Kapitel 9 ~ Die Wahrheit tut weh

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PoV Leon

Als ich die Villa betrat sah ich direkt in Eriks wütende Augen. Bevor ich etwas sagen konnte, kam er mir schon zuvor.
"Wieso stinkst du nach einem Dämon?" Ich verdrehte die Augen un drückte mich an meinem Bruder vorbei.
"Ich habe dich was gefragt." fuhr er mich an, als ich die große Treppe nach oben ging.
Ich breitete die Arme und sah ihn mit einem übertrieben Lächeln an.
"Ist doch offensichtlich, oder? Ihr beide gingt mir so auf die Nerven, dass ich beschlossen habe, auf die dunkle Seite zu wechseln und um das zu feiern, bin ich direkt mit seinem Bruder ins Bett gehüpft."
Erik sah aus als würde er mich am liebsten aus dem dritten Stock werfen, während Crispin erfolglos versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Als Erik das sah, hob er die Augenbrauen.
"Das ist nicht witzig!" Das sah Crispin etwas anders und verließ schmunzelnd den Eingangsbereich.
"Leon, bitte sag, dass du dich nicht wirklich mit Ronald getroffen hast." Erik klang verzweifelt, als wüsste er nicht mehr, was er mit mir anstellen sollte.
War ich so anstrengend? Ich empfand mich nicht als anstrengend.
"Doch habe ich. Aber natürlich nicht grundlos." Ich ging die paar Stufen wieder herunter und hielt ihm die Buchseite hin. Gleichzeitig betrat auch Crispin wieder den Flur, da er sich offenbar wieder eingekriegt hatte.
"Was ist das?" fragte er sofort und musterte das Blatt.
"Ronald wurde auch bedroht?" fragte Erik unsicher nach und ich nickte.
"Sein halbes Gesicht besteht aus einer Brandnarbe." Sowohl Erik als auch Crispin verzogen das Gesicht, er war den Beiden also nicht komplett egal.
"Wenn er es nicht war, wer dann?" fragte Crispin und ich spürte, wie meine Gesichtszüge erstarrten. Crispin bemerkte es auch und kniff die Augen zusammen.
"Du weißt es. Nicht wahr?" Erik hob seinen Blick und blickte flehend mir in die Augen. Er war so furchtbar emotional geworden, seit er mit Crispin zusammen war.
"Wenn du was weißt, dann sag es uns. Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben, Leon." redete mein Bruder auf mich ein und ich strich mir nervös über den Nacken.
Es wäre besser, wenn er es nicht wüsste. Das hatte sogar Ronald gesagt. Aber wenn er es nicht wüsste, wäre er unvorbereitet und das könnte ebenfalls schief gehen.
"Ronald sagte, ihm wurde das Buch gestohlen." Vielleicht würden sie sich ja mit der Antwort erstmal zufrieden geben.
Aber natürlich taten sie das nicht und Crispin deutete mir, weiter zu sprechen.
"Ich glaube nicht, dass..." startete ich einen letzten Versuch, aber Cripin verlor offenbar die Geduld und knurrte mich wütend an. Ich hob die Hände und machte einen Schritt zurück.
"Ist ja gut. Du musst dich dann aber mit ihm rumschlagen." Ich zeigte auf Erik und dieser runzelte die Stirn.
"Ronald weiß, wer das Buch gestolen hat." Ich schwieg einen Moment. Ich wusste, dass meine Worte Erik verletzten würden und das wollte ich eigentlich nicht.
"Es war Jeremie. Er hat es genommen." Man konnte in Eriks Gesicht sehen, wie sein Herz ein Stück brach und er verlor alle Farbe im Gesicht. Crispin sah weniger erschrocken aus und war mehr damit beschäftigt Erik zu stützen.
"Wieso tut er sowas?" fragte Erik leise und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Sein Gefährte legte aufmunternd eine Hand auf seine Schulter und warf mir dann einen ernsten Blick zu.
"Ich wusste, er würde irgendwann wahnsinnig werden."
Ich nickte nur und sah Erik mitleidig an. Er hatte ihn anfangs wirklich vermisst, hatte gehofft, er würde wiederkommen. Da war er aber der einzige gewesen. Sogar Niclas und Jerom hattem die Wahrheit schneller akzeptiert als Erik.
Das musste ein Schock für ihn sein. Wir wussten, es war nicht einfach für Jeremie, aber das es so ausahten würde, hätte niemand gedacht.
Die Frage war nur, was hatte er vor? Und wie weit würde er gehen?

Der Bruder des SehersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt