Kapitel 41

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Als wir am Heathrow Flughafen in London landen ist es schon später Nachmittag. Trotz des schnellen Flugs bin ich trotzdem ziemlich kaputt und froh darüber, dass Leo den Weg genau kennt. Außerhalb des Gebäudes wartet eine schwarze Limousine auf uns. Der Fahrer nimmt Leo den Koffer ab und wir setzen uns hinein.

»Ich saß noch nie in einer Limousine«, stelle ich verblüfft fest. Das ist echt ein Traum. Ich glaube jemand muss meine Seifenblase mal platzen lassen, damit ich mich wieder daran erinnere, was wir eigentlich besprechen wollten.

Mit aufgerissenen Augen starre ich Leo an: »Verdammt! Du hast mir nicht gesagt, dass ich Übernachtungssachen benötige. Ich habe nicht mal meine Zahnbürste dabei?«

»Wir besorgen dir alles. Mach dir keinen Kopf«

Erleichtert lehne ich mich bei Leo an und murre: »Du weißt, dass das nicht nötig gewesen wäre.«

»Jap. Weiß ich«, entgegnet er belustigt.

Die Limousine setzt sich in Bewegung und trotz meiner Aufregung nicke ich zufrieden an Leo's Schulter ein. Ich atme seinen Geruch ein und fühle mich geborgen. Und zu Hause. Egal wo wir uns auf der Welt gerade befinden würden.

Leo stupst leicht meine Schulter an. »Lucy, wir sind da«, flüstert er mir zart in mein Ohr und ich bekomme direkt eine Gänsehaut.

»Gut geschlafen?«, fragt er, woraufhin ich nur ein ja murmeln kann. Er greift nach meiner Hand und zieht mich aus dem Auto. Wir stehen vor einem riesigen Gebäude, was in meiner Welt schon locker als Wolkenkratzer durchgeht.

Eigentlich wollte ich gerade fragen, ob wir in das Gebäude müssen, als Leo mich schon hinter sich herzieht.

»Schön Sie wiederzusehen Prof. Heine. Ihr Apartment ist bereits hergerichtet«, ruft jemand vom Empfangstresen herüber.

Soso... dekadenter geht es ja wieder kaum. Leo schiebt mich zum Fahrstuhl und wir fahren in den zehnten Stock. Insgesamt gibt es 21 Stockwerke, wir sind also noch in der Mitte.

»Du hast also auch eine Wohnung in London?«, frage ich halb vergnügt und halb erstaunt.

»Jepp...«

Wir erreichen das Stockwerk. Als wir aussteigen haben wir nur die Wahl zwischen zwei Türen. Leo nimmt die linke Tür und öffnet mit seinem Schlüssel die Tür. Und es ist wunderschön! Ganz ganz anders als erwartet. Es ist sehr dunkel möbiliert und sieht aus wie in einem sehr alten englischen Pub. Nur halt in hochwertig. Als wir in das Wohnzimmer treten sieht dies wesentlich heller aus. Hier gibt es sogar Stuck an der Decke. Das Wohnzimmer erstreckt sich über zwei Etagen. Es gibt auch eine Empore auf der steht das Bett. Die große Fensterfront ermöglicht den Blick auf die Themse.

»Ich glaube ich träume. Wie lange bleiben wir jetzt hier?«

»Solange du willst...«, sagt er. Mein Blick schweift durch das Apartment als Leo ergänzend hinzufügt »Und solange du mich noch willst.« Dabei senkt er schämend den Blick.

»Leo, ja wir müss«, weiter komme ich nicht, denn Leo schneidet mir das Wort ab.

»Shhht. Du brauchst nichts sagen. Ich bin dran und ich muss dir dringend was erzählen.«

»Dann mal los...«

»Können wir uns setzen? Und magst du vielleicht was trinken? Mr. Baker hat extra eingekauft. Wir haben auch Wein oder Bier.«

»Nein. Wir müssen das erst hinter uns bringen. Wenn ich anfange darüber nachzudenken werde ich ganz schön sauer.«

»Ok, ok!« Entschuldigend hebt Leo seine Hände in die Luft.

»Also... Das was ich in der Tiefgarage getan habe, war scheiße. Du hast mir zurecht eine geknallt und ich glaube erst danach bin ich aufgewacht. Weißt du in der Zeit, in der ich mich nicht gemeldet habe, habe ich alles geregelt. Ich war auf Sylt und habe die Immobilien, die ich nicht rechtmäßig gekauft habe, weiterverkauft. Also Lynn kann erzählen, was sie will. Es gibt keine Leichen mehr in meinem Keller. Und weil ich weiß, dass sie dafür zu Rechenschaft gezogen werden muss, habe ich auch mit meinem Vater gesprochen. Lynn wurde gekündigt. Du kannst also frei entscheiden, ob du sie anzeigen willst oder nicht.«

Gespannt habe ich jedes seiner Worte in mir aufgesogen. Ich bin so froh, dass diese Erpresser-Sache endlich geregelt ist. Das stand uns und unserer Beziehung einfach im Weg.

»Danke. Das du alles geklärt hast. Wirklich.« Unruhig rutscht Leo auf seinem Stuhl herum. Bis er endlich sagt, was ihm durch den Kopf geht: »Meinst du wir haben jetzt eine echte Chance? Ich würde es mir so sehr wünschen«

»Ich denke ja.«

Mit dem ich das „ja" ausgesprochen habe, springt Leo von seinem Stuhl auf, welcher nach hinten umkippt. Greift nach meinem Handgelenk, zieht mich auf die Beine und drückt seinen Mund so euphorisch auf meine Lippen, dass ich fast keine Luft mehr bekomme.

»Danke«, flüstert Leo an meine Lippen.

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt