Kapitel 5 ~ Ronalds Zukunft

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PoV Leon

Wir waren wieder zurück in der Villa und saßen zusammen im Wohnzimmer. Die arme Frau hatten wir im Wald beerdigt, auch wenn ich Crispin hatte bereden müssen. Für ihn war das Zeitverschwendung.
"Und wenn ich in Ronalds Zukunft nichts finden kann?" Saskia legte eine Hand auf meinen Arm.
"Das wirst du. Du kannst das, du musst nur daran glauben." Ich schüttelte den Kopf.
"Ich weiß, dass ich das kann. Ich meinte es eher so, was wenn Ronald es nicht war? Dann haben wir keine Anhaltspunkte oder sonstiges."

"Warten wir erstmal ab." erwiderte  Cripin und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ich sah nicht gerne in die Zukunft. Man wusste nie, was einen erwartete, wie schlimm es sein würde, oder was genau man überhaupt sieht. Was wenn man den tot eines Freundes sah? Oder eines Familienmitglieds?
Davon war ich bisher verschont geblieben. Auch vermied ich es in meine eigene Zukunft zu sehen.
Sonst wäre das Leben langweilig, ohne Sinn.
"Wird das heute noch was?" fuhr Crispin mich gereizt an und wütend kniff ich die Augen zusammen.
"Pass mal auf Crispin. Wenn du mich heute noch einmal so dumm anmachst, kannst du dir nen anderen Deppen suchen, der die Arbeit für dich macht. Klar?" Bevor der Angesprochene gereizt etwas erwidern konnte, ging Erik dazwischen.
"Okay, wir sind alle ein bisschen schlecht drauf im Moment, aber uns gegenseitig anzufahren hilft nicht. Crispin du musst Geduld haben, du weißt nicht, wie es ist Dinge zu sehen. Weder die Zukunft noch die Vergangenheit sind angenehm." Crispin nickte und musterte seinen Gefährten mit zunehmender Sanftheit. Die Wirkung die ein Gefährten nun mal auf seinen Partner hatte.
Aber ich hatte jetzt keine Zeit darüber nachzudenken.
Stattdessen schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf den Dämon. Sein Aussehen, seine Stimme, seine Art sich zu bewegen, als könnte nichts in der Welt ihm Angst einjagen.
Ich fühlte einen Druck auf dem Kopf aber die erwartete Vision blieb aus.
Machte ich etwas falsch? Eigentlich tat ich nichts anderes als sonst auch.
Als auch der zweite und dritte Versuch scheiterten, öffnete ich frustriert die Augen.
"Es klappt nicht." Ich bekam erstaunte Blicke zugeworfen.
"Es liegt aber nicht an mir, ich mache nichts anders, als sonst auch." Crispin musterte mich, als wollte er abwägen, ob ich log.
"Woran könnte es denn liegen?" fragte Crispin jetzt ein wenig unsicher nach, offenbar machte es ihn nervös, nicht zu wissen, was mit Ronald war.
Aber ich konnte nur mit den Schultern zucken.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er tot." Bei dem Satz verzog Crispin das Gesicht.
"Oder er hat irgendeinen Zauber oder sowas, was verhindert, dass ich ihn sehen kann." Während ich das sagte, schaute ich fragend zu Saskia. Gab es sowas überhaupt?
"Es ist schon möglich. Nur kompliziert." Jetzt mischte sich auch Lana ein.
"Aber Ronald hat keine Kräfte mehr." gab sie zu denken, doch Crispin schnaufte nur, als Antwort.
"Er wird wohl kaum fünftausend Jahre durch die Weltgeschichte gelaufen sein, ohne sich Verbündete gesucht zu haben. Einer von ihnen wird ihm da sicherlich geholfen haben. Ronald ist nicht tot, niemals. Vorallem weil niemand weiß, wie es geht." So wie Crispin das sagte, schien es so, als würde er nicht wollen, dass Ronald tot war. Immerhin waren sie  Brüder.
"Aber wenn Ronald rausgefunden hat, wie man ein Ur-Wesen töten kann, können es auch andere." sagte Elias  und Crispin warf ihm einen vernichtenden Blick zu, weswegen Elias sofort woanders hinsah.
Ja, ihm gefiel der Gedanke definitiv nicht.
"Es wird ihm schon gut gehen, Crispin. Gib mir mal das Blatt, Leon, vielleicht kann ich was über seinen Besitzer rausfinden." Ich zog das Blatt aus meiner Hosentasche und reichte es meinem Bruder. Er verfügte immer noch über die Kräfte eines Sehers, auch wenn er mittlerweile eher ein mächtiger Magier war.
Wenn er nichts fand, dann niemand.
Eine Weile war es still, Erik zuckte nur einmal kurz zusammen, woraufhin Crispin sofort eine Hand auf seinen Rücken legte und beruhigend darüber strich. Als Erik schließlich die Augen öffnete, schüttelte er sich kurz.
"Also wer auch immer das war, hat es clever angestellt. Der, der die Fäden zieht hat dieses Papier nicht einmal angefasst oder auch nur angesehen. Nur Handlanger. Wer auch immer das war, weiß was wir können." Also könnte es wohl Ronald sein. Aber würde er das tun?
Er wollte doch eigentlich, dass die Versiegelung gebrochen wurde, so würde er das nicht erreichen.
"Na toll. Geht jetzt im zwanzig Jahre Rhythmus die Welt unter? Vor 38 Jahren mussten wir mit Evan einen Krieg verhindern, achtzehn Jahre später tauchen die Ur-Wesen auf und halten uns auf Trab und jetzt, zwanzig Jahre später der Scheiß." fluchte Niclas und Jerom lachte trocken auf.
"Hoffen wir, dass wir soviel Glück haben, wie die letzten beiden Male."

Der Bruder des SehersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt