür dann doch zu stark und sprinte auf den jetzt eingeschüchterten Mann zu. "Louis, bitte tu das nicht!" Meine Faust schnellt vor und lässt den Mann zurück taumeln. Doch plötzlich und unerwartet rappelt er sich wieder auf und schlägt zurück. Mir wird erst schwarz vor Augen, doch meine Wut und mein Beschützeinstinkt sind größer. Hinter mir höre ich Harry. Die ganze Zeit. Wie er mich anfleht es einfach gut zu sein. Aber ich habe nun mal nicht die Ruhe wie er. Solche Zwischenfälle lassen mich daran zurück erinnern was ich ihm angetan habe. Und damit kann ich nicht umgehen.

"Genug! Auseinander, sonst hole ich die Polizei!" Das Wort Polizei holt mich in die Realität zurück. Niemals könnte ich es zulassen verhaftet zu werden. Das wäre das letzte, was wir beide brauchen.

Seine Frau steht in der Tür und sieht uns missbilligend an.

Mit Blut an den Händen taumle ich über die Straße zurück und schiebe den Rollstuhl in das Haus.

Wut geladen räume ich den Einkaufskorb aus und pfeffere die Sachen auf die Küchenzeile. Plötzlich umgreifen mich zwei Arme und ziehen mich hinab. Ich plumpse auf Harry's Schoß und stoße die Luft aus. Genervt sehe ich auf meinen Schoß. Harry rollt uns in das Wohnzimmer vor das große Aquarium und dreht meinen Kopf zu sich. Jetzt sehe ich ihn an. "Ich liebe dich.", flüstert er und Tränen sammeln sich in seinen Augen. Sofort lege ich meine Hände um seine Wangen und ziehe seinen Kopf an meine Brust. "Ich könnte verstehen, wenn du es nicht tust.", gebe ich leise zurück und schließe die Augen.

Unerwartet stößt Harry mich von sich, mit so einer Kraft, dass ich vor ihn auf den Teppich falle. Verdattert starre ich auf zu ihm. "Kannst du endlich aufhören, ständig in Selbstmitleid zu baden?! Ich verstehe, dass du dich schuldig fühlst und dass du das nicht so schnell verkraften kannst! Ich versuche Tag für Tag so pflegeleicht wie möglich zu sein, weil ich keine Last sein möchte! Das ist das siebte Mal, dass du öffentlich eine Prügelei anfängst, nur weil irgendein Idiot meint einen Spruch loszulassen. Ich weiß es ist schwer, aber ignorier es einfach! Wenn das mal eskaliert und du ... ich ..." Eine kurze Pause tritt ein und Tränen strömen über die geröteten Wangen. "Ich kann dich nicht verlieren, Louis. Ich weiß, ich kann dir körperlich nicht mehr das geben, was du brauchst. Ich habe dir gesagt, du musst nicht bei mir bleiben, wenn es zu viel wird. Du verdienst etwas besseres. Etwas besseres als-" Er zeigt an sich hinab. "das hier." Auf Knien krieche ich an den Rollstuhl und nehme seine Hände. Doch Harry fährt fort.

"Ich habe eine Pflegestelle gefunden, die alle Kriterien erfüllt und die von den Kosten tragbar wäre, wir müssen nur noch den Vertrag-"

"Heirate mich."

Die Tränen stoppen für einige Sekunden. Seine Gesichtszüge entweichen ihm. Seine Hände lockern sich.

"W-was?!"

"Heirate mich, Harry."

Simple as it is.

Harry drückt sich vor und fällt aus dem Rollstuhl auf mich. Seine Lippen küssen mein ganzes Gesicht, immer und immer wieder. Ich beginne zu lachen und schlinge meine Beine um seine Taille. "Ich nehme das als ein ja hin?", frage ich und streichle seine Wangen. "Hatte ich erwähnt, dass ich dich verdammt nochmals liebe?", fragt er im Gegenzug.

SMUT-BOOK ➳ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt