Kapitel 51

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Als ich am nächsten Morgen die Küche betrete, ist Leo anscheinend schon dabei einige Dinge zu organisieren. Er sitzt mit einer Brille auf der Nase vor seinem Laptop und ist ganz vertieft. Auf seiner Wange kann ich einen roten Fleck erkennen – vermutlich von meiner nächtlichen Attacke. Das ist mir total unangenehm. Im Gegensatz zu diesen Liebesromanen kommt mir bei seiner Brille nicht irgendein perverser Gedanke. Ich finde sogar es macht ihn älter. Dabei ist der Altersunterschied ohnehin schon nicht so gering.

»Guten Morgen«, murmle ich als ich die Küche betrete. Leo's Kopf fährt direkt hoch und er grinst mich an. »Morgen«, murmelt er zurück. »Ich muss gleich runter in die Praxis. Einige Dinge organisieren. Soll ich dich später von der Uni abholen?«

»Ja, klingt gut. Ich habe heute gegen halb sechs Schluss.«

»Ok. Ich hole dich ab.«, sagt er und drückt mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Stirn. Er sieht heute wieder hinreißend aus. Seine Augen wirken immer noch müde und fahl, doch sein Outfit hat er immerhin gegen die Jogginghose getauscht. Er trägt wieder seine dunklen Jeans und heute ein schlichtes, dunkles Hemd. Das betont seine Muskeln natürlich noch mehr. Ich sehe ihm hinterher, als er den Knopf des Fahrstuhls betätigt und dann nach kurzer Zeit im Fahrstuhl verschwindet. Er scheint wirklich in Gedanken versunken zu sein, denn er sieht mich nicht mehr an.

In der Uni berichte ich Hannah von meinem Besuch bei Leo:

»Ich habe ihn gestern besucht. Und er hat sich für sein Verhalten entschuldigt. Er will sich jetzt um alles kümmern und ich glaube es geht wieder bergauf«, flüstere ich Hannah zu. Unser Mathe Professor mag es nämlich gar nicht, wenn man den Unterricht stört. Also muss ich vorsichtig sein.

»Lucy, du weißt was ich davon halte. Irgendwann kann ich diese Beziehung nicht mehr gutheißen«, flüstert Hannah mit geknicktem Gesichtsausdruck zurück.

»Ich weiß. Es tut mir leid, dass du das mit mir durchmachen musst«, gestehe ich und kritzle dabei auf meinen Unterrichtsnotizen rum. Hannah stupst mich an und grinst: »Heeh, wozu sind Freunde denn sonst da? Mach dir keinen Kopf um mich«

»RUHE DIE DAMEN!«, brüllt er Professor uns entgegen. Ups, wir waren wohl doch nicht so leise wie erhofft.

Hannah nickt nur einsichtig, sodass sich der Professor schnell wieder dem Stoff widmet. Wir haben es sogar schon mal erlebt, dass er Studenten des Saals verwiesen hat. Bei Mathe wäre das echt ungünstig, denn der Stoff ist ziemlich schwer für mich.

Der Vormittag vergeht heute zügig und wir konzentrieren uns die restlichen Stunden auf den Unterricht. In der Mittagspause haben wir uns heute für die Mensa verabredet. Es gibt Pizza und die ist echt nicht schlecht, sodass Hannah darauf bestanden hat.

»Super lecker, oder?«, frage ich Hannah die sich gerade ein dampfendes Stück Pizza in den Mund schiebt.

»Mhm...«, murmelt sie halb kauend.

»Ich habe mich gestern Vormittag mit Ben getroffen. Er wollte mal wieder quatschen. Das war ne scheiß Idee!«, beichte ich.

»Ach ehrlich? Klingt doch toll. Als wolle er die Freundschaft aufrecht erhalten, oder nicht?«

»Ich glaube ehrlich gesagt er empfindet noch für mich. Er ist total abgedreht als er gesehen hat, dass Leo mir eine SMS geschickt hat. Sein Name stand auf dem Display«. Ich haue mir mit der Hand sanft gegen die Stirn, um diese Dummheit von mir mein Handy liegen zu lassen, zu unterstreichen.

»Ach du scheiße! Das ist der totale Mist. Von ihm hattest du doch auch die Infos zu Leo's krimineller Ader, oder?«, fragt Hannah neugierig nach.

»Allerdings. Als ich dann mit Leo telefonieren wollte, hat er sogar nach meinem Handgelenk gegriffen, um mich aufzuhalten. Ich denke ich sollte ihn nicht mehr treffen und beim nächsten Mal abwimmeln. Was meinst du?«

Hannah zuckt mit den Schultern. »Möglicherweise wäre das erstmal am schlauesten. Bist du startklar, Lucy? Wir müssen für die nächste Stunde den ganzen Westflügel noch runter laufen«

»Alles klar, los geht's!«

Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl herum, da es bereits kurz vor halb sechs ist und ich somit gleich von Leo abgeholt werde. Hannah quittiert das nur mit einem genervten Augenrollen, doch ich kann mein Strahlen nicht mehr verbergen.

»Ey, Lucy! Hör auf zu zappeln«, mahnt mich meine Mitstudentin hinter mir an. Ich weiß nicht mal, wie sie heißt, aber gut zu wissen, dass sie mich kennt.

»Jaja...«, antworte ich genervt.

Der Professor beendet die Stunde. Ich spüre direkt wie sich mein Herzschlag vor Vorfreunde erhöht. Wir sind offiziell zusammen. Jeder kann es sehen und es macht mir nichts aus was die anderen nun von mir denken. Immerhin steht er offiziell zu mir. Ich bin seine Freundin und kein Zeitvertreib. Schnell stopfe ich meine Unterlagen in meine Tasche.

»Hannah, ich muss los!«, strahle ich sie an. »Wir sehen uns morgen?«

»Viel Spaß, Süße!«

Schnellen Schrittes verlasse ich den Hörsaal und mache mich auf den Weg zum Parkplatz. Das dauert so um die zehn Minuten, das Gelände ist nämlich riesig. Je näher ich dem Parkplatz komme, desto aufgeregter werde ich. Das kann ich nicht mal erklären. Immerhin hat er mich schon so oft abgeholt, nur eben nicht von der Uni.

Als ich endlich den Parkplatz erreiche, kann ich Leo entdecken der an seinem Ferrari lehnt. Was auch sonst. Er sieht unverschämt gut aus. Heute trägt er eine dunkle Jeans und ein weißes Shirt. Darüber eine schwarze Lederjacke und eine Pilotensonnbrille. Wäre ich noch nicht in ihn verliebt, wäre ich es jetzt. Ich spüre, dass sein Blick auf mir liegt, denn seine Züge erhellen sich, was ich trotz Sonnenbrille erkennen kann.

Kurz bevor ich das Auto erreiche greift Leo nach meiner Hand und zieht mich in seinen Arm. Er lehnt noch immer am Auto. Schnell nimmt er seine Sonnenbrille ab und grinst mich frech an. »Hi«, flüstert er und zieht mich auf seine Lippen.

Mein ganzer Körper steht bei diesem Anblick und dieser Berührung natürlich sofort wieder unter Flammen. Leo löst sich von mir und nimmt mit einem Schmunzeln meine Gänsehaut wahr.

»Du hast mich wohl vermisst, was?«, fragt er spitzbübisch.

»Bilde dir mal nichts ein!«, kontere ich zuckersüß.

»Hast du Hunger, Babe? Ich dachte wir gehen was essen«

»Gerne. Mein Magen knurrt.« Ich fahre mit meiner Hand instinktiv über meinem Bauch.

»Steaks?«

»Klingt perfekt! Heute fahre ich?«, grinse ich ihn an.

»Vergiss es!«, lacht er. Ist das sein Ernst, dass er mich auslacht? Er vertraut mir also nicht mal seinen Wagen an. Ich verziehe meine Lippen zu einem Schmollmund und verschränke die Arme vor der Brust.

»Lucy... Keine Chance. Den Rover vielleicht. Aber nicht mein Mädchen«

»Mädchen? Muss ich jetzt eifersüchtig werden?«, scherze ich.

»Quatsch! Lass uns los. Du gehst auf den Beifahrersitz!«, stellt er klar. Irgendwie finde ich es niedlich, dass er mir sein Auto nicht geben will. Trotz seines Reichtums gibt es anscheinend immer noch Dinge, die ihm wichtig sind und die nicht einfach ersetzbar sind. Aber dieses „Nein" zu seinem Ferrari akzeptiere ich nicht immer, denke ich mir und triumphiere trotz dessen.

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt