Kapitel 52

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Das Leder schmiegt sich an meinen Rücken, als Leo Gas gibt. Wir fahren schon eine gute Stunde und sind bereits außerhalb der Stadt. Inzwischen kann ich mich total entspannt zurücklehnen. Mir ist es ganz egal wohin er mich bringt, denn an seiner Seite bin ich zufrieden und entspannt. Ganz egal wo.

Leo biegt in ein Waldstück ein und wir fahren einen dunklen Schotterweg entlang. Es dämmert bereits etwas.

»Dein armes Mädchen. Hast du dir das gut überlegt?«, grinse ich ihn an.

Leo lacht. Dann legt er seine Hand auf mein Knie und mich überkommt eine wohlige Schauer. »Sicher.«

Mich freut es, ihn so entspannt zu sehen. Obwohl ich mir sicher bin, dass er natürlich immer noch trauert und es ihn innerlich zerreißt. Wir müssen noch über einiges reden, aber diesen Abend werde ich damit jetzt erstmal nicht belasten.

Der Wagen wird langsamer und Leo lässt sein Mädchen mit einem letzten aufheulen auf einem kleinen dunklen Parkplatz zum Stehen kommen.

»Wo sind wir?«, frage ich etwas verwundert. Denn ich kann draußen weder ein Lokal noch eine Laterne entdecken.

»Wir müssen noch ein kleines Stück zu Fuß gehen. Ich habe aber eine Taschenlampe mit«, grinst er mich an.

»Äh... Leo hier stimmt doch was nicht! Das machen doch andere Gäste dann auch so? Aber der Parkplatz ist ganz leer?«

»Eben ein Geheimtipp!«

Wir steigen aus dem Auto aus und Leo geht zum Kofferraum. Dort nimmt er einen Rucksack heraus und schmeißt sich diesen über die Schulter. Ich habe keine Ahnung was er geplant hat, aber nach einem normalen Besuch im Steakhaus sieht es nicht aus.

»Zum Glück hast du passendes Schuhwerk an, Babe. Sonst hätte ich dich tragen müssen«

»Ich krieg das schon hin...«, entgegne ich schmunzelnd. Leo greift nach meiner Hand und wir gehen einen schmalen Pfad entlang. Links und rechts von uns stehen höhere Bäume und alles ist dicht bewachsen und grün. Da die Dämmerung schon eingesetzt hat, finde ich es ein wenig gruselig. Der Weg ist wirklich steinig und man muss aufpassen, über keinen Stein zu stolpern. Das wäre jetzt nämlich oberpeinlich.

»Nur noch um die Ecke da vorne!« Leo deutet mit dem Finger auf eine kleine Abbiegung am Ende des Pfades und ich freue mich, dass wir endlich da sind. Ich bin nicht gerade unsportlich, aber auch keine Sportskanone. Und ich kann mir besseres vorstellen, als im Dunkeln mit knurrendem Magen durch einen Wald zu spazieren.
Kurz vor der Abbiegung bleibt Leo stehen und dreht sich zu mir um. Unsere Hände waren den ganzen weg ineinander gehakt.
»Also, Babe. Es erwartet dich kein Restaurant. Was du dir wahrscheinlich gedacht hast. Ich habe mir was anderes überlegt. Ich will mich entschuldigen und wollte nach dem Tag heute etwas Abstand.«

Ich grinse ihn nur an und nicke den Kopf. Dabei beiße ich mir auf die Unterlippe vor Vorfreude, was auch Leo grinsend wahrnimmt.
»Los komm!«

Als wir schließlich um die Abbiegung gehen, entdecke ich die Überraschung und es haut mich fast aus den Latschen. Himmel. Ich bin im Himmel...
Eine kleine Freudenträne fließt mir die Wange hinunter und ich kann nicht anders als stehen zu bleiben. Schnell wendet sich Leo zu mir und sieht mich an. »Ist alles ok?«, fragt er sanft.

»Mehr als das. Es ist wunderschön!«, entgegne ich.

»Das freut mich. Ich hatte auch etwas heimliche Hilfe«, gesteht er.

Wir stehen mitten im Wald an einer Holzhütte. Die Hütte könnte schon fast ein Haus sein, denn sie ist nicht gerade klein. Auf der hölzernen Veranda sind große Kerzen verteilt, die die ganze Hütte erleuchten und in ein sanftes Licht tauchen. Es sieht einfach unglaublich aus. Gerade zu atemberaubend. Leo führt mich weiter auf die Veranda, als eine ältere Dame lächelnd auf uns zukommt.

»Es ist alles vorbereitet Herr Heine. Schön Sie kennen zu lernen, Frau Richter.«

Die Dame streckt mir ihre Hand entgegen, die ich freudig schüttle. Sie ist kleiner als ich und hat ordentlich Hüftspeck. Aber sie sieht unglaublich lieb und sympathisch aus. Eben wie eine richtige Haushälterin.

»Freut mich Sie kennen zu lernen!«, entgegne ich ebenso froh.

»Ach nennen sie mich doch bitte Rosalie.«

»Gerne«

»Herr Heine es ist alles wie gewünscht vorbereitet. Ich wünsche Ihnen viel Spaß«, sagt sie liebevoll.

»Danke für deine Hilfe, Rosalie. Du kannst gerne Feierabend machen.«

Rosalie nickt, greift nach ihrer Tasche und verlässt mit einer Taschenlampe in der Hand das Gebäude. Als sie außer Hörweite ist, frage ich Leo: »Es stand doch gar kein Auto auf dem Parkplatz? Wie kommt sie nach Hause?«

»Ihr Mann holt sie gleich ab«, erklärt mir Leo grinsend.

»Achso, gut. Sie scheint lieb zu sein«

»Ja, eine ganz herzliche Frau. Sie hat schon für meinen Vater gearbeitet.«, erklärt Leo. »Gehen wir rein?«

»Ja, ich bin gespannt!«

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt