Kapitel 25

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Zwei Wochen sind seit dem Besuch auf der Insel vergangen. In dieser Zeit musste ich mir von Hannah täglich anhören, wie toll ihre neue Beziehung zu Thomas, dem süßen Kerl von der Bar auf der Party, ist und vor allem wie leicht ihnen alles zufällt. Thomas und Zec wohnen nur ungefähr eine Stunde von unserem Wohnort entfernt und Hannah schwärmt täglich von dem tollen Reitgut auf dem die beiden wohnen.

Da ich Leo auf meinem Handy blockiert habe, ist die einzige Kontaktmöglichkeit die ihm bleibt mein Briefkasten. Dieses macht er sich seitdem jedoch viel zu oft zu nutze. Jeden Tag hole ich zwei bis drei Briefe von ihm aus dem Briefkasten. Um stark zu bleiben, habe ich bisher jedoch keinen geöffnet. Wegschmeißen, was Hannah natürlich empfehlt, konnte ich die Briefe jedoch nicht. Stattdessen verstaue ich sie sicher in einer Schachtel.

In einer Woche geht die Uni wieder los und ich muss mich zusammenreißen bis dahin endlich den Kopf freizukriegen. Kurzerhand beschließe ich am See joggen zu gehen und schlüpfe in mein Sportoutfit. Nach nur wenigen Meter tropft der Schweiß von meiner Stirn. Ich gebe Vollgas um möglichst alle störenden Gedanken zu vertreiben. Dabei bleibt mir nicht mal Zeit die tolle Natur um mich herum wahrzunehmen. Ganze sechs Kilometer später bin ich völlig ausgelaugt und sprinte die letzten Meter zu meiner Wohnung. Klitschnass schließe ich die Tür zum Haus auf, als mich eine Stimme aus den Gedanken reißt.

»Lucy, bitte lass uns reden«, flüstert mir eine allzu bekannte Stimme in den Nacken.

Ich zucke sichtbar zusammen und drehe mich reflexartig um. Leo steht direkt vor mir. Seine Augen sind blutunterlaufen und er trägt ein zerknautschtes Shirt und eine Jogginghose.

»Was ist denn mit dir los? Du siehst gar nicht gut aus«, gebe ich schockiert zurück.

»Mhm... Ich kann seitdem... seit... na nach der Sache mit Lynn kann ich nicht mehr gut schlafen, weißt du? Ich habe sie vor die Tür gesetzt.« Leo kratzt sich verlegen am Kopf.

»Und was ist mit deinem Geheimnis? Was doch für deine Arbeit so wichtig ist?«

»Du machst dir mehr Sorgen um mich, als dass du auf mich sauer bist, das ich dich rausgeschmissen habe?«

Ich denke kurz nach und antworte sanft: »Mhm, scheint so. Das heißt nicht, dass ich dir das verzeihe. Hat Lynn denn etwas unternommen?«

»Bisher noch nicht, aber das mag nichts heißen. Kann ich mit rauf kommen, Lucy?«

»Leo, ich...nein...eigentlich nicht. Weißt du, das Hin und Her mit uns, das tut mir einfach zu sehr weh. Ich bin nicht wie Lynn und stecke sowas mal eben weg.«

Leo's Gesicht zieht sich zusammen und er sieht auf einmal wie ein angeschossener Hundewelpe aus. Diesen Augen kann ich doch nicht wiederstehen.

»Schon okay, dass muss ich dann wohl akzeptieren.«

Geknickt will er gerade den Rückzug antreten als meine Hand wie ferngesteuert nach seiner greift und ihn aufhält. Innerhalb von Sekunden ist das bekannte Feuer wieder entfacht und meine ganze Haut kribbelt. Leo schaut erfreut über meine Geste auf unsere Hände und dann in mein Gesicht. Noch immer hält er meine Hand. Seine andere Hand fährt an meine Wange und streichelt sie sanft.

»Baby, ich werde dir nicht nochmal wehtun. Ob du glaubst oder nicht, aber ich tue mir damit genauso weh. Ich möchte dich so gern in meinem Leben wissen.« Gerührt über sein Geständnis deute ich ihm mir nach oben zu folgen.

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt