Kapitel 81

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Das letzte Kapitel  - ich hoffe es zaubert euch ebenso
ein 
Lächeln ins Gesicht wie mir.

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Den ganzen Nachmittag habe ich überlegt, wie ich Leo das beichten soll. Im Grunde genommen waren wir bei dem ersten Kuss ja gar nicht richtig zusammen, sodass das eigentlich nicht verwerflich ist. Aber bei dem zweiten definitiv. Ich kann und werde das einfach nicht schönreden. Die Wahrheit und das gerade aus. Vor meinem geistigen Auge blitzen Bilder auf, wie Leo alles zu Schutt und Asche zerschlägt. Ich kann wirklich nur hoffen, dass er diesmal ausnahmsweise mal nicht ausflippt. Mein Herz schlägt wie wild, als ich in den Fahrstuhl steige, der mich in das Penthouse bringt. Es ist kurz vor Acht und habe, wie versprochen, die chinesischen Nudeln dabei. Als die Fahrstuhltüren sich öffnen befürchte ich, dass Leo noch nicht zu Hause ist, denn es ist alles dunkel.

»Leo? Bist du zu Hause?«, rufe ich durch den Flur. Prompt kommt eine Antwort: »Ja auf der Terrasse. Komm raus.«

Ich gehe durch den Flur und entdecke Leo auf der Terrasse. Umrundet von gefühlt einhundert Kerzen. Und er steht in der Mitte. Auf dem Boden sind Kissen ausgebreitet und decken. Es stehen hübsche Gläser dort und eine Flasche Wein. Als er mich im Türrahmen sieht, grinst er mich an und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

»Ähm... ich weiß etwas kitschig...«, fängt er an aber ich unterbreche ihn direkt.
»Nein. Es ist perfekt.« Ich gehe mit der Tüte in der Hand auf ihn zu und küsse ihn. Wie eine ausgehungerte. In einhundert Jahren könnte ich mir nicht vorstellen, dass ich davon jemals genug bekomme. Mit großen Augen reißt er sich von mir los.
»Lass uns was essen«, lenkt er ab. Diesmal habe ich keine Lust sein Verhalten zu hinterfragen. Also lasse ich mich neben ihn auf die Decke gleiten und packe die Nudeln aus, die ich uns mitgebracht habe. Es ist bereits dunkel und die ersten Sterne sind am Himmel sichtbar. Das ist nicht nur mega romantisch, sondern auch sehr gemütlich. Leo gießt mir ein Glas Wasser ein und sich ein Glas Wein, woraufhin ich einen Schmollmund ziehe.

»Tja, das gibt es die nächsten Monate nur für mich«, schmunzelt er und erhebt sein Glas um mit mir anzustoßen. »Auf...«, fängt Leo an und scheint zu überlegen auf was wir anstoßen könnten.
»Auf unsere kleine Familie? Auf unser Penthouse? Auf das du ab sofort alles mit mir teilen darfst? Auf meinen Einzug?«, grinse ich ihn an. Sofort werden Leo's Augen groß.
»Du hast dich entschieden?«
»Ja habe ich. Ich habe mich für dich entschieden. Ich möchte hier bei dir wohnen und ich möchte diese Familie mit dir. Aber vorher muss ich dir noch etwas beichten...«
Leo schaut mich nun verunsichert an. Wir stellen unsere Gläser ab und ich ergreife seine Hände.

»Lucy, du machst mir Angst«, sagt er kleinlaut.
»Du darfst dich jetzt nicht aufregen, ok? Ich werde dir jetzt alles erzählen. Die reine Wahrheit und ich hoffe, dass du zuhörst und nicht voreilig handelst, ok?«
»Ok«, sagt er und schluckt hart.
»Also...Ich habe Zec geküsst. Zwei Mal. Einmal, weil ich verzweifelt war und...« Ich spüre wie sich sein ganzer Körper anspannt. Zum Zerreißen anspannt. Seine Hände werden feucht und sein Kiefer mahlt. Bitte, flehe ich innerlich. Lass ihn nicht durchdrehen und setze schnell fort:
»... und einmal, weil ich Zec beweisen wollte, dass da nichts ist. Der erste Kuss war als ich auf dem Gestüt war und der zweite gestern.« Urplötzlich reißt Leo schnaubend seine Hände fort und fährt sich durch die Haare.

»Bitte, Leo. Flipp nicht aus. Ich hab ihm gestern klar gemacht, dass wirklich nichts zwischen uns ist. Der andere Kuss war nur...«
»Bitte, hör auf Lucy!«, knirscht er. Ich kann sehen wie sehr er mit sich ringt und bin unglaublich froh, dass bisher noch nichts durch die Wohnung geflogen ist.

»Ich wollte nur ehrlich sein...«
Leo schnaubt ein weiteres Mal. »Also gut. Und mehr war da nicht? Versprochen?«, erkundigt er sich.
»Nein. Ich schwöre es!«, sage ich sofort.
»Okay, komm her.«
Leo zieht mich in seinen Arm. Mein Ohr liegt auf seiner Brust und ich kann sein Herz schlagen hören. Es schlägt schnell und sehr laut.
»Leo, es tut mir leid«, murmle ich an seiner Brust und hoffe, dass er endlich was dazu sagt.
»Der erste Kuss... ist ok. Wir waren eh nicht richtig zusammen und ich habe dich alleine gelassen. Das war meine Schuld. Ganz allein meine. Den zweiten nehme ich dir übel, Lucy. Aber ich vergebe dir. Weil ich dich liebe. Weil ich will, dass das hier funktioniert. Und auch, weil ich vieles verbockt habe und auch du mir immer verziehen hast. Aber du kannst dir sicher sein, wenn er sich nicht fernhält...«
»Das wird er... ich war mehr als deutlich...«

»Gut. Aber falls nicht, dann gnade ihm Gott. Ich beschütze meine Familie ab sofort und ich akzeptiere weder Eindringlinge noch Saboteure!«
»Ok.«
Leo zieht mich noch fester an seine Brust. »Und wir versuchen es jetzt wirklich?«
»Mhm... wenn du willst«, murmle ich. In Sekundenschnelle wirbelt mich Leo herum und küsst mich stürmisch. Als ich nach zwei Minuten intensiven Herumknutschens kaum noch Luft bekomme, stoße ich ihn schließlich leicht weg.

»Du hast dich echt zurückgehalten, was?«, frage ich ihn leicht außer Atem. Daraufhin nickt Leo nur benebelt und zieht mich wieder auf seinen Schoß. Seine Hände fahren unter meinem Shirt den Rücken rauf und unsere Zungen tanzen einen verführerischen Tanz. Ich bin wie Wachs in seinen Händen. Er kann machen, was er will und mein Herz würde trotzdem ihm gehören. Ich bin ihm verfallen mit Haut und Haaren. Von dem Tag an, als ich Leo das erste Mal gesehen habe bis heute. Die ganze Zeit. Es war immer er. Er hat meine Mauern zum Einsturz gebracht, er hat mein Herz gewonnen und gewärmt. Auch wenn es nicht einfach war und wir immer wieder umeinander kämpfen mussten, so hat er heute mich und ich ihn gewonnen. Wir sind wieder eins und mehr wünsche ich mir für mich und mein Baby nicht. Er ist meine Luft zum Atmen, meine Medizin bei einer Panikattacke. Ich liebe ihn von Kopf bis Fuß.

»Du und ich...«, murmelt an meinen Lippen. »Von jetzt an für immer.«
Eine Träne entweicht mir, weil seine Worte mein Herz berühren. Er küsst sie sanft weg und ich murmle zurück: »Von jetzt an, für immer.«

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt