Traumschwiegersohn

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Wir saßen noch eine ganze Weile zu dritt, bis Samu dann irgendwann mit Leevi kam und erst gar nicht meine Eltern bemerkte. „Finjaa...er stinkt, ich glaube, dass seine Windeln müssen gewechselt werden." sagte er verzweifelt und brachte mich damit zum Lachen. So hilflos wie er da stand und Leevi mit ein wenig Abstand von sich hielt. „Erstmal haben wir Besuch und du kannst ihm doch auch seine Windeln wechseln Baby." Ihm war es sichtlich unangenehm, dass er meine Eltern gar nicht bemerkt hatte, entschuldigte sich kurz und umarmte daraufhin beide zur Begrüßung. In der Zeit musste ich natürlich Leevi nehmen. Aber so einfach würde ich es ihm nicht machen, er konnte ruhig auch mal die Windeln wechseln. Ich hatte es ihm schon gezeigt, aber er hatte es noch nicht selber gemacht, sondern sich jedes Mal gedrückt.
„So jetzt kannst du ihm ja eine neue Windel ummachen, damit Mama und Papa ihn auch mal nehmen können. Du weißt doch wie das geht Samu." Nun verzog er sein Gesicht, was schon wieder so lustig aussah, dass ich mir das Lachen ein zweites Mal nicht verkneifen konnte. „Me?" Ich sah quasi die Panik in seinen Augen und dann fingen meine Eltern auch noch an zu lachen. Ich ging auf ihn zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Ich habe meinen Eltern nur positives über deine Vaterqualitäten erzählt, versau das jetzt nicht und zeig was du drauf hast Papa Samu." Dann gab ich ihm noch einen Kuss und einen kurzen Klaps auf den Hintern. „Hopp." Widerwillig nahm er Leevi wieder und schlenderte nach oben zur Wickelkommode. „Den hast du ja ganz schön im Griff." sagte mein Vater belustigt. „So würde ich es jetzt nicht bezeichnen, aber manchmal braucht er einfach mal einen kleinen Arschtritt. Außerdem kann er das auch eigentlich." antwortete ich lächelnd und trank noch einen Schluck von meinem Kaffee.

Samu:
Musste ich jetzt wirklich Windeln wechseln? So ganz wohl war mir dabei ja nicht, aber ich wollte auch keinen schlechten Eindruck vor Finja's Eltern machen, wenn sie schon so gut von mir geredet hatte. Außerdem musste irgendwann ja immer das erste Mal kommen.
Ich musste es einfach schnell hinter mich bringen und dann stank das hier auch nicht mehr so unerträglich. „So dann wollen wir mal du kleiner Stinker." Zuerst versuchte ich noch mir mit einer Hand die Nase zu zuhalten, aber das klappte eher weniger gut.
Letztendlich war es doch gar nicht so schlimm wie ich dachte, aber als Mann durfte man sich bei sowas schonmal anstellen fand ich.
Als ich wieder unten war hob ich Leevi stolz in die Höhe. „I did it!" Finja kam sofort auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. „Wow ich bin begeistert, das war ja jetzt auch richtig schwer oder?" fragte sie mich mit einem gewisse Unterton. „Hardest thing I've ever done." antwortete ich lachend gab Leevi einen Kuss auf sein kleines Köpfchen. Finja's Eltern kamen gleich auf uns zu um auch endlich mal ihren Enkel richtig zu sehen und auf die Arme nehmen zu können. Ich sah, wie sehr sich Finja darüber freute und umschlang sie von hinten mit meinen Armen. „Ach Gott bist du ein Süßer. Du siehst ja genauso aus wie der Papa." kam es von Finja's Mutter, die mindestens zwei Oktaven höher sprach als sonst. Ich unterdrückte mir ein Lachen. Es war schon witzig mit anzusehen, wie jeder, der Leevi das erste Mal sah, sofort von der Ähnlichkeit zu mir sprach. Ich fand wirklich, dass er auch viel von Finja hatte. Auch ihr Vater war mächtig stolz und hatte sogar ein paar Tränen in den Augen, die er aber krampfhaft versuchte zu verbergen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sich Finja's Mutter erst wieder beruhigt, es war schon süß wie sehr sie sich freute. Natürlich durfte sie den kleinen Mann auch auf ihren Armen behalten.
„Und wie läuft es bei euch beiden sonst so? Abgesehen von dem Elterndasein." fragte uns Michaela dann auf einmal. „Es könnte nicht perfekter laufen oder?" grinsend guckte Finja zu mir rüber und nahm meine Hand in ihre. Ich weiß nicht, ob das von ihr geplant war, aber genau in dem Moment sah man ihr Tattoo an ihrer rechten Hand. Nun legte auch ich meine Rechte auf den Tisch und grinste sie ebenfalls an. „Nein könnte es nicht. Ganz ehrlich,eure Tochter macht mich zum glücklichsten Mann auf dieser Welt." Ich sah wie Finja neben mir vor Freude fast platze und auch ihre Eltern schienen mehr als zufrieden mit dieser Antwort gewesen zu sein. „Aww Samu, ich bin so froh, dass Finja dich gefunden hat, ein richtiger Traumschwiegersohn." Diese Worte machten mich natürlich richtig stolz, ich meine wer hörte so etwas nicht gerne? „Dürfte ich mal kurz stören und eure Finger sehen?" fragte uns ihr Vater dann aber. Hatte ja auch lange gedauert, bis mal jemand etwas sagt. Wir hielten ihm beide unser Tattoo vor die Nase und warteten gespannt auf eine Reaktion. Ich konnte es absolut nicht einschätzen. Ich hoffte nur, dass sie mich gleich auch noch für einen Traumschwiegersohn hielten.
„Oh wow, da habt ihr aber was gewagt." kam es gleich von Michaela. Ich wusste nicht ob das jetzt negativ oder positiv gemeint war. Ihr Vater hatte auch nicht wirklich einen aussagekräftigen Gesichtsausdruck.
„Was haltet ihr davon?" fragte Finja dann zögerlich. „Es sieht wirklich schön aus, aber habt ihr das auch genau bedacht? Das soll jetzt nicht böse gemeint sein, aber so sehr man sich auch liebt, eine Garantie hat man nie. Und...naja Samu hat damit ja eigentlich auch schon Erfahrungen." Dabei guckte sie ein wenig kritisch auf meinen Unterarm. Sie hatte ja auch Recht, aber wir waren uns ja selber bewusst, dass es keine Garantie für die Liebe gab. Trotzdem war ich mir bei Finja einfach sicher. Ja das war ich mir damals in meinen 20er'n auch, aber das jetzt war einfach nochmal ganz was anderes. Wir hatten einen Sohn zusammen und standen kurz vor unserer Hochzeit. „Ich stimme Michaela zu, aber ihr seit ja auch alt genug um das selber zu wissen. Es wird euch immer verbinden. Ihr werdet aber sowieso immer verbunden sein, schon alleine durch Leevi. Und es ist ja jetzt auch nichts auffälliges, sehr schlicht und wirklich schön meiner Meinung nach." Jetzt war ich schon ein wenig erleichtert und auch Finja lächelte leicht. „Wir sind uns zu 100% sicher und ich werde das ganz sicher nie bereuen, selbst wenn sich unsere Wege aus irgendeinem Grund irgendwann trennen würden, es würde mich immer an die beste Zeit meines Lebens mit diesem wundervollen Mann hier erinnern." Ihre Worte berührten mich total, ich bekam sogar eine Gänsehaut. Ich küsste sie immer und immer wieder, es war mir egal, dass ihre Eltern gerade vor uns saßen.
„Ihr beiden..." sagte ihre Mutter verträumt und grinste uns an.  „Wessen Idee war das überhaupt?" fragte dann ihr Vater. „Also wir hatten schonmal drüber geredet, weil wir es beide eine schöne Idee fanden, aber heute kam es von Samu aus, als Überraschung." Ich guckte ein wenig verunsichert und lächelte nur leicht. „Jetzt guck nicht so, du bist trotzdem noch ein Traum von Schwiegersohn."

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