72.Kapitel

506 25 0
                                    

Jessy:
Nachdem wir uns dann fertig gemacht hatten, machten wir uns wieder auf den Weg in die Innenstadt. Mir ging es durch Samu wirklich schon viel besser. Ich wusste nicht,wie er es immer schaffte, aber er konnte mich einfach immer aufmuntern. „Alles in Ordnung bei dir?" fragte mich Samu fürsorglich. Seinen Arm hatte er um meine Hüfte gelegt und so schlenderten wir durch die Straßen. „Ja, mach dir bitte keine Sorgen um mich." So richtig zufrieden wirkte er zwar nicht mit dieser Antwort, aber er nahm es so hin.
Jetzt war aber auch mal shoppen angesagt, wenn wir schon in Berlin waren. Bestimmt 2/3 Stunden liefen wir durch alle möglichen Geschäfte und gingen dabei alles andere als leer aus. Gerade Samu mit seiner Schuh-Sucht konnte es nicht lassen sich gleich zwei neue Paare zu kaufen. Mal wieder kam ich hingegen einfach nicht vom Schmuck los. Die Kette, die mir Samu auf der Tour gekauft hatte, hatte ich seitdem jeden Tag getragen, weil sie mir einfach so viel bedeutete. Dieses Mal war es ein Armband was mich einfach nicht losließ. Genau dasselbe gab es auch für Männer, was Samu dann auf eine total süße Idee brachte. „Lass sie uns beide kaufen, dann sind wir quasi immer verbunden. Also ich fänd das wirklich schön." sagte er lächelnd und hatte mich gleich auf seiner Seite.
Als wir die Armbänder dann gekauft hatten, nahmen wir sie beide gleich um und nahmen uns gleich wieder an die Hand. Tatsächlich waren wir heute auch noch gar keinen nervigen Fotografen begegnet, es war also alles ganz entspannt, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt...
Nicht viel später kam ich dann aber wieder unsanft in der Realität an. Wir waren gerade in einem Gespräch vertieft, da bemerkte ich schon langsam eine Mädchengruppe, alle im Teenageralter. Dass sie Fans waren, war sofort klar, so wie sie Samu anschmachteten. Ich wunderte mich ein wenig, dass sie ihn gar nicht ansprachen ,aber dachte mir auch nichts weiter dabei. Da hier gerade ein Café war und Samu mal auf die Toilette musste, wartete ich vor der Tür und wurde ununterbrochen von den Mädchen angestarrt. Ich fühlte mich echt unwohl und wartete ungeduldig auf Samu. Gerade ging ich an mein Handy, da hörte ich die eine etwas mir entgegen rufen. „Schlampe! Du hast Samu gar nicht verdient! Sofort gefror mir das Blut in den Adern und ich guckte einfach nur verzweifelt weiter auf mein Handy als hätte ich das nicht gehört. Doch in dem Moment kam Samu wieder und ging sofort auf das junge Mädchen zu. „Was hast du gerade gesagt?" fragte er sie und war stinksauer. Das merkte man gleich an seiner Stimmlage. Dem Teenager war es sichtlich peinlich, da sie wohl nicht damit gerechnet hatte dass ihr Samu das mitgehört hatte. Sie lief knallrot an und stottere nur irgendwas vor sich hin. „Keiner beleidigt meine Freundin, ist das klar? Was bildest du dir ein jemanden den du nicht kennst Schlampe zu nennen?" Immer noch peinlich berührt schaute sie auf den Boden und sagte nur ganz leise „Entschuldigung."
„Und damit das klar ist, ich weiß selber ganz gut, wen ich „verdient" habe oder wen nicht. Traurig, dass sich solche Leute wie ihr Fans nennt." Damit ließ er sie stehen, griff nach meiner Hand und lief davon. Ich konnte es mir nicht verkneifen wieder loszuweinen. Ich wollte nicht so schwach sein und Samu zusätzlich belasten, aber es machte mich gerade einfach fertig. Wie sollte es denn weitergehen? Würde ich sowas jetzt immer zu hören bekommen? „Nicht wieder weinen Maus." sagte Samu geknickt und blieb stehen um mir die Tränen mal wieder wegzuwischen.
„Die tun ja alle so als würde ich dich dazu zwingen mit mir zusammen zu sein." dachte ich laut und schaute zu Samu hoch, der gerade auch sichtlich mit den Tränen zu kämpfen hatte, aber für mich stark blieb. „Ich kann mir das nicht erklären...Es tut mir so leid, dass du jetzt so leiden musst." „Naja lieber schadet es mir als dir und der Band." schluchzte ich und klammerte mich an ihn. „Hör auf sowas zu sagen, das stimmt nicht. Für mich steht dein Wohl über alles, viel lieber würde ich den ganzen Shitstorm abbekommen."
Erst nach einer ganzen Weile liefen wir weiter und dann direkt zum Hotel. Die Stimmung war den ganzen Abend ziemlich betrübt. Ich schlief auch relativ schnell ein durch den ganzen Trubel des Tages. Richtig gut schlief ich jedoch nicht, sodass ich gegen Mitternacht das erste Mal wieder wach wurde. Ich wollte mich an Samu kuscheln, doch der lag noch gar nicht im Bett. Ich schaute mich um, aber sah ich nicht, bis ich dann bemerkte, dass die Balkontür auf war. Leise tappste ich an die Tür, aber blieb stehen als ich sah, dass Samu am telefonieren war.
„Es wird sie kaputt machen Sami. Ich kann mir das gar nicht ansehen, es tut einfach weh. Ich dachte ich hatte sie wieder ein bisschen beruhigt, aber dann mussten ja diese Mädels auftauchen. Ich versteh ja, dass die Leute nicht begeistert sind, aber im Endeffekt, warum müssen sie sich da einmischen und können es nicht einfach akzeptieren? Ich liebe ja unsere Fans, aber das geht eindeutig zu weit...."
Anscheinend telefonierte er mit Sami. Er hatte in letzter Zeit Riku's Rolle als bester Freund ersetzt. Die beiden waren zwar vorher auch schon sehr gut bedeutet, aber diese ganze Sache, hatte die beiden nochmal mehr zusammengeschweißt. Samu hatte den ganzen Tag einen auf stark gemacht und jetzt musste er sich wahrscheinlich auch endlich mal alles von der Seele reden. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie egoistisch das eigentlich von mir war, mich die ganze Zeit nur von ihm trösten zu lassen, aber gar nicht auf seine Gefühle geachtet zu haben. Ich wurde erst wieder aus meinen Gedanken geholt, als ich plötzlich hörte wie Samu anfing zu weinen. Eigentlich wollte ich ihn sofort in den Arm nehmen, aber ich wollte auch nicht, dass er wusste, dass ich ihn belauscht hatte.
„Ja, ich versuch's ja...Bis morgen..." Scheiße, ich wollte gerade schnell zurück ins Bett, doch da hatte mich Samu schon entdeckt. „Wie lange stehst du da schon?" fragte er mich und wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. „Äh, eine ganze Weile schon...Sorry, ich wollte dich nicht belauschen aber..." Weiter kam ich gar nicht, da er da schon seine Lippen auf meine gelegt hatte. „Alles gut." nuschelte er zwischen den Küssen und schob mich sanft rein, da es echt verdammt kalt war.
„Es tut mir so leid, dass ich bei meinem ganzen Rumgeheule gar nicht richtig auf dich geachtet habe...Das war nicht meine Absicht." sagte ich, als wir beide im Bett lagen. „Nicht schlimm, ich verstehe das." „Doch, das ist schlimm Samu. Du brauchst nicht immer nur der starke Samu sein, ich will auch für dich da sein. Nur so kann das funktionieren." Schwach nickte er und gab mir noch einen Kuss, bevor wir dann wirklich schliefen.

Wer ist der Richtige?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt