Zurück im Auto geht es mir Dank der Schmerztablette, die ich bekommen habe, etwas besser. Leo startet den Motor und sucht parallel in seinem Telefonbuch, welches auch auf dem Display des Ferraris sichtbar ist, nach einer Nummer. Es scheint als hätte er die richtige gefunden und lässt den Wagen wählen. Nach kurzer Zeit nimmt jemand ab: »Hi Daniel. Lynn hat mir erzählt, dass du im Rules gebucht hast? Bitte berücksichtige einen Platz für mich und eine Begleitung«
»Hey Bro! Du warst ja praktisch verschollen. Schön, dass wir uns heute sehen. Wer ist denn die Glückliche?«, dröhnt es aus den Lautsprechern.
»Das wirst du schon früh genug erfahren. Ich muss was gut machen. Also bis später«
Dann legt Leo auf. Ich wusste es eben. Natürlich ist er vergeben. Hat er sie schlecht behandelt oder warum muss er etwas gut machen? Ich überlege, ob Leo wohl ein schlechter Freund ist, was ich mir bei all seiner heutigen Fürsorge jedoch nicht vorstellen kann. Mir ist es etwas unangenehm, dass ich das Gespräch einfach mitgehört habe und sein Freund davon gar keine Ahnung hat. Denn auch sowas finde ich eher unhöflich. Jeder sollte wissen, wenn es noch weitere Zuhörer gibt.
Wir fahren auf den Parkplatz der Universität und Leo parkt direkt vor dem Gebäude. Innerlich hoffe ich, dass mich niemand aus dem Sportwagen steigen sieht, damit ich keine dämlichen Fragen beantworten muss und zum Tratsch des Tages werde.»Und? Begleitest du mich heute Abend ins Rules?«, platzt es aus Leo heraus. Verdattert sehe ich ihn an. Er will wirklich mich als seine Begleitung für den In-Club der Stadt? »Ähm...Lieb, dass du fragst, aber so ein schicker Club ist nichts für mich. Schau mich doch an. Ich mag es bequem und sportlich. Mit meinen Turnschuhen komme ich nicht mal bis zur Schwelle.«
Ich blicke in ein schockiertes Gesicht und frage mich, ob ich etwas Falsches gesagt habe. Innerlich freue ich mich riesig über die Einladung und darüber, dass er mit keiner anderen Frau heute Abend den Club besucht.
»Du hast ja keine Ahnung! Weißt du denn nicht, wie unglaublich hübsch du bist? Nicht so zugeschmiert wie alle anderen und du bist die Erste die ohne zu quieken in mein Auto eingestiegen ist. Du bist so bodenständig. Das bewundere ich. Weißt du, ich will das wieder gut machen, dass ich dich so angeblafft habe und möchte dich daher einladen. Ich kenne den Besitzer. Du kommst da mit mir sogar im Bärchen-Nachthemd rein.«
Ich muss lachen. So charmant war noch niemand zu mir. Nicht mal mein Freund Ben, der gerade ein Auslandssemester in Prag verbringt. Apropos: Ben... Was tue ich hier eigentlich? Ich bin seit gut einem Jahr mit Ben zusammen. Naja, wenn ich ehrlich bin, ist es eher ein halbes, da er seit genau einem halben Jahr schon im Auslandssemester steckt. Aber wir sind im Kontakt und skypen fast täglich. Niemals könnte ich ihm wehtun. Mit einem Fremden ins Rules zu gehen, würde eindeutig eine Grenze überschreiten.
»Das hast du lieb gesagt. Aber ich muss dich enttäuschen. Ich bin vergeben und das würde eine Grenze überschreiten.« Ich beobachte Leos Miene. Sie ist einfach zum Dahinschmelzen. Seine Grübchen stechen durch den Bart und die Locken die ihm ins Gesicht fallen haben eine äußerst komische Wirkung auf mich. Am liebsten würde ich meine Hände darin vergraben.»Ich habe ja nicht gesagt, dass ich dich gleich flachlegen werde. Ich wollte lediglich einen freundschaftlichen Abend mit dir verbringen und meinen Fehler wieder gut machen.«
Bei diesem Ausdruck werde ich rot, was Leo leider nicht entgeht.
»Hör mal, du kannst ihm doch sogar Bescheid sagen und ihn informieren, dass du ausgehst. Er freut sich sicher für dich.«Völlig hin und hergerissen was ich darauf antworten soll, stelle ich fest, dass mir das Nein-Sagen wie immer sehr schwer fällt und bei diesem Hundewelpen-Blick von Leo kaum möglich ist. Das ist eine negative Eigenschaft von mir: Ich möchte es immer allen recht machen und niemanden verletzen und tue mir damit selbst meistens keinen Gefallen.
»Angebot: Ich hole dich ab und bringe dich wieder heil nach Hause. Auch zu humanen Zeiten, wenn du magst«, entgegnet Leo hartnäckig.
»Na gut. Aber ich werde Ben informieren und du holst mich um 22 Uhr ab. Ringstraße 8a. Meinen Namen kennst du ja jetzt.«
Ohne ihn noch einmal anzusehen steige ich aus dem Wagen und gehe auf den Haupteingang zu. Ich höre, wie der Motor aufheult und Leo schließlich den Parkplatz verlässt.
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Faces - Enough for love?
RomanceLucy studiert PR und ist mit ihrem langweiligen Studentenleben mehr als zufrieden. Doch dieser Unfall und diese Begegnung stellen ihr ganzes Leben auf den Kopf. Sie ist eigentlich ein ganz braves Mädchen, aber plötzlich tut sie Dinge, die sie sonst...