Schnee

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Wir landeten, vielleicht eine Stunde nachdem ich gekidnappt wurde. Ich hatte keinen Laut von mir gegeben, versuchte so leise wie möglich zu atmen. Vielleicht würden sie vergessen dass ich überhaupt hier bin, obwohl dass sehr unwahrscheinlich war. Meine Entführer waren auch Stumm. Das einzige Geräusch war das Dröhnen des Helikopters. 

Ich wurde grob nach draussen gezerrt. Meine Stiefel sanken in den Schnee und ich konnte den kalten Wind durch den dünnen Stoff auf meinem Gesicht fühlen. Meine Beine zitterten als ich nach vorne geschupst wurde. Im Helikopter war ich alle Szenarien durchgegangen. Ich hab mich auf das schlimmste vorbereitet. Ich hatte alle meine Kräfte aufgebraucht, also konnte ich meine Gabe nicht einsetzen. Kämpfen konnte ich so oder so nicht. Meine einzige Möglichkeit war mich ruhig zu verhalten und zu hoffen das meine Entführer nicht plötzlich Schießwütig wurden. 

Leise vor mich hin fluchend stapfte ich weiter durch den dicken Schnee. Verdammt, ich hoffe wirklich dass diese Sache hier nicht damit endet dass ich eine Kugel in den Kopf krige. Wir liefen für vielleicht eine halbe Stunde, ich zitterte am ganzen Leib und es fühlte sich an als würden meine Finger bald abfallen. Dann, ganz plötzlich und ohne Vorwarnung, hörte ich wie sich eine Tür öffnete, und ich wurde von wohliger Wärme empfangen. Meine Stiefel trafen hartes Holz. Ich stand da für eine Weile, versuchte meinen Körper wider aufzuwärmen. Mit einem Ruck wurde der Sack von meinem Kopf gezogen. Ich musste blinzeln, meine Augen gewöhnten sich aber schnell an den ungewohnten Feuerschein. Ich stand in einer Art Jagdhütte. An den Wänden waren diverse Tierköpfe montiert. Auf dem Holzboden lagen Felle. In einem Sessel vor dem Feuer sass ein Mann. Erst dachte ich es sein Adam, sie hatten das gleiche rote Haar, und meine Sinne waren immer noch geschwächt. Aber dann bemerkte ich das dieser Mann sein Haar lang trug, in einem geflochtenem Kriegerzopf. Seine Augen waren fast schwarz und blitzten  Unheilverkündend. Er war in roten und blauen Roben gekleidet und er hielt eine Zigarette zwischen seinen Fingern. 

Seine ganze Erscheinung und die komische Hütte gaben mir das Gefühl als wäre ich fünfzig Jahre in die Vergangenheit gereist. Generell, die ganze Situation war einfach nur absurd, aber gleichzeitig fühlte ich wie mein Herz schneller schlug. Panik stieg in mir auf als der Mann mich musterte. Als wäre ich ein Insekt unter seinem Teleskop. Trotzdem versuchte ich mich ruhig zu verhalten. Tief ein und aus zu atmen. 

"Was macht eine markierte, amerikanische Hexe in Russland in dieser Jahreszeit?"

Ich zuckte fast unmerklich zusammen als er anfing zu reden. Er hatte einen schweren Russischen Akzent wenn er sprach, seine Wörter waren träge, als hätte er alle Zeit der Welt. 

"Ich wollte schon immer mal Urlaub in Russland machen."

Erwiderte ich und hob eine Augenbraue, "Begrüßt ihr alle eure Turisten mit einer Gratis Entführung?"

Er blinzelte verblüfft. Dann grinste er und zeigte dabei seine Zähne. Ich verdrängte die Stimme in meinem Kopf die mich anschrie zu rennen. Stattdessen stemmte ich die Hände in die Hüften und  starrte zurück.

"Niemand macht Urlaub in Russland während dem Agaven Thronwechsel."

Ich legte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. Er schien mir den verwirrten Ausdruck nicht abzukaufen. Scheisse.

Sein Grinsen wurde noch breiter, und er stand auf. Seine Bewegungen waren so elegant dass es fast aussah als würde er schweben. 

"Wo ist dein Dämon? Es ist gefährlich für eine markierte Hexe unbeaufsichtigt in fremden Territorium rumzulaufen."

Mein Gehirn versuchte zu verstehen wovon er redete. Dann bemerkte ich dass sein Blick auf meinem Hals gerichtet war. Da wo mich Adam gebissen hatte. Ich wusste dass es eine Art Markierung war, aber es schien mir nie wirklich wichtig. Aber das hier war Russland. Hier galten andere Regeln. Und der rothaarige Dämon schien meine Markierung sehr wichtig zu finden. Also begann ich einen Plan zu schmieden. Eine Plan der wahrscheinlich zu meinem Tod führen würde, aber im Moment kam ich auf nichts besseres.

"Du hast recht. Ich bin nicht hier auf Urlaub. Ich bin von meinem Dämon weggerannt und jetzt sucht er nach mir. Ich brauche Schutz, es ist nicht Sicher für mich da draußen."

Ich begann mit einer Strähne meines Haares zu spielen. Der rothaarige Dämon folgte der Bewegung fasziniert.

"Also dachte ich, vielleicht würde jemand in Russland mich beschützen, da es hier so viele starke Dämonen gibt. Ich weis nichts von diesem Thronwechsel Ding."

Ich stand kurz davor mich zu übergeben. Würde ich wirklich noch einen Deal mit einem Dämon schliessen? War ich wirklich so dumm? Jap. Das war ich definitiv. 

Der rothaarige Mann trat näher. "Nun, da hast du Glück gehabt dass ich dich aufgesammelt habe, kleine Hexe."

Ein Würgereiz stieg in mir hoch. Ich schluckte als er ganz nah an mich trat und seine Hand durch mein Haar fuhr. 

"Du bist sicher bei mir."

Aha. Als ob ich das auch nur für eine Sekunde glauben würde. Trotzdem lächelte ich schwach.

"Ich kann nicht mal deinen Namen...wie soll ich dir vertrauen?" Fragte ich spielerisch.

Wieder erschien dieses gruselige Lächeln auf seinem Gesicht. 

"Mein Name ist Alexander. Fünfter Thronerbe des Agave Imperiums."

Na toll.

Dämonen WutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt