Samu:
Seit Finja hier war, konnte ich nichts anderes als dämlich vor mich hin zu grinsen. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet und endlich war sie jetzt hier. Endlich konnte ich die ganze Zeit in der Nähe meiner schwangeren Freundin sein und mich um sie sorgen. Ich würde sie komplett auf den Händen tragen. Ihre Hormone, die sie noch ein Stückchen anhänglicher als sonst machten, kostete ich voll und ganz aus und genoss es in vollen Zügen. Wir führten uns wirklich auf wie zwei frisch verliebte Teenager, doch schon an unserem zweiten Tag sollte die Stimmung noch kippen.
Den Morgen ließen wir ganz entspannt angehen. Erst um 11 Uhr wachten wir auf und standen gegen halb 12 auf. Warum auch früh aufstehen, wenn man frei hatte? Danach duschten wir zusammen, aber ganz ohne Hintergedanken. Und dann setzten wir uns auch schon ins Auto und fuhren zum Essen in die Innenstadt. Wir hatten uns beide nur schnell fertig gemacht und nicht gerade herausgeputzt, Finja hatte sich nicht mal mehr geschminkt, was ich wirklich schön fand. Ich liebte die Natürlichkeit bei Frauen, wahrscheinlich gerade weil meine Ex-Freundinnen eher total das Gegenteil davon waren. Zudem trug sie einen etwas weiteren Hoodie und eine Löcherjeans. Dieser lässige Style stand ihr perfekt, sie brauchte gar nichts machen, sie sah einfach immer toll aus. Während der Fahrt musterte ich sie deshalb auch immer wieder von der Seite, natürlich nicht ohne den Fokus von der Straßen zu verlieren. Ich konnte nicht anders und musste meine Hand schon wieder über ihren Babybauch wandern lassen. Finja kicherte leise vor sich hin und genoss meine Berührungen.
Ein paar Minuten später waren wir dann bei einer einfachen Pizzaria angekommen, da ich wusste, dass sie es nicht mochte, wenn ich so viel Geld für sie ausgab, ich aber unbedingt bezahlen wollte. Während wir zu einem Tisch liefen, lag mein Arm fest um Finja's Hüfte. Hier in Helsinki mussten wir uns ja nicht mal einen versteckten Platz suchen, sondern konnten uns einfach an einen schönen Fensterplatz setzen. Auch Finja fand diese Ruhe viel schöner als dauernd erkannt zu werden. Doch dann kippte meine Stimmung ganz plötzlich als ich sah, wer da das Restaurant betrat. Es war doch tatsächlich meine Ex-Freundin Ida mit ihrer Mutter. Was machte sie hier? Seit wir getrennt waren hatte ich sie nicht mehr gesehen, da sie wegen ihres Jobs nach Schweden umgezogen war. Außerdem wollte sie nie in solche Restaurants, für sie musste es immer das teuerste sein. Das war ja mal wieder perfektes Timing, dass sie genau jetzt hier aufkreuzte. Finja bemerkte natürlich sofort meinen entsetzten und gleichzeitig wütenden Blick, der auf der für sie unbekannten Frau lag. Ich hörte zuerst gar nicht, dass sie meinen Namen ein paar Mal sagte, bis sie vor meinem Gesicht schnipste.
"Erde an Samu." sagte sie und guckte mich verwirrt an. "Äh, alles gut." Sie musste ja nicht wissen, wer das war. Es war unwichtig, sie war aus meinem Leben gestrichen. Ich hoffte einfach Ida würde mich nicht sehen, was sehr unwahrscheinlich war. "Ich sehe doch, dass du irgendwas hast. Wir sind verlobt und bekommen bald ein Kind, da kannst du ruhig mit mir reden, das weißt du oder?" Klar wusste ich das, aber was tat das jetzt zur Sache, wenn ich ihr erzählte wer das war. "Kennst du diese Frau?" Verdammt, konnte sie mich nicht damit in Ruhe lassen. Ich wollte und konnte nicht darüber sprechen. Diese Frau hatte mich so sehr verletzt wie noch nie jemand zu vor. Hätte ich Finja nicht schon 2 Monate nach der Trennung kennengelernt, würde ich ihr wahrscheinlich immer noch hinterher trauern. Immer noch hatte ich das Bild im Kopf wie sie es mit irgendeinem Modelkollegen auf unserem Sofa trieb, weil sie dachte ich wäre noch länger mit der Band unterwegs. Und danach ließ sie mich einfach nicht los und rief mich ständig an, wollte mich zurück. Ich war so froh, dass sie in ein anderes Land zog und ich sie nicht mehr sehen musste und jetzt stand sie hier. Hoffentlich nur für einen kurzen Aufenthalt. Bevor meine Freundin dann noch weiterhaken konnte, sah ich auch schon wie Ida und ihre Mutter auf uns zukamen. Ich bekam schwitzige Hände und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. "Samu! Du auch hier, was eine Freude dich mal wieder zu sehen. Wie lange ist es her? 10 Monate knapp..." Finja musterte Ida streng und sah, dass es langsam bei ihr Klick machen musste. Ich hatte ihr schließlich schonmal von dem Beziehungsende erzählt, nur eben nicht mit wem. Ich war unfähig etwas zu sagen und starrte sie einfach nur an. "Schüchtern bist du geworden. Freust du dich nicht mich zu sehen?" Sie würdigte Finja keines Blickes. Ich im Gegenteil guckte hilfesuchend zu ihr. "Ich, also ähm.." Ich versuchte mich zu fangen und nicht so dämlich vor mich hin zu stottern. "Es wäre angebracht, wenn du jetzt gehen würdest. Wie du siehst bin ich hier mit meiner schwangeren Verlobten und würde gerne die Zeit mit ihr genießen." Ich betonte das "Verlobte" besonders, denn ich wusste, dass sie mich auch immer heiraten wollte. Ich blieb erstaunlich ruhig und hielt ihrem Blick stand. Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie dann endlich auch mal meine Freundin bemerkte und ungläubig auf ihren Bauch starrte. "Ist das dein Ernst? Wir waren 6 Jahre zusammen und du bist nie auf die Idee gekommen mir einen Antrag zu machen oder eine Familie zu gründen. Aber mit dieser komischen? Wie lange seit ihr bitte zusammen? Die passt doch gar nicht zu dir Samu, du hast eine viel bessere verdient. Guck sie dir doch mal an." Völlig ungläubig guckte ich sie an. Jetzt wurde ich richtig sauer und endlich wieder selbstsicher. "Sag mal spinnst du?! Was fällt dir ein so etwas zu sagen? Sie passt 1000 mal besser zu mir als du! Wenigstens ist sie nicht so ein Modepüppchen, das nur auf mein Geld aus ist! Auch wenn wir nicht lange zusammen sind, weiß ich, dass sie die perfekte Frau für mich ist und mir niemals so eine Scheiße antuen würde wie du!" "Ach weißt du was, mach doch was du willst. Schwängerst einfach eine dahergelaufene Frau, obwohl du nie von Kindern gesprochen hast! Siehst du nicht, dass ich an ihrer Stelle sein sollte?!" Es wurde einfach immer schlimmer und Finja verstand kein Wort, das wir wechselten. "Die einzige, die an meiner Seite sein soll, ist Finja, geht das in deinen kleinen Schädel? Lass mich endlich in Ruhe, du hast doch alles kaputt gemacht, also komm damit klar." Es war ein einziges Geschrei und ein Kellner kam auch schon auf uns zu um uns rauszuschmeißen. Ohne zu zögern nahm ich Finja's Hand, die sie sofort wieder löste und Ida eine Backpfeife gab. Geschockt und verwundert beobachtete ich das, bevor wir schnellen Schrittes rausliefen und eine wütende Ida zurückließen.
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Liebe auf den ersten Blick?
FanfictionFinja ist 26 und lebt mit ihrer besten Freundin in Berlin. Sie ist Eventmanagerin und hat eigentlich überhaupt keine Lust mehr auf Männer,doch was passiert,wenn ihr bei einem Konzert ein blonder Finne vor die Füße läuft?