»Ähm... das ist jetzt der Moment, wo du etwas sagen solltest«, sagt Zec und schaut mich erwartungsvoll an. Es ist, als wäre ich in eine Art Schockstarre verfallen. Ich weiß wirklich nicht, ganz ehrlich nicht, was ich dazu sagen soll. Mir fällt nichts dazu ein. Wenn er bei mir ist, habe ich das Gefühl, dass meine Wunden heilen. Er lenkt mich ab und baut mich auf. Er tut mir gut. Aber ich könnte niemals das Gleiche für ihn fühlen wie für Leo. Denn ich fühle noch für ihn. Irgendwo in einer Ecke meines Herzens, in einer ziemlich großen, ist nur Platz für Leo. Auch wenn diese Ecke momentan abgeschlossen ist.
Aber wenn ich Zec jetzt sage, dass ich nicht so fühle, dann wäre unsere Freundschaft vorbei. Wie sollen wir so eine Freundschaft weiterführen? Er würde erstmal Abstand benötigen und mein Herz würde erneut brechen. Ich brauche ihn einfach. Warum muss ich mich jetzt entscheiden? Für oder gegen eine Freundschaft. Ich wünschte, ich hätte eine wirkliche Wahl...»Ich...ich...bin einfach überrumpelt. Der Kuss... das war erst gestern und ich muss erstmal alles sacken lassen. Auch mit dem Baby, weißt du? Es ist alles so viel...«, versuche ich zu erklären. Obwohl ich eigentlich versuche ihm auszuweichen...
»Lucy, ich weiß. Aber ich würde das Kind niemals verstoßen. Ich würde es annehmen wie mein eigenes. Und ich lasse dir alle Zeit der Welt, die du für eine Antwort brauchst, ok? Ich wünsche mir nur nichts mehr als ein Leben mit dir zu führen. Gemeinsam. Hier auf dem Hof oder vielleicht auch zurück in der Stadt bei dir?«
Oh man... Zec, das geht jetzt aber echt verdammt schnell bei dir. Es ist so egoistisch von mir ihn mit einer Antwort hinzuhalten, die ich schon kenne. Aber ich kann im Moment nicht anders. Ich brauche ihn doch.
Ein falsches Lächeln stielt sich auf meine Lippe und ich nicke zustimmend.
»Sollen wir noch etwas trinken? In der Küche? Ganz zwanglos...
»Zec, tut mir leid. Ich bin total müde und würde gerne etwas schlafen«
»In Ordnung, dann lass ich dich jetzt allein«
Mit einem zarten Lächeln im Gesicht gibt Zec meine Hand wieder frei und geht ohne weiteren Kommentar aus meinem Zimmer. Lucy Richter, du steckst verdammt nochmal in der Klemme.....
Am kommenden Nachmittag treffe ich Hannah in der Küche. Den ganzen Vormittag habe ich mich gekonnt in meinem Zimmer verschanzt, damit ich Zec nicht über den Weg laufen muss. Die ganze Nacht über und noch immer quält mich mein schlechtes Gewissen. Ich hätte ihm direkt die Wahrheit sagen sollen. Ihm keine Hoffnungen machen. Aber ich konnte nicht anders.
»Magst du auch ein Stück Käsekuchen und einen Tee?«, fragt Hannah. Sie wird hier zur richtigen Haushälterin und kümmert sich total rührend um alle Mahlzeiten.
»Gern. Sag mal Hannah?«
»Mhm?«
»Wirst du jetzt sesshaft? Mit dem ganzen Kram der so dazu gehört?«
Grinsend dreht Sie sich zu mir um und schaut dann an ihrer Kochschürze herunter.
»Ich glaube schon. Und weißt du was das Beste daran ist? Es macht mir riesigen Spaß«
Schnell stehe ich auf und ziehe sie in eine Umarmung. »Hannah, das freut mich so für dich!«
»Danke! Aber nun mal zu dir. Was ist los mit dir und Zec? Mhm?«
»Ääh...«
»Du brauchst mir nichts vormachen. Ich sehe doch wie er dich ansieht.«»Ehrlich gesagt stecke ich ganz schön in der Klemme...«
Ich erzähle Hannah die ganze Geschichte. Von unserem Kuss bis hin zu seinem unerwarteten Liebesgeständnis und meiner ausgebliebenen Antwort. Hannah hört die ganze Zeit aufmerksam zu und ist sichtlich geschockt über seinen Lebenswunsch, der schon so konkret ist.»Das hätte ich gar nicht von ihm gedacht, dass er auch gerne eine Familie gründen möchte. Aber Lucy, ich weiß es wird schwer. Zec ist ein toller Kerl und gleichzeitig Thomas Bruder. Du musst ihm sagen, dass du seine Gefühle nicht erwiderst«
»Aber...ich...«
Ein Räuspern schreckt uns auf und unsere Köpfe fahren zur Terrassentür herum. Wir waren wohl so vertieft, dass wir sein Ankommen nicht bemerkt haben. Shit.
»Lucy... ist das wahr?« Zec starrt mich gekränkt an. Es sieht aus als wäre seine Welt zusammen gebrochen. FUCK! So war das nicht geplant...
Schnell stehe ich auf und eile zu ihm herüber. Ich will seine Hand ergreifen, doch er entzieht sie mir hektisch.
»Sag schon!«, fordert er nun wesentlich energischer.
»Zec... bitte. Lass uns darüber in Ruhe reden«
Resigniert schnaubt er. »Das ist auch eine Antwort, Lucy. Ich... warum hast du es mir nicht gesagt? Ich mache mir zum Vollhorst... Und du plauderst einfach beim Kaffee darüber...«
»Ich wollte es dir doch sagen. Zec, es tut mir leid. Ich fühle nicht genauso«, sage ich und schaue dabei betrübt zu Boden. Wie immer in solchen Situationen kann ich seinen Blick nicht ertragen.
»Ich muss hier raus«, stellt er klar und rennt aus der Tür.
»Verdammte Scheiße!!«, brülle ich.Zec hat sich nach meinem ungewollten Geständnis den ganzen Tag nicht mehr blicken lassen. Inzwischen hat Hannah auch Thomas eingeweiht und ihm erklärt was los ist. Sie hat ihn gebeten nicht sauer zu sein, ich wollte es ihm schließlich direkt heute erklären.
Die Stimmung beim Abendessen ist entsprechend getrübt. Jeder stochert nur wortlos in seinem Essen rum. Der Platz von Zec ist weiterhin leer.
»Ich gehe schlafen«, verkünde ich und entferne mich aus der Küche.
Im Schlafzimmer angekommen hoffe ich, dass Zec mir eine Nachricht geschickt hat oder vielleicht sogar auf meine geantwortet hat. Fehlanzeige. Dafür gibt es eine neue von Leo. Beim Durchlesen rutscht mir das Herz in die Hose...Leo, 21:15 Uhr:
Babe, ich vermisse dich so sehr!
Wenn du nicht bald nach Hause kommst und wir reden können, werde ich dich besuchen. Das meine ich todernst. Wann sehen wir uns wieder?
LeoOhne groß zu zögern tippe ich eine Antwort an ihn.
Ich würde mich freuen, wenn du mich morgen abholen könntest und wir das Wochenende bei dir verbringen könnten. Zum Reden! Dann sehen wir wie es läuft...
Und schon wieder bin ich super egoistisch. Wenn es hier mal nicht läuft, ergreife ich sofort die Flucht. Aber andererseits ich habe auch wichtigere Baustellen, die ich endlich mal in Angriff nehmen sollte. Leo zum Beispiel.
Leo, 21:34 Uhr:
Kann es kaum erwarten! Ich hole dich um 12 Uhr ab.
Habe eine Überraschung für dich, Babe!
Leo
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Faces - Enough for love?
RomanceLucy studiert PR und ist mit ihrem langweiligen Studentenleben mehr als zufrieden. Doch dieser Unfall und diese Begegnung stellen ihr ganzes Leben auf den Kopf. Sie ist eigentlich ein ganz braves Mädchen, aber plötzlich tut sie Dinge, die sie sonst...