»Hey Babe«, flüstert mir Leo sanft in mein Ohr, sodass ich direkt zufrieden die Augen aufschlage, obwohl ich eigentlich noch müde bin.
»Hey...«, knurre ich.
»Kann ich dir was verraten?«, fragt er und ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht.
»Na klar«, murmle ich und strecke mich zufrieden unter der warmen Decke.
»Ich hab noch nie bei einer Frau übernachtet. Naja also das hier war eine Premiere.«
Zufrieden seufzt er und zieht mich in eine fest Umarmung. Ich kuschle mich direkt fester an ihn und genieße die ruhige Atmosphäre. Wäre da nicht schon wieder mein Magen. Scheiße.
»Mir ist schon wieder so übel«, beichte ich Leo. Genervt rolle ich mich den Augen und lasse meine Hand auf meinen Magen gleiten. Leo lässt direkt von mir ab, sodass ich mich auf den Rücken legen kann.
»Vielleicht sollte ich dich mal untersuchen«, grinst er spitzbübisch.
»Soweit ich weiß bist du Chirurg und kein Internist. Ach und... nicht witz...«, weiter komme ich nicht, denn ich stürme schon zur Toilette. Da mein Magen völlig leer ist, kommt bis auf ein Würgen nichts raus.
»Babe, geh doch mal zum Arzt, mh?«, sagt er als er das Bad betritt und sich auf dem Badewannenrand niederlässt. Zärtlich nimmt er meine Haare und legt sie mir auf den Rücken, damit sie nicht in die Toilette hängen.
»Vielleicht hast du recht.«, gebe ich resigniert zu und ergänze: »Mein Hausarzt hier ist um die Ecke. Ich werde heute hingehen.«
»Gut.«, zufrieden nickt er. »Und Uni fällt heute aus, klar?«
»Mhm...«, murmle ich zustimmend.
Langsam richte ich mich wieder auf und putze meine Zähne. Diese Kotzerei ist echt elend. Aber das Leo dabei zusehen muss, ist noch viel elender.
Die Renovierungsarbeiten in Leo's neuer Praxis sind noch nicht abgeschlossen, obwohl die Neueröffnung schon für die kommende Woche geplant ist. Er meinte, er müsse den Handwerkern heute auf die Finger schauen, als er sich vorhin verabschiedet hat.
Ich habe zugestimmt zum Hausarzt zu gehen und mache mich daher wie versprochen auf den Weg. Eine unglaubliche Ewigkeit muss ich im Wartezimmer verharren, ehe ich aufgerufen werde. Um mich herum sind alle am Schniefen, vermutlich gerade eine Grippewelle.
»Frau Richter bitte«, sagt die freundliche Stimme der Arzthelferin und ich folge ihr nickend in das Sprechzimmer. »Dr. Mertens kommt gleich«, sagt sie und lässt mich alleine zurück.
Es dauert wieder eine gefühlte Ewigkeit bis der Arzt endlich kommt. Ich schaue mir das Sprechzimmer an und mein Blick bleibt an einem Bild hängen. Es zeigt die Toskana und bei wird mir klar, dass ich noch niemals in Italien war.
Meine Gedanken werden gestört, als Dr. Mertens den Raum betritt.
»Hallo Frau Richter, wie geht es Ihnen?«, erkundigt er sich.
»Geht so...Seit gestern Abend muss ich mich ständig übergeben«, erkläre ich meine Beschwerden.
»Haben Sie auch Bauchschmerzen oder müssen Sie sich nur übergeben?«
»Ne, mir wird urplötzlich übel.«
»Hatten Sie in letzter Zeit Geschlechtsverkehr?«, erkundigt er sich weiter und ich ahne auf was er hinaus will. Denken die denn immer nur in eine Richtung? Das kann gar nicht sein.
»Ja... und ich verhüte.«
Dr. Mertens fängt an zu schmunzeln. »Nehmen Sie also die Pille?«
»Ja.«
»Ich würde gerne einen Ultraschall machen, dann können wir alles ausschließen, okay? Falls wir da nichts finden können würde ich einmal Blut abnehmen, um einen Virus auszuschließen.«
»Ja ok.«
Dr. Mertens erhebt sich und lässt die Jalousien herunter, damit er auf dem Ultraschall etwas erkennen kann.
»Legen Sie sich bitte hin und machen Sie ihren Bauch frei. Es wird dann gleich kurz kühl«
Ich nicke nur und ziehe mir nervös mein Shirt nach oben. Das ist einfach nen schlechter Witz. Niemals könnte ich... ich kann es nicht mal denken.
Dr. Mertens verteilt das Gel auf meinem Bauch und ich zucke nervös zusammen.
»So, dann schauen wir mal...«
Es vergehen einige qualvolle Sekunden ehe er sich erneut zu Wort meldet: »Ich kann erstmal nichts auffälliges feststellen. Sie sollten dennoch einen Schwangerschaftstest machen. Es kann sein, dass es zu früh ist. Wir würden noch Blut abnehmen und können es mittesten... Oder sie machen erstmal einen Urintest zu Hause. Dann nehmen wir das Blut nur für den Virus«
Möglicherweise hat er gemerkt, dass ich mich zunehmend unwohler fühle und hat mir deshalb die Urintest-Variante angeboten. Und ja, es ist mir lieber. Aber es wird ein negatives Ergebnis herauskommen. Das weiß ich. Man spürt sowas ja.
»Ja, danke. Ich mache einen Urintest parallel.«
Dr. Mertens nickt zufrieden, verabschiedet sich und verlässt den Raum.
Auf dem Weg nach Hause wird mir schon wieder übel. Vielleicht auch wegen des Gedankens den mir Dr. Mertens verschafft hat. Ich darf nicht schwanger sein... Da ich aber auch jemand bin der Gewissheit braucht, gehe ich direkt zur Apotheke und besorge mir einen Test. Dabei ignoriere ich die komischen Blicke des Apothekers.
Zu Hause angekommen studiere ich die Packungsbeilage. Ich habe mir extra einen Test gekauft bei dem dann entweder „schwanger" oder „nicht schwanger" steht. Auf diese Zeichenraterei habe ich nämlich keine Lust.
Nervös tippe ich mit meinem Fuß auf dem Boden. Ich sitze auf dem Toilettendeckel und starre den Test an. In zwei Minuten weiß ich mehr. Doch diese Minuten sind so ewig lang, das mir fast schwindelig wird. Wäre da nicht schon wieder die Übelkeit. Schnell hebe ich die Klodeckel hoch und befördere mein Frühstück wieder in die Schüssel. Verdammte kacke. Mein Handy piept genau in dem Moment und die eingestellte Stoppuhr signalisiert mir, dass die Zeit um ist. Erschöpft greife ich nach dem Test und starre auf das Ergebnis.
Dort entdecke ich die Großbuchstaben „NICHT SCHWANGER" und atme erleichtert auf. Puuuuuh... Nur woher kommt die verdammte Übelkeit? Ich hoffe der Bluttest hilft mir weiter.
Zufrieden greife ich nach meinem Handy und teile Leo mit, dass der Arzt noch sucht, ich aber nicht schwanger bin.
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Faces - Enough for love?
RomanceLucy studiert PR und ist mit ihrem langweiligen Studentenleben mehr als zufrieden. Doch dieser Unfall und diese Begegnung stellen ihr ganzes Leben auf den Kopf. Sie ist eigentlich ein ganz braves Mädchen, aber plötzlich tut sie Dinge, die sie sonst...