Kapitel 85

5.5K 225 8
                                    

Amys Sicht


Wir schwiegen uns nur an. Auf einmal vibrierte mein Handy in meiner Tasche und klingte, so dass wir beide erschraken. Ich griff danach und entsperrte es. Hm, unbekannte Nummer. "Hallo, Amy Peters hier, mit wem spreche ich?",fragte ich also nach. "Miss Peters? Hier ist das Krankenhaus Acados. Haben sie kurz Zeit?", erwiderte die Stimme einer Frau. "Ja?", gab ich leise zurück. Das Krankenhaus? Wieso rief mich ein Krankenhaus an?! "Wieso? Ist etwas passiert?", schob ich noch hinterher. "Ja, es geht um ihren Bruder. Er wurde gerade vor einigen Minuten eingeliefert. Er hatte einen Unfall und wir mussten ihn in ein künstliches Koma versetzen. Er liegt mit inneren Blutungen auf der Intensivstation. Wir haben ihre Eltern bereits benachrichtigt und sie werden gleich hier eintreffen. Sie baten jedoch darum, das wir Sie auch anrufen." Mir stockte der Atem. Ach du heilige Sch... Wie, wie konnte das passieren?! Nein. Nein! Nicht Jay! Bitte nicht Jay!! Die Frau am Telefon sagte noch irgendetwas, aber ich nahm es nur wie aus einem Tunnel wahr. Dann war die Leitung blank.

Ich hatte gar nicht bemerkt, das Cole zu mir gekommen war. Erst als er vorsichtig eine Hand auf meine Schulter legte, riss er mich aus meiner Starre. Dann geschah alles ganz schnell. Wie vom Blitz getroffen wirbelte ich herum. Ich stürmte zu meinem Schrank und riss den koffer heraus. Ich warf ihn aufs Bett und begann wie wild meine Klamotten rauszuholen. Ich bemerkte kaum wie meine Sicht von den Tränen verschleiert war. Ich hörte nicht auf bis Cole an beiden Schultern packte. "Am, was tust du? Was ist passiert?", fragt er und seine Stimme klang nervös und besorgt. Ich konnte nicht antworten, mein Hals war wie zugeschnürt. Stattdessen versuchte ich mich aus seinem Griff zu winden und wollte weiter packen. Sein Griff lockerte sich aber keineswegs. Er drückte noch fester und drehte mich zu sich um. "Am! Was ist denn passiert?!" Ich senkte nur den Blick und kniff die Augen zusammen. Die Wörter Jay, Koma und Unfall brannten noch immer in meinem Kopf und ließen für nichts anderes mehr Platz. 

Die Tür flog auf und Cole fuhr zusammen. "Hey ist das-", kam Caleb herein, verstummte dann aber. "Cole, ich habe dir gesagt, dass wenn du sie zum Weinen bringst-" "Halt den Mund", fuhr Cole seinen Bruder an. Dann drehte er sich wieder zu mir. "Am, bitte sag mir was gerade passiert ist. Wer war das am Telefon?!" "D..das Kr..Krankenhaus", brachte ich stotternd hervor. Cole zog mich an sich. "Wieso sollte das Krankenhaus dich anrufen? Ist alles in Ordnung?" Ich schüttelte den Kopf. Er zog mich zu seinem Bett und setzte mich auf seinen Schoß. 

Jetzt kamen auch Dylan und Caleb richtig ins Zimmer. Schweigend stellten sie sich vor uns, und betrachteten mich. Man, ich hasste es vor anderen zu weinen. Vor allem vor Jungs. "Wer?", fragte Dylan vorsichtig. "Jay!", schrie ich aus Verzweiflung. Dylan warf Caleb einen verwirrten Blick zu, doch auch dieser zuckte mit den Schultern. Ach ja, sie wussten nichts von Jay. Cole sah die beiden an. "Ihr kleiner Bruder", sagte er leise. Diese Worte verursachten einen neuen Schwall von Tränen. Ja, er war mein kleiner Bruder. Und ich hätte da sein sollen. Mit ihm zusammen nach Hause gehen sollen vom Weihnachtsgottesdienst, und ihn beschützen sollen. Ich sollte jetzt da sein.

Revelles Twins Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt