158.Kapitel

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„Jessy, komm bitte raus. Das war nicht so gemeint." Ich wusste, dass ich sie verletzt hatte mit meinen Worten. Es war taktlos gewesen. Anstatt, dass ich eine Antwort bekam, hörte ich sie leise weinen. „Schatz bitte." Ich wartete noch 10 Minuten, aber die Tür öffnete sich einfach nicht. Ich setzte mich also zurück ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an. Hoffentlich würde sie da gleich rauskommen und mit mir reden. 20 Minuten später hörte ich dann wie die Tür aufging und sah wie Jessy am Wohnzimmer vorbeilief und mich dabei nicht mal anguckte. „Jessy, warte mal." Ich stand gleich auf, lief schnell hinter ihr her und bekam sie zum Glück noch an der Schulter zu packen, bevor sie sich im Schlafzimmer einschließen konnte. „Lass mich los Samu." „Man, mir tut's leid Jessy. Das war total unsensibel von mir." „Das war richtig scheiße von dir." „Ich weiß. Aber meinst du nicht, dass wir uns wenigstens mal beraten lassen könnten?" „Ach ich weiß nicht Samu..."
sagte sie während sie unsicher auf ihre Hände guckte. „Aber das ist schon ziemlich wichtig. Magst du mir verraten warum du das nicht willst? Eigentlich bietet es nur Vorteile." „Weiß nicht, ich muss morgen eh zum Frauenarzt, vielleicht sollte ich mich ja wirklich einfach mal beraten lassen. Dann kann ich mich ja immer noch entscheiden." Ich nickte und schloss sie in meine Arme. Ich war wirklich überzeugt von meinem Vorschlag, da ich einfach das kleinst möglichste Risiko für eine Schwangerschaft wollte.
Den restlichen Tag machten wir nicht mehr viel. Die Stimmung war die ganze Zeit über noch immer ein wenig angespannt und ich hoffte das würde sich morgen wieder ändern. Auch als wir abends im Bett lagen, kuschelte sich Jessy nicht, wie gewohnt, an mich, sondern drehte mir ihren Rücken zu.

Jessy:
Nachdem wir am Morgen zusammen gefrühstückt hatten, machte ich mich gleich auf den Weg zu meinem Termin beim Frauenarzt. Ich war noch immer nicht überzeugt von Samu's Idee. Die Pille reichte doch vollkommen aus. Er musste es auch immer übertreiben wenn es um dieses Thema ging. Ich fuhr mit der Bahn, da ich wirklich ungerne mit dem Auto durch Berlin fuhr. Das war mir einfach viel zu stressig und dauerte meistens auch viel länger. Als ich dann angekommen war und wartete, dachte ich immer wieder über Samu's Worte nach. „Du hast doch nur Angst, weil du hoffst ich will doch noch Kinder haben." Hatte er Recht? Eigentlich war mir ziemlich bewusst, dass es da nichts mehr zu Rütteln gab, aber tief in meinem inneren hoffte ich wahrscheinlich wirklich noch. Mich holte die Stimme meiner Frauenärztin, die mich gerade aufrief, dann wieder aus meinen Gedanken. Es war eine ganz normale Untersuchung, bis sie auf einmal sagte, dass wir einen Ultraschall machen sollten, nachdem sie meinen Bauch abgetastet hatte. Ich bekam sofort Panik. Was sollte das denn jetzt? Ich schloss meine Augen kurz um mich zu sammeln und hätte sie lieber gar nicht mehr geöffnete, als ich sah wie meine Ärztin die Stirn in Falten legte als sie auf den Bildschirm guckte. „Haben Sie momentan irgendwelche Beschwerden? Morgenübelkeit oder ein Spannen in der Brust vielleicht?" Ich schüttelte den Kopf, während es in meinem Kopf anfing zu rattern. Das hörte sich hier gerade alles andere als gut an. „Also Frau Meier, es wundert mich, dass sie ohne eine Vermutung hergekommen sind, aber Sie sind schwanger." In dem Moment als sie das sagte, wurde mir heiß und kalt zugleich. „Das...das kann nicht sein. Wir haben immer verhütet. Ich nehme die Pille und mein Freund achtet auch immer sehr darauf ein Kondom zu benutzen." sagte oder stotterte ich eher gesagt. „Sie sind in der 5. Woche. Überlegen Sie noch mal." „Nein, das kann nicht sein." sagte ich fast schon panisch und konnte mir die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Was ist denn los? Das ist doch was ganz Schönes." „Mein Freund will keine Kinder!" rief ich und verließ einfach den Raum. Das war zu viel. Das konnte doch nicht angehen! Wie war das denn bitte passiert? Wir hatten immer aufgepasst, immer... Samu würde ja sofort Schluss machen, wenn er das hörte. Was sollte ich denn jetzt machen? Draußen vor der Tür brach ich weinend zusammen und war einfach nur fertig mit den Nerven. Nach einer Weile kam die Frauenärztin zu mir raus und hockte sich zu mir auf den Boden. „Beruhigen Sie sich bitte. Ich bin mir sicher Ihr Freund wird sich nach dem ersten Schock auch freuen. Das ist meistens so. Erst wollen die Männer nichts von Kindern wissen, aber wenn sie das kleine Wesen dann erstmal auf dem Bildschirm sehen, dann sind sie hin und weg." Das konnte ja auch sein, aber bei Samu wäre es ganz sicher nicht so. Ich konnte ihm das ja noch nicht mal sagen. Er würde ausrasten. Was sollte ich ihm überhaupt erzählen wenn ich nachhause kommen würde? Eigentlich wollte ich mich über sichere Verhütungsmittel informieren und dann kam raus, dass ich schwanger bin? Ich würde ihn verlieren. Plötzlich wollte ich überhaupt kein Kind mehr. Das war doch alles scheiße. „Gucken Sie mal, ich habe Ihnen das Ultraschallbildern mitgebracht. Zeigen Sie es Ihrem Partner." Wütend riss ich ihr das Bild aus der Hand und rannte weg. Ich würde ihm das Bild ganz sicher nicht zeigen. Ich selber guckte nicht mal darauf. Ich wollte es nicht sehen. Am besten wäre, wenn ich das Kind gar nicht behalten würde. Man könnte doch bis zum 3. Monat abtreiben. Ich würde es Samu gar nicht erst erzählen und dann wäre wieder alles wie immer. Er müsste gar nichts von dem Ganzen mitbekommen. Anstatt, dass ich nachhause fuhr, machte ich mich auf den Weg zu meiner Schwester. Ich musste unbedingt mit jemandem darüber reden. Der Weg war zum Glück nicht lang und sie war zum Glück auch zuhause. „Hey, schön dich zu sehen. Das passt echt gut. Tom ist gerade mit Nick zum Fußball gefahren." Lena führte ein glückliches Familienleben, das was ich mit Samu auch haben könnte, aber soweit würde es wahrscheinlich nie kommen. „Ich muss unbedingt mit dir reden Lena."

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