Kapitel 55

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LEO

Seit langem bin ich mal wieder etwas besser gelaunt. Ich habe vor, Lucy mein Einverständnis für den Kinobesuch mit Ben persönlich mitzuteilen. Nicht das ich das toll finde... Nein, niemals! Aber ich habe so wenigstens alles unter Kontrolle.

Am Freitag wird die Beerdigung kurzfristig stattfinden. Ich konnte noch ein Institut arrangieren und auch das würde ich gerne mit Lucy teilen. Dann kann etwas Ablenkung sicher nicht schaden.

In den letzten Tagen habe ich mich um die Angestellten gekümmert und ihnen mitgeteilt, dass die Praxis am kommenden Mittwoch neu eröffnet wird. Bis dahin will ich noch etwas renovieren. Meine erste Amtshandlung war die Kündigung von Lynn – welch Genugtuung. Ich bin lange davor weggelaufen Arzt zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Aber Lucy hat mir die Augen geöffnet und mein Vater hätte es sich gewünscht.
Ich bin unendlich froh darüber, dass mir Lucy in London so beigestanden hat. Sowas hat noch nie eine Frau für mich getan und auch noch nie habe ich jemanden so nah an mich heran gelassen. Oft glaube ich, sie weiß gar nicht, was sie mir bedeutet. Was sie mit mir macht, wenn sie mich anlächelt und das ich alles Erdenkliche für sie tun würde, damit sie glücklich ist.

Die Tür zu ihrem Hausflur ist offen und ich nehme voller Vorfreunde zügig die Treppen. Schnaufend erreiche ich den dritten Stock und will gerade klingeln, als Lucy die Tür öffnet und ich Ben erblicke. Alle Alarmglocken läuten und ich brauche dringend eine Erklärung. SOFORT! Sonst flippe ich aus...

»Ben wollte gerade gehen«, murrt Lucy und schaut ihn wütend an.

»Was zum Teufel ist hier los?«, melde ich mich wütend zu Wort und spüre wie mein Kiefer vor Wut und Anspannung malt.

Lucy rollt genervt mit den Augen. »Leo komm rein. Ich erkläre dir alles in Ruhe, okay?« Sie sieht so besorgt aus, als das ich nicht anders kann, als zu nicken. Ich weiß genau, dass wenn ich hier eine Szene hinlege, dass kein gutes Ende nimmt. Und ganz ehrlich fehlt mir für eine richtige Prügelei gerade die Kraft. Naja... Der Lappen würde eh nach einer Faust liegen, denke ich mir und grinse ihn schelmisch an, als er in den Flur stapft und ich danach Lucy's Wohnung betrete. Ich bin also doch ganz richtig gekommen. Gutes Timing – denke ich mir.

»Wir hören uns, Ben. Ciao.«

»Ciao«, entgegnet Ben sichtlich resigniert.

Lucy schließt die Tür und schaut mich an. Schnell greift sie nach meinem Nacken und küsst mich so stürmisch, dass es direkt wieder eng in meiner Hose wird.

»Mal langsam Babe«, murmle ich, als ich Lucy etwas von meinen Lippen lösen kann.

Dann spüre ich an meinen Wangen, dass sie weint.

»Babe, bitte nicht. Was ist los?«, flüstere ich sanft. Es zerreißt mein Herz, wenn sie weint. Wenn es seine Schuld ist, kann er was erleben.

»Ich... ich...«, stammelt sie und ihr Weinen verstärkt sich. Beruhigend streichle ich ihren Rücken. Ich will sofort wissen, was hier verdammt nochmal los war!

»Alles ist gut. Ich bin da. Was ist los?«

»Habe ihm meine Narben gezeigt. Er hat gar nichts verstanden. Er dachte ernsthaft du wärst das gewesen. So verbissen ist er darauf dich schlecht zu reden...«

Einatmen. Ausatmen. Ist ein schlechter Witz. Ich darf jetzt nicht ausflippen, aber ich bin wirklich so kurz davor. So kurz.

»Es ist nicht jeder so aufmerksam wie ich«, grinse ich sie schelmisch an und gebe ihr ein Kuss auf die Stirn, um meine innere Wut zu unterdrücken. Langsam versiegen ihre Tränen und es schleicht sich ein zartes Grinsen auf ihr Gesicht, was sofort mein Herz erwärmt.

»Du Angeber!«, protestiert sie.

»Hast du nicht gesagt...«

Belustigt greife ich um ihre Beine und lege sie so schnell über meine Schulter, dass sie sich nicht wehren kann. Lachend trommelt sie auf meinen Rücken ein, was mich noch mehr belustigt.

»Lass mich runter!!! Du Arsch!«, kreischt sie.

»Nanana!«, tadele ich sie. »Sag noch einmal Arsch und ich stelle dich mit Klamotten in die Dusche...«, drohe ich und es ist mein purer Ernst.

»Arsch«, flüstert sie provozierend.

Sofort drehe ich um und gehe schnellen Schrittes mit ihr auf der Schulter in Richtung Bad. Vor Angst trommelt sie noch viel wilder und kichert noch viel lauter als zuvor. Das macht mir unglaublich viel Spaß – Rache ist schließlich süß!

»Du hast es so gewollt, Babe!«

»Neeeeheeeeeeeeein! Bitte, bitte!«, schreit sie flehend und lacht zugleich.

Als ich das Bad mit ihr erreiche steige ich ohne zu zögern mit ihr in die Dusche und drehe das Wasser an. Zunächst ist es kalt und Lucy jammert auf, aber nach ein paar Sekunden wird es warm und ich lasse sie sanft von der Schulter. Ihr T-Shirt ist nass und ihre Haare ebenfalls. Die Jogginghose sieht genauso aus. Ein diabolisches Grinsen legt sich auf meine Lippen. So ein toller Anblick. Lucy zieht mich auf ihre Lippen und nun werden auch meine Klamotten nass. Doch das stört mich nicht. Im Gegenteil...

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt