113.Kapitel

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Zeitsprung von 6 Monaten (Oktober 2018)

Mittlerweile hatte ich wieder eine eigene Wohnung, wobei eher ein eigenes Zimmer. Mehr als eine WG konnte ich mir nicht leisten, da ich einfach keinen neuen Job als Fotografin gefunden hatte und jetzt in einem Café jobbte. Das mit meiner eigenen Wohnung, die ich mit Samu besichtigt hatte und eigentlich auch schon sicher hatte, wurde also nichts mehr. Ich hatte mich letztendlich für Helsinki entschieden. Sami und seine Freundin Linnea waren für mich einfach sehr wichtige Bezugspersonen, die ich nicht verlieren wollte und nur weil Samu hier lebte, wollte ich mir diese wunderschöne Stadt nicht vermiesen lassen. Ich hatte mich von Anfang an in Helsinki und Finnland verliebt, hier war einfach mein Zuhause. Ab und zu lief ich Samu mal über den Weg, was für mich noch immer eine Qual war. Es war nicht zu leugnen, dass ich ihn noch inne liebte, auch wenn es bei ihm wohl er nicht mehr so war, wie ich schätzte. Ich fragte Sami auch nicht mehr über ihn aus. Er sollte mir egal werden. Wenn wir uns sahen, grüßten wir uns kurz, aber man merkte uns beiden an, dass es ein mehr als unangenehmer Moment für uns beide war.
Wenigstens verstand ich mich super mit meinen Mitbewohnern Lina und Jan. Lina kam von hier und arbeitete bei einer Modeagentur und Jan kam aus Berlin, studierte aber hier Musikmanagement. Sie waren schon jetzt gute Freunde geworden mit denen ich auch über alles reden konnte und bestätigten mir nochmal dass Helsinki wirklich die richtige Entscheidung gewesen ist. Zwar konnte ich nicht sagen, dass ich zu 100% glücklich war, aber ich versuchte mir wieder ein Leben alleine aufzubauen und es war ja auch nicht alles immer total scheiße.
Eigentlich war es auch ein ganz normaler Arbeitstag für mich, bis ich dann plötzlich Samu Hand in Hand mit einer Frau kommen sah. Oh nein, die wollten sich doch jetzt aber nicht hier hinsetzten oder? Verdammt, das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich wollte nicht zu auffällig gucken, aber ich musste einfach wissen wer diese Frau war. Ich wusste zwar nicht mehr genau wie diese Marie aussah, aber ich vermutete es einfach mal ganz stark. Samu hatte mich zum Glück noch nicht gesehen, er wusste es wahrscheinlich gar nicht, dass ich hier arbeitete. „Jessy, wir haben neue Gäste." sagte meine Chefin streng zu mir, wobei ich einen gewissen Vorwurf raushörte. Ich wollte da einfach nicht hin...Da es hier aber um meinen Job ging, setzte ich mich in Bewegung und wurde wirklich nervös. Als Samu mich dann auch entdeckte, sah er mich kurz geschockt an, wendete sich dann aber wieder ganz schnell seiner Begleitung zu. „Hey, was darf's sein?" fragte ich so gelassen wie möglich und guckte mir diese Marie erstmal genauer an. Sie sah ja schon nicht schlecht aus. Etwas dunklerer Hauttyp, schwarze, lange Haare und leuchtend grüne Augen. Definitiv ein Hingucker, das musste ich zugeben. „Ähm einen Cappuccino für mich bitte." sagte sie und schien mich komischerweise auch zu erkennen.  „Für mich auch." Schön, er machte es also so knapp wie möglich, auch gut. „Das war alles?" „Ja." Erleichtert drehte ich mich also wieder um und machte die Bestellung fertig. Ob die beiden jetzt wirklich zusammen waren? Ich meine sie würde doch nicht einfach so nach Finnland kommen. Für mich war es ja schon schwer genug gewesen, dass diese Frau mit bei den Festivals war, da ich mir ja denken konnte, was die beiden da backstage getrieben hatten, aber sie jetzt so zu sehen tat nochmal mehr weh. Ich war froh, als ich die Tassen auf ihren Tisch abgestellt hatte und wieder weg konnte. Ich versuchte ganz normal weiter zu arbeiten, erwischte mich aber dabei, die zwei immer wieder zu beobachten. Sie berührten sich immer wieder und lachten viel, was mir einen echten Stich ins Herz versetzte.

Samu:
„Fertig?" „Ja, wir können." antwortete mir Marie und nahm meine Hand. Sie war jetzt seit einem Monat hier in Helsinki und würde noch 5 Monate hier bleiben, da sie ein Auslandssemester machte. Ich hatte mich echt gefreut, als sie mir das während der Festivals gesagt hatte, da wir uns einfach sehr gut verstanden. Die Trennung von Jessy belastete mich noch immer, ganz klar, aber Marie tat mir gut. Wir führten sowas wie eine Freundschaft + , was für mich auch etwas Neues war. Ich merkte zwar, dass sie sich total in mich verguckt hatte, aber da sie nichts sagte, führten wir das einfach so fort. Manche würden sagen, dass ich nur mit ihr spielte und sie nur eine Ablenkung war, was ja auch teilweise stimmte, aber ich mochte sie ja wirklich und im Bett harmonierten wie auch sehr gut. An sich war es auch mal wieder ein schöner Tag mit ihr, doch als wir im Café saßen und ich auf einmal Jessy entdeckte, bleib mein Herz erstmal stehen. Ich wusste nicht, dass sie hier arbeitete, sonst wäre ich ganz sicher nicht hergekommen. Es war ja schon unangenehm wenn wir uns so ab und zu man begegneten, aber dass sie mich jetzt hier mit Marie sah und uns bedienen musste, war wirklich eine scheiß Situation. „Das ist doch deine Ex oder nicht?" „Ja. Lass uns nicht drüber reden okay? Ich will die Zeit mit dir genießen." „Empfindest du noch was für sie?" Oh man, was war denn mit ihr los? Sie war doch sonst so locker. „Natürlich nicht." antwortete ich ihr, obwohl das glatt gelogen war. Natürlich liebte ich diese Frau noch. Sie war perfekt, egal in welcher Hinsicht. Wir blieben noch eine Weile, bis Marie dann gehen wollte. „Gehen wir wieder zu dir? fragte sie mich als wir bezahlt hatten. „Ich hätte da nämlich noch so eine Idee was wir zwei machen könnten." „Dann lass uns gehen." Ich lächelte sie an, woraufhin sie mich zu sich runterzog und mir einen innigen Kuss gab. Eigentlich küssten wir uns nicht, wenn wir nicht gerade zur Sache kommen wollten, aber ich hatte das Gefühl sie wollte Jessy zeigen, dass ich zu ihr gehörte, auch wenn man das so jetzt auch nicht bezeichnen konnte.
Bei mir angekommen ließ Marie dann auch nichts anbrennen, ich jedoch konnte mich überhaupt nicht drauf einlassen. Irgendwie hatte mir das gerade doch mehr zu schaffen gemacht, als ich zugeben wollte. Sie ließ ihre Hand in meine Boxer wandern und massierte meinen kleinen Freund, der aber absolut nicht auf ihre Berührungen reagierte. „Er steht ja noch gar nicht." sagte sie skeptisch. „Entspann dich Großer." Fuck, lass mich jetzt nicht hängen Kumpel. Konzentrier dich Samu...Aber es funktionierte einfach nicht. Mein Kopf war einfach ganz woanders. „Sorry, aber das wird nichts mehr. Anderes mal ok?" „Dein Ernst jetzt? Ist es wegen deiner Ex vorhin?"

Wer ist der Richtige?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt