Kapitel 79

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Wütend starre ich Zec an, der noch immer mit einem Lächeln auf meiner Couch fläzt. Das darf nicht wahr sein. Wie soll ich ihn jetzt noch vom Gegenteil überzeugen? Ich muss mir irgendwas Plausibles einfallen lassen. Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich völlig verwirrt. Vor kurzem hatte ich gar keinen Mann an meiner Seite und nun gleich die Option für zwei. Das ist so falsch was ich hier tue. So falsch.

»Zec, hör mal. Das Baby ist nicht von dir. Und selbst wenn irgendwo ein minimaler Funke bestünde, das wir beide ein Paar werden, glaubst du Leo würde das dulden? Willst du das für mein Kind? Das würde niemals funktionieren. Niemals.« Ich appelliere an seinen Verstand und versuche ihm zu verdeutlichen, dass wir weder eine Wahl noch eine realistische Chance haben. Das Baby gehört zu seinem Vater und der ist und bleibt Leo.

»Natürlich würden wir das schaffen! Lucy, ich liebe dich. Ich will diese Familie mit dir und dafür werde ich kämpfen«

Erschöpft lasse ich meinen Blick auf den Boden gleiten. »Aber was ist, wenn ich nicht will dass du kämpfst? Es ist hoffnungslos, verstehst du?«, murmle ich nun deutlich leiser. Ich will Zec nicht wehtun, aber ich habe keine andere Wahl. Sonst lässt er niemals locker.

»Aber warum? Du spürst die Verbindung doch auch. Ich habe noch nie krumme Dinger gedreht. Ich schlage keine Scheiben kaputt und verschwinde dann einfach. Ich habe keine Freunde die dich umbringen wollen oder anfahren. Und ich würde dich auch niemals mit dem Baby alleine lassen. Niemals. Ich bin besser als er.«

Schlagartig fährt mein Blick wieder hoch. »Woher weißt du das alles?«, knurre ich.

»Von Hananh. Ich habe gestern mit ihr gesprochen und sie gefragt, ob ich versuchen soll um dich zu kämpfen und sie meinte ja. Da hat sie mir von Leo's wahrem Gesicht erzählt«

Mein Magen verkrampft sich. Wie konnte Hannah die Dinge, die ich ihr anvertraut habe, einfach Zec erzählen? Was fällt ihr ein? Mit einem Mal überkommt mich das Gefühl Leo beschützen zu müssen.

»Du weißt gar nichts über ihn«, knurre ich zornig. Wenn ich mit den Zähnen fletschen könnte, hätte ich es genau jetzt getan. »Ich will, dass du jetzt gehst. Sofort.«

»Lucy, bitte«, fleht er nun. Aber der Zug ist jetzt abgefahren. Voll abgefahren. Selbst wenn irgendwo für Zec Gefühle sind, sind diese nicht mit den Gefühlen für Leo vergleichbar. Leo's Berührungen gehen noch tiefer. Lösen noch mehr Gänsehaut aus und es sind seine Hände die ich auf mir spüren will.

»Raus!«, knurre ich noch mal etwas lauter. Schließlich erhebt sich Zec mit einem Hundewelpenblick und geht zur Tür. Kurz bevor er durch die Tür verschwindet, dreht er sich noch einmal zu mir um. »Du kannst mir wenigstens nicht vorwerfen, ich hätte dich nicht gewarnt! Mach's gut, Lucy«
Dann geht die Tür leise zu und ich sinke auf mein Sofa. Verdammter Mist. Wütend und traurig zu gleich ziehe ich meine Beine an meine Brust. Da meine Wut auf Hannah und Zec überwiegt, bin ich nicht mal mehr in der Lage zu weinen. Ich bin auch verdammt sauer auf mich, dass ich mich zu einem erneuten Kuss habe hinreißen lassen. Das kann man nicht entschuldigen.
Aber Hannah hat mich verraten, Zec hat das ausgenutzt, um mich zu verunsichern und jetzt bin ich mir sicherer denn je. Ich will Leo. Nur Leo. Aber wie soll ich ihm das mit dem Kuss beichten?


Mit einer nun etwas klareren Sicht, lasse ich mir meine Badewanne einlaufen, um etwas zur Ruhe zu kommen. Morgen werde ich einen Arzttermin vereinbaren und danach alles mit Leo besprechen. Er muss es einfach verstehen. Das hoffe ich so sehr.
Langsam tauche ich meinen Zeh in das warme Wasser. Es ist genau richtig, sodass ich mich direkt hineingleiten lasse. Ich schließe die Augen und denke daran, als ich Leo das erste Mal gesehen habe. Schnöseliger Luxusbanause, war mein erster Gedanke und ich muss schmunzeln. Er hat sich so stark verändert, damals war er so verschlossen und wütend. Inzwischen hat er alles ins Reine gebracht. Seinen Job, seine Beziehung zu Lynn und zu sich selbst. Er ist ausgelassener und entspannter. Er praktiziert wieder. Ich weiß noch ganz genau, wie erschrocken ich war, als er mir am Flughafen gebeichtet hat, dass er Arzt sei. Anfangs hielt ich es für einen Scherz und dachte er wollte die Sicherheitsbeauftragte nur veräpfeln. Inzwischen kann ich über all dies schmunzeln und es sind tolle Erinnerungen für mich. Endlich habe ich das Gefühl alle seine Gesichter zu kennen, Leo genau zu kennen. Wenn er an dieser Entwicklung festhält, dann könnte diese ganze Familiensache vielleicht wirklich funktionieren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich in der Badewanne verbracht habe, überkommt mich ein leichtes Frösteln. Zeit für mein Bett. Ich steige aus der Wanne, trockne mich ab und schlüpfe schließlich in meinen Schlafanzug. Mein Bett ruft schon und ich freue mich riesig heute Nacht alleine in meiner Wohnung verbringen zu können. Es fühlt sich komisch an, denn ich habe irgendwie das Gefühl, es wird eines der letzten Male sein.

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt