Kapitel 71

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Da ihr länger als gewohnt auf mein nächstes Kapitel warten musstet wird dies etwas länger. Mich haben immer wieder Nachrichten erreicht, wann es endlich weitergeht. Ich schreibe, weil es mir Spaß macht und weil ich in eigene Traumwelten abtauchen kann. Nicht weil es mein Beruf ist. Da ich Vollzeit arbeite und nebenbei berufsbegleitend studiere, können die Kapitel dann manchmal ein bisschen auf sich warten lassen... Ich fänd es toll, wenn manche davon absehen könnten "Hassmails" an mich zu formulieren und sich einfach freuen würden, wenn ein weiteres Kapitel kommt.

Dies Kapitel widme ich meinen treuen Leser die stets geduldig auf das nächste Kapitel warten und deren Kommentare mein Herz zu schmelzen bringen - ich danke euch!

....



»Danke«, murmle ich und nehme die Teetasse von Hannah entgegen. Inzwischen ist es draußen schon fast dunkel. Ich bin nämlich etwas länger eingenickt und niemand war so frei mich zu wecken.

»Hast du gut geschlafen?«

»Super. Das Zimmer und die Atmosphäre hier sind unglaublich. So ruhig und entspannend«, erkläre ich meine Gefühlslage.

Hannah nickt nur und widmet sich dem Abendessen. In der Küche duftet es bereits köstlich nach frischer Bolognese und ich spüre wie mein Magen knurrt. Mal wieder habe ich den Tag über versäumt etwas zu essen. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, schließlich sagen alle immer man muss für zwei essen.

»Kannst du schon mal den Tisch decken, Lucy? Das Essen ist gleich fertig. Ich hole Thomas eben aus dem Stall.«

»Klar!«

Hannah schlüpft in ihre schwarz gepunkteten Gummistiefel und verschwindet über die Terrassentür. Ein brauche ein paar Schranktüren, bis ich endlich die tiefen Teller und die Gläser gefunden habe. Ich zünde die Kerze auf dem Tisch an und schalte eine Lampe auf der Fensterbank ein. Es ist so unglaublich gemütlich hier. Ganz warm und ich fühle mich so geborgen wie schon lange nicht mehr.

»Das riecht köstlich. Ich habe einen riesen Hunger«, sagt Thomas als er mit Hannah im Schlepptau die Küche betritt.

»Nochmal vielen Dank, dass ich mitkommen durfte. Es ist wunderschön hier.«

»Aber na klar! Lucy, du kannst solange bleiben wie du magst« Dabei grinst er über beide Ohren. Er ist ein echter Glücksfang und ich hoffe, dass Hannah das weiß und ihn festhält. So stelle ich mir meinen Mann vor. Liebevoll, zuvorkommend, mit einem guten Job und einem gemütlichen zu Hause für mein Baby.

»Lucy?« Hannah schaut mich verwundert an und hält mir meinen Teller mit Spaghetti vor die Nase.

»Ähh... sorry! War in Gedanken...«

Das Essen schmeckt köstlich. Innerlich freue ich mich bereits riesig das Zec morgen kommt. Nicht nur weil ich ihn so lange nicht gesehen habe, sondern auch weil ich mich dann nicht mehr wie das dritte Rad am Wagen fühlen muss. Mir entgeht nicht, dass Thomas und Hannah die ganze Zeit romantische Blicke austauschen. Sicherlich hätten sie gerne ein Candle Light Dinner zu zweit, weshalb ich mich kurzerhand in mein Zimmer verabschiede.

»Leo, das meinst du nicht ernst!«
»Doch. Es war schon immer so. Lucy, werde meine Frau!«
Leo steht mit einem riesigen Strauß Rosen vor mir. Ich spüre den Sand an meinen nackten Füßen. Wir sind am Meer und die Luft berauscht mich. Mein Traummann steht vor mir und hält um meine Hand an. Ich kann es nicht glauben. Als ich an mir herunter blicke kann ich meinen großen Bauch erkennen. Das Baby ist schon riesig und ich fühle mich wie eine runde Murmel.

»Ja. Ich will deine Frau sein. Und du wirst ein guter Vater sein«
»Ein Vater?«
»Ja. Leo, das Baby!« Ich schaue erneut auf meinen Bauch und streichle ihn. »Es ist dein Sohn!«

»Nein. Es ist nicht mein Baby. Ich will dich. Ohne Kind«
Meine Beine geben nach und ich sinke zerstört in den Sand. Das kann nicht sein Ernst sein...

Verschwitzt schrecke ich aus meinem Traum auf und fahre mir durch meine Haare. Warum muss ich denn ausgerechnet jetzt so einen Müll träumen? Ich greife nach meinem Handy, in der Hoffnung, dass sich Leo gemeldet hat. Fehlanzeige. Die Tatsache versetzt mir einen Stich. Warum meldet er sich denn nicht? Vielleicht will er wirklich gar kein Vater sein. Es ist bereits fünf Uhr in der Früh und ich entschließe mich für einen Spaziergang. Ich kann jetzt eh nicht mehr schlafen. Schnell werfe ich mir meinen Morgenmantel über, schlüpfe in meine Hausschuhe und mache mich auf den Weg zu den Stallungen.

Es ist gar nicht so kühl wie gedacht und mein Morgenmantel reicht für einen kleinen Spaziergang aus. In der Stallung angekommen riecht es wunderbar nach Pferd und Heu. Einige Pferde schnauben sogar, als ob sie mich begrüßen würden. Nachdem der erste Eindruck dieser beeindruckenden Tiere gewichen ist, frisst mich wieder das Gefühl aus meinem Traum auf. Es fühlte sich so echt an. Was ist wenn er es wirklich nicht will oder wenn er kein guter Vater sein kann? Wenn es einfach nicht klappt? Wenn er einfach nicht so sein kann wie Thomas? So standhaft und legal... Meine Stimme in meinem Kopf meckert direkt los: Hallo? Er ist Arzt... Ja jetzt. Und davor? Er hat eine dunkle Vergangenheit. Was wenn ihm der Job irgendwann nicht mehr zusagt? Was passiert dann mit uns?

Tränen überkommen mich und ich sacke an der Wand der Stallungen zu Boden. Ich schluchze. Warum kann ich keine Bilderbuchschwangerschaft haben? Wie im scheiß Fernsehen. Der Mann kommt mit zum Arzt, er schaut auf den Ultraschall und bekommt Tränen in den Augen oder er macht den Test am besten direkt zusammen mit der Frau...
»Scheiß Fernsehen!«, fluche ich halbschluchzend. So eine Bilderbuchscheiße gibt es gar nicht. Nicht in meiner Kindheit und nicht mal in der meines Kindes. Diese Tatsache bringt mich erneut zum Weinen.

»Lucy?«, ertönt eine leicht panische Stimme am anderen Ende der Stallungen.

»Was ist los? Alles klar?« Im Augenwinkel kann ich Zec erkennen der auf mich zugestürmt kommt. Er kniet vor mir nieder und versucht mir die Hände aus dem Gesicht zu nehmen.

»Was ist denn passiert. Lucy, schau mich an« Sein liebevoller Ton lässt mich kurz aufblicken. Er legt seine Hand auf meine Wange und wischt meine Tränen weg.
»Es...es...es ist wegen dem Baby«, presse ich schluchzend hervor.
»Was ist mit deinem Baby?«
Erschrocken ziehe ich die Augenbrauen hoch. »Du weißt davon?«
»Ja. Thomas... hat mir. Naja er hat es mir gesagt. Das war doch in Ordnung, oder?«

Stumm nicke ich.

»Geht es dem Baby gut?«, fragt er weiter.
»Ja, es ist nur... ich... ich habe gar keinen richtigen Vater dazu. Das tut so weh. Ich kann meinem Kind nicht bieten, was ich mir immer gewünscht habe«

Grob fässt Zec nach meinen Handgelenken und zieht sie entgültig vor meinem Gesicht weg. »Sag so etwas nicht. Du kannst ihm so viel bieten. Du bist wunderschön, du hast ein reines Herz und bist so liebevoll. Du wirst dich immer um ihn kümmern und für ihn da sein. Du bist schlau und hast eine tolle Schulbildung und kannst deinem Kind was beibringen. Und du hast tolle Freunde. Wir sind immer für dich da«

»Danke, Zec. Sowas liebes denkst du wirklich von mir?«

Zec nickt und nähert sich langsam meinen Lippen. Mein Herz beginnt automatisch schneller zu schlagen und mein Blick klebt auf seinen Lippen. Er wird mich doch nicht... In diesem Moment verblasst mein Gedankenchaos, denn Zec's Lippen treffen auf meine. Zart und liebevoll. Aufmunternd und wertschätzend. Der Kuss heilt auch meine kaputte Seele und meinen Schmerz.

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt