Kapitel 70

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Das Auto indem wir sitzen ruckelt und ich wache aus meinem Sekundenschlaf auf.

»Wir sind gleich da«, murmelt mir Hannah zart ins Ohr. Langsam öffne ich meine Augen und sehe wirklich beeindruckend grüne Wiesen und Felder. Wir fahren über einen Schotterweg und es ist weit und breit keine Straße zu sehen. Lediglich der Staub den wir aufwirbeln zeigt menschliches Leben. Aber nicht anders hätte ich mir die Umgebung eines Reiterguts vorgestellt.

Nachdem mich Leo vor ein paar Tagen nach Hause gefahren hatte herrschte wieder Funkstille. Er hat sich erstmal nicht mehr gemeldet, obwohl ich ihm eigentlich deutlich gemacht habe, was er nun tun soll. Ich will, dass er sich wie ein Vater verhält. Mir zeigt, dass er es ernst meint. Direkt als ich meine Wohnung erreicht habe, habe ich Hannah angerufen und sie angemotzt, was ihr anfallen würde einfach Leo zu schicken. Aber dann hatte sie eine passende Ausrede parat und alles war wieder vergessen. Wobei ich mir bei dieser Ausrede noch immer nicht sicher bin und weiterhin vermute, dass sie dieses zufällige Treffen eingefädelt hat. Wie dem auch sei, ich habe die letzten Tage nicht nur damit verbracht zu arbeiten, über Leo zu grübeln und meine Zukunft zu planen – nein ich habe mich auch noch mit Stuarts auftauchen beschäftigt und überlegt, ob ich nicht eventuell doch mit ihm zur Therapeutin gehen sollte. Diesen Gedanken waren jedoch zu einhundert Prozent eigennützig. Denn ich dachte dabei an mein Baby. Ich will keine Scherben aus der Vergangenheit mehr mit in diese Zukunft nehmen.

Hannah hatte mich kurz darauf überzeugt, mir eine kleine Auszeit zu nehmen und Sie und Thomas auf das Gestüt seiner Eltern zu begleiten. Wenn Leo davon wüsste, wäre er sicherlich nicht zufrieden mit dieser Entscheidung. Da er sich allerdings nicht bei mir meldet, weiß er davon auch nichts.

»Du wirst es lieben, Lucy! Danach willst du gar nicht mehr weg«, erklärt mir Hannah. Dabei dreht sie sich vom Beifahrersitz des Range Rovers zu mir um. Ihr Gesicht strahlt und ich habe sie lange nicht so glücklich gesehen wie heute. Thomas scheint ihr gut zu tun und ich freue mich so sehr für sie.

»Ich bin gespannt! Leo hat sich noch immer nicht gemeldet...«

»Lucy, du hast ihm gesagt er soll es dir beweisen. Er soll eine Vaterrolle übernehmen und du hast gesagt, dass du Zeit brauchst. Dann liegt es doch nah, dass er dich nicht beengt oder?«

»Ich will mich ja nicht einmischen«, kommt es von Thomas, doch Hannah unterbricht ihn direkt: »Ähh... Tust du aber, Schatz!«

»Jetzt lass mich doch auch mal was sagen, SCHATZ! Ich glaube er klügelt erst mal einen Plan aus, Lucy. Das er dich liebt, steht außer Frage. Im Rules ist er bei deinem Anblick geschmolzen«, erklärt Thomas.

»Da wusste er ja nicht, dass er Vater wird«

Zwanzig Minuten später biegt der Range Rover auf einen weiteren Schotterweg ab. Links und rechts vom Weg erstreckt sich ein weißer Holzzaun, der die Pferdewiesen abtrennt. Darauf stehen wunderschöne dunkle und hellere Pferde. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie man diese Rasse oder gar die Farbe nennt, aber sie sind wunderschön und anmutig.

Durch die Windschutzscheibe kann ich das Herrenhaus sehen. Die Allee führt schnurstracks darauf zu. Eine wohlige Atmosphäre überkommt mich, als wir schließlich aus dem Auto steigen. Das Haus ist unglaublich groß. Es ist ganz in Weiß gehalten und man muss zum Eingang einige Treppenstufen bewältigen. Fensterläden und Türen sind ebenfalls in Weiß gehalten und vermitteln einen hochwertigen Eindruck.

»Herzlich Willkommen auf unserem Gut. Meine Eltern sind wieder auf Turnieren unterwegs, weshalb du sie leider nicht kennen lernen kannst. Zec ist ebenfalls mit unterwegs, sollte jedoch morgen dazu stoßen. Er lässt die letzten Rennen der Saison aus.«

»Schade. Aber immerhin kann ich Zec morgen wieder sehen! Es ist gefühlt ewig her. Könnt ihr mir mein Zimmer zeigen? Meine Füße werden schon wieder so dick und ich brauche dringend ein Nickerchen«

»Klar!«

Thomas nimmt meine Tasche aus dem Kofferraum und führt mich in das beeindruckende Haus. Von innen erinnert es mich nicht mehr an eine Stadtvilla, sondern eher an ein urgemütliches Landhaus. Nur das es hier eben alles ganz hell ist. Direkt neben der Treppe geht im Erdgeschoss ein kleiner Flur ab. Drei geschlossene Türen deuten weitere Zimmer an, auf die letzte steuert Thomas zu.

»So, das ist dein Zimmer. Die Tür gegenüber ist das Bad – das hast du für dich alleine. Hannah und ich schlafen oben. Komm erstmal an, wir sehen uns einfach später«

Zufrieden nicke ich und Thomas geht zufrieden aus dem Zimmer. Es ist klein, aber wunderschön und ich fühle mich sofort wohl. Von hier aus habe ich Blick auf die Pferdewiesen und kann den Tieren beim Galoppieren zusehen. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und lasse den Tag Revue passieren. Ich freue mich, dass ich Zec morgen treffen kann. Ich habe ihn schon so lange nicht gesehen und muss ihm unbedingt persönlich von dem Baby erzählen.
Zufrieden streichle ich meinen Bauch und spüre wie die Anspannung der letzten Tage etwas nachlässt. Binnen Sekunden nicke ich ein.

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Für alle die es nicht erwarten können, morgen Vormittag kommt ein weiteres neues Kapitel.
Gibt es für Lucy und Leo wohl ein Happy End? 

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt