Mit aufheulendem Motor erreichen wir den Parkplatz des Fast-Food-Restaurants, welches auch zu der späten Uhrzeit noch sehr gut besucht ist. Wie nicht anders zu erwarten, schaut gefühlt der ganze Parkplatz dem schwarz hochpolierten Ferrari beim Einparken zu. Als der Wagen zum Stehen kommt, steigen wir aus und gehen in das Restaurant.
»Such dir aus, was du magst«, sagt Leo sanft. Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben haben und unsere Menüs auf den Tabletts stehen, halte ich Ausschau nach einem Platz. Wir setzen uns gegenüber an das Fenster.
»Schmeckt super. Ich habe so einen riesen Hunger«, sage ich mit etwas vollem Mund.
»Das freut mich. Aber Lucy... wir müssen reden«
Mit großen Augen starre ich ihn an und warte auf die nächste Reaktion.»Ich bin nicht der Typ für feste Beziehungen. Ich bin kein Romantiker und mir fällt es schwer mich auf jemanden zu beschränken. Ich bin eher der Typ Herzensbrecher als ein lieber fürsorglicher Freund, den du bräuchtest«, stellt Leo klar. »Lucy, das kann mit uns nicht so weitergehen. Das geht einfach nicht. Ich will nicht der sein, der dir das Herz bricht. Denn genau das wird passieren.«
Mir bleibt der Bissen meines Cheeseburgers fast im Hals stecken und ich muss husten. Genau so habe ich ihn zu Anfang eingeschätzt. Ich wusste, dass er mir irgendwann so etwas sagen wird. Aber wieso genau jetzt? Und eigentlich ist er unglaublich fürsorglich. Wieso sieht er das denn nicht? Es ist als würde er auf einmal hinter einer Maske verstecken. Er wirkt nun wie der Ferrari-Fahrer der mich an der Unfallstelle angeblafft hat. Und schon wieder gelingt ihm damit eine 360-Grad-Wende.
»Darüber wollte ich auch mit dir reden«, lüge ich. »Weißt du, es ist gar nicht meine Art jemanden zu betrügen und naja der Kuss. Bitte vergiss das einfach. Ich stand neben mir. In der Regel habe ich nicht so oft Panikattacken und ich muss einfach lernen, damit umzugehen. Ich passe nicht in deine Welt und ich bin viel zu jung für dich. Wie alt bist du eigentlich genau?«
Leo scheint sichtlich verblüfft über meine Ansage. Ich habe das Gefühl, er ist auf einmal genauso verletzt wie ich es bin.
»Ich bin zweiunddreißig. Hast du aufgegessen? Dann bringe ich dich jetzt nach Hause.« Auf seinem Gesicht liegt kein Ausdruck mehr. Er sagt dies ohne den Einfluss jeglicher Gefühle, weshalb ich mich fühle, wie ein kleines abgestelltes Spielzeug mit dem es langweilig wurde. Ich muss mich zusammenreißen, nicht wieder in Tränen auszubrechen.
Den Weg zum Auto aber auch die kurze Fahrt nach Hause verbringen wir beide schweigend. Ich kann spüren, dass er genauso leidet wie ich es tue. Leider verstehe ich trotz dessen nicht, wieso er sich so sehr um mich sorgt, mich beschützt und meinen Körper in Flammen versetzt und sich dann auf einmal so plötzlich zurückzieht.
»Wir sind da«, stellt Leo fest, als er das Auto auf dem Seitenstreifen parkt. Er schaltet den Motor aus. Ich sehe ihn an, jedoch erwidert er meinen Blick nicht und starrt stattdessen, die Hände weiter am Lenkrad, nach draußen.
Ich greife kurzentschlossen nach seiner Hand und streichele sie. In dieser Situation kann ich nicht anders. Ich kann nicht einfach aussteigen und ihn ziehen lassen - nicht so. Ich möchte mich vernünftig verabschieden. Auch wenn ich gerade nicht mal ansatzweise einen Abschied von ihm akzeptieren könnte.Nun sieht auch Leo mich an und ich kann in seinem Blick Trauer und Sehnsucht erkennen. Er dreht sich zu mir um und fährt mit seiner Hand in meinen Nacken. Er massiert meine angespannten Muskeln leicht und lässt mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Ich schließe die Augen und genieße die Berührung, die wohlmöglich die letzte sein wird. Allein seine Berührung reicht aus, um meinen Körper unter Strom zu setzen. Ich merke wie er sich nähert und spüre die Berührung seiner Lippen, die auf meine treffen.
Oh Gott, es fühlt sich so gut an. Erst jetzt merke ich, wie sehr ich mich nach dieser Berührung gesehnt habe. Und ich kann spüren, dass ihn die gleiche Sehnsucht quält.
Seine Hand ruht nun sanft in meinem Nacken. Seine Zunge bahnt sich langsam und sanft ihren Weg zu der meinen. Der Kuss ist so zart und dennoch so innig, dass sich mein gesamter Unterleib vor Sehnsucht zusammen zieht. Seine andere Hand greift nach meinem Arm und er macht mir damit unmissverständlich klar, dass er möchte, dass ich mich auf seinen Schoß setze. Widerstandslos folge ich der Aufforderung, klettere über die Mittelarmlehne und lasse mich auf ihm nieder. Seine starken Arme ziehen mich ganz fest an ihn heran. Er sieht mir tief in die Augen und beginnt den Kuss fortzusetzen. Und ohne groß überlegen zu können, bin ich ihm schon wieder verfallen. Seine kühlen Hände gleiten auf meinem Rücken unter mein T-Shirt und er beginnt meine nackte Haut zu streicheln. Plötzlich hämmert jemand wie wild gegen die Scheibe der Beifahrertür. Ich schrecke sofort zurück und mache mir bewusst, dass wir ja in einem nicht gerade unauffälligen Auto direkt vor meiner Haustür stehen. Nervös klettere ich schnell von Leo herunter. Ihm scheint die Situation jedoch überhaupt nicht unangenehm zu sein. In der Dunkelheit versuche ich zu erkennen, wer noch immer auf dem Bürgersteig vor dem Auto steht und entdecke dort Hannah.
»Verdammt, Leo. Ich muss los. Das ist meine beste Freundin Hannah. Ich schulde ihr eine Erklärung«, sage ich und steige ohne zu zögern aus dem Wagen aus. Hannah steht noch immer mit offenem Mund vor dem Wagen.
»Hallo Hannah, wollen wir hochgehen und reden? Ich muss dir wohl einiges erklären. Es ist so viel passiert.« Hannah nickt nur. Ich werfe Leo, der gerade ebenfalls aus dem Auto aussteigt einen kurzen Blick zu und signalisiere ihm, dass alles in Ordnung ist.
»Mach's gut, Lucy«, sagt er sanft, steigt in das Auto und fährt mit aufheulendem Motor davon.
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Faces - Enough for love?
RomanceLucy studiert PR und ist mit ihrem langweiligen Studentenleben mehr als zufrieden. Doch dieser Unfall und diese Begegnung stellen ihr ganzes Leben auf den Kopf. Sie ist eigentlich ein ganz braves Mädchen, aber plötzlich tut sie Dinge, die sie sonst...