Kapitel 42

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In dieser Nacht machen wir beide kein Auge zu. Allerdings nicht weil uns in irgendeiner Form unwohl ist, sondern weil wir einfach die Zeit genießen. Ich rolle mich in das Bettlaken ein und setze mich an den Rand.

»Nicht gehen«, seufzt Leo und streichelt mit seiner Hand über meinen nackten Rücken.

»Nein«, grinse ich. »Ich muss nur mal um die Ecke.«

»Mach schnell...«

Als die Sonnstrahlen durch die Fensterfront im mein Gesicht scheinen und ich leichtes Geklimper wahrnehme, öffne ich langsam die Augen. Ich bin so unbeschreiblich glücklich. Die Nacht war der absolute Wahnsinn. Leo war unglaublich zärtlich und schon nach wenigen Minuten stand ich immer wieder unter nie endendem Feuer.

Ich ziehe Leo's weißes T-Shirt über und gehe die Treppe der Empore hinunter in den Wohnbereich. Leo steht am Herd und brät Panncakes.

»Es riecht super! Da bekomme ich direkt hunger!«

Leo wackelt anzüglich mit den Augenbrauen. »Kommt das nicht eher von letzter Nacht?«

Spielend gebe ich ihm einen Klaps auf den Oberarm.

»Aua!«, beschwert er sich empört.

»Tu doch nicht so! Das war gar nichts...«

»Stimmt, dein rechter Haken ist eigentlich übler«

Wir brechen beide in Gelächter aus. Gestern hätte ich darüber noch nicht gelacht und ich bin froh, das alles geklärt ist.

»Mein Vater möchte dich kennenlernen. Was meinst du?«

»Das klingt nach einem super Plan. Hast du schon eine Idee wann?«

»Er lädt uns zu sich zum Essen ein. Wenn wir wieder zu Hause sind...«

»Ich bin dabei!«

Während des Frühstücks überlege ich seine Worte vom Flughafen noch einmal anzusprechen. Verdammt er ist Arzt. Wieso rettet er denn keine Leben? Was macht ihm denn kein Spaß daran? Ich muss ich unbedingt nochmal danach fragen, will den schönen Moment jedoch nicht zerstören, weshalb ich meinen Gedanken erstmal wieder verdränge

»Lust auf eine kleine Shopping-Tour? Immerhin brauchst du frische Unterwäsche.« Leo grinst mit verschmitzt an.

»Alles klar. Aber ich will normale Sachen. Komm mir nicht mit irgendeinem Luxus Zeug. Das boykottier ich!«

»Jaja...«

Kurze Zeit später hält die Limousine in der Innenstadt vor Harrods. Dem riesigen Einkaufcenter. Ich habe Leo lange genug bearbeitet, dass ich mir das Highlight nicht entgehen lassen will, wenn ich schon mal in London bin.

»Also du brauchst Unterwäsche, ne neue Jeans oder so und ein paar Pullover. Schuhe und was du sonst noch so magst.«

»Danke für die Hinweise! Und was brauchst du?«

»Ich habe meinen Koffer dabei, weißt du?«

Ich ziehe einen Schmollmund: »Aber ich will Dir auch etwas aussuchen...«

»Mhm... mal sehen! Erstmal müssen wir in die Damen-Abteilung.«

Oben angekommen fängt Leo schelmisch an zu grinsen.

»Was?«, schaue ich ihn fordernd an, endlich mit der Antwort rauszurücken.

»Was glaubst du, was es hier für Kleidung gibt?«

»Ähh... na normale und teurere Sachen?«

»Falsch!« Leo lacht sich halb schlapp. »Nur Designermode. Aber ich wollte dir deinen Wunsch nicht abschlagen.«

»Oh man Leo!«, quengle ich. »Warum sagst du denn nichts?«

»Geld spielt keine Rolle, Lucy. Es ist mir egal was du kaufst. Nur tu mir einen Gefallen und spar nicht dabei.«

Ich tue mich immer schwer damit das Geld einfach aus dem Fenster zu schmeißen. Aber diesmal lässt mir der Herr ja keine Wahl.

Gemeinsam schlendern wir durch die Gänge und Leo hält mir immer mal wieder ein paar Teile vor die Nase. Diese sind meistens aber nur Miniröcke oder durchsichtige Kleider. Ihn scheint das ziemlich zu amüsieren. Dabei weiß ich genau, es würde mich mit so einem Rock niemals auf die Straße lassen. Also spiele ich mit und nehme mir den kürzesten Rock den ich finden kann von der Stange.

»Na, was meinst du?«

»Ähhh...«, stottert er. »Ist der nicht...«

»Ich probiere den mal an!«

Leo's Gesicht verzieht sich zu einem leichten Grimmen. Das spornt mich allerdings nur noch mehr an. Als wir die Unterwäsche Abteilung erreichen, treibe ich es richtig auf die Spitze und reiche Leo die durchsichtigsten Stücke, um sie später anzuprobieren. Es scheint als würde ihm langsam der Spaß vergehen.

»So jetzt lass mal was sehen, Babe!«, spornt mich Leo an, der vor der Umkleide platz genommen hat.

»Bist du sicher? Ich meine mich kann ja jeder so sehen«

»Ich rede ja auch von den Pullovern...«, stellt er schnell klar.

»Ich aber nicht...« In dem Moment ziehe ich den Vorhang vor und stehe in dem kürzesten Schwarzen Faltrock da, den die Abteilung zu bieten hat. Dazu trage ich einen roten Kaschmir Pullover. Um ihn entsprechend zu provozieren, habe ich mir Kniestrümpfe mit Spitzenrand angezogen, die natürlich an der Rockkante hervor gucken. Leo schluckt hart.

»Fuck. Willst du mich umbringen? Gleich ist in meiner Hose kein Platz mehr. Und das in einem scheiß Kaufhaus«

Ich breche vor Lachen fast zusammen.

»Lucy, das ist nicht witzig!«

»Du musst lernen dich zu beherrschen!«

»Nen Scheiß muss ich. Das kriegst du zurück. Warte ab!«, grinst er mich schelmisch an.

Fast alles aus der Umkleide wird gekauft. Wir rufen Mr. Parker an, der uns unsere Tüten abnimmt. Leo will mich noch zum Essen einladen – inzwischen ist es draußen nämlich schon dunkel. Zusammen gehen wir durch die beleuchteten Straßen Londons und ich frage mich, wieso es nicht schon früher so sein konnte. So entspannt und friedlich.

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt