Kapitel 14 ~ Ronalds Unterkunft

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PoV Ronald

Ich verließ die provisorische Krankenstation und fuhr mit dem klapprigen Fahrstuhl nach oben.
Im unteren Teil, wo sich auch Leon gerade befand, lebten ich und Leonie, es war wie eine Wohnung aufgebaut. Der obere Teil war ein Stripplokal, was sollte ein Dämon auch sonst betreiben. Nicht mal übernatürliche schafften es in dieser Welt ohne Geld auszukommen.
"Leonie, was ist los?" fragte ich sie, als ich den Aufzug verließ.
"Wir haben uns, wie du befohlen hast, die Villa angesehen. Oder eher das, was noch von ihr übrig ist. Sie wurde komplett zerstört. Totalschaden. Nur noch eine Ruine. Dabei haben wir die beiden gefunden." Leonie deutete auf vier Gestalten, die auf uns zu kamen. Zwei meiner Leute und zwei weitere Personen, die mehr getragen wurden, als das sie selbst liefen.
Ich erkannte sie sofort. Das waren Niclas und Jerom.
"Wie seid ihr entkommen?" fragte ich fassunglos und Jerom lachte bitter, wobei etwas Blut aus seinem Mund lief.
"Der Drache hatte es nicht wirklich auf uns abgesehen." fing er an zu erzählen, während wir alle wieder in den Fahrstuhl stiegen. Die beiden brauchten definitiv Ruhe.
"Sobald er Erik und Crispin hatte, war der Rest nur noch Nebensache. Elias und Lana sind ebenfalls weg. Wo Saskia ist, wissen wir nicht." Damit bestätigte sich mein Verdacht, dass wir es hier mit Jeremie zu tun hatten. Wer sollte es sonst speziell auf Erik und Crispin abgesehen haben?
"Ich lade euch unten ab. Leon ist auch dort. Ihr zwei seid Gefährten, ihr könnt euch gegenseitig heilen." Jerom hob seinen Kopf, wobei er angestrengt wirkte.
"Leon ist hier?" Ich nickte zur Bestätigung und hörte sowohl Niclas als auch Jerom erleichtert ausatmen.
"Er war nicht bei dem Angriff dabei, keiner hatte ihn gesehen. Wir hatten schon Angst, er wäre von den Trümmern verletzt oder getötet wurden." Eine berüchtigte Sorge, nachdem was ich gehört hatte. Und Leon hätte als Mensch einen Drachenangriff garantiert nicht überlebt.
"Wir haben uns wegteleportiert. Dabei hat er sich eine kleine Platzwunde am Kopf zugezogen, aber darum hat man sich schon gekümmert." Wir stiegen aus dem Fahrstuhl aus und ich führte sie auf die Krankenstation. Eigentlich war es nur ein umgebauter Raum, aber er erfüllte seinen Zweck.
Leon lag immer noch auf der Liege und hatte die Augen geschlossen.
"Schläft er?" fragte Jerom leise und sofort riss Leon die Augen auf und sah die beiden Neuankömmlinge an.
"Euch geht es gut?" fragte er erstickt und Jerom und Niclas ließen sich mit etwas Hilfe auf einer Liege nieder. Die beiden waren deutlich schlimmer verletzt, als Leon.
"Naja, wir leben. Und sind nicht von einem Drachen entführt worden. Also schätze ich mal, ja es geht uns gut." antwortete Niclas und ließ sich erschöpft ins Kissen sinken.
Leon stand vom Bett auf und schwankte noch ein bisschen.
"Du hattest eine Platzwunde. Wenn dir schlecht oder schwindelig wird, musst du rechtzeitig bescheid sagen. Ihr beiden heilt euch gegenseitig, Leon, du kommst mit." Sowohl Leon, als auch Niclas und Jerom befolgten meine Anweisungen, wobei Jerom mich leise anknurrte. Wahrscheinlich wollte er mir zu verstehen geben, dass ich nicht der Chef war. Aber gerade war ich der Einzige, der nicht verletzt war.
"Du musst mich zur Villa bringen." fing Leon an, kaum das wir die Krankenstation verlassen hatten.
Ich seufzte und wir fuhren nach oben.
"Dort ist nichts mehr, Leon. Der Drache hat alles zerstört." Leon schüttelte den Kopf, als wollte er es nicht wahrhaben.
"Wenn das wirklich Jeremie war, dann müssen wir meinem Bruder helfen, Ronald. Oder ich mach es alleine, wenn du keine Lust oder was besseres zu tun hast." Ich hob eine Augenbraue und sah Leon belustigt an.
"Weißt du, ich habe vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten, aber ein Drache und Jeremie könnten ein bisschen viel aufeinmal sein, findest du nicht auch?" Leon kaute auf seiner Unterlippe.
"Dann finde ich jemanden. Niclas und Jerom sind ja auch noch da." Ich legte Leon eine Hand auf die Schulter.
"Dein Bruder und meiner haben viel zusammen durchgestanden. Irgendwelche Abenteuer erlebt, während du immer schön zu Hause gewartet hast. Du hast keine Ahnung, wie man sowas angeht. Ich werde dir helfen. Jeremie und ich haben auch noch eine offene Rechnung." Überrascht sah Leon mich an und folgte mir, als ich den Fahrstuhl verließ.
"Zuerst müssen wir die Versieglung brechen. Menschlich bin ich fast nutzlos." fing ich an meinen Plan zu erläutern, aber Leon dachte offensichtlich an etwas anderes.
"Was hat Jeremie dir getan?" fragte Leon und einen Moment musterte ich ihn stumm.
"Er hat mir das halbe Gesicht verbrannt."

Der Bruder des SehersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt