Kapitel 2

1K 39 1
                                    

Als der Film zu Ende war, fragte ich Samu vorsichtig, ob er drüber reden wollte. Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier und fing dann an auf Englisch zu erzählen, damit wir es beide verstanden. "Naja, eigentlich wollten Vivi und ich ja noch vor der Tour in einem Monat, einen 2-wöchigen Urlaub machen. Es war ja auch schon alles geplant, aber natürlich musste ich wieder alles absagen, weil sie ja einen ach so tollen Auftrag bekommen hat. Immer ist ihr Job wichtiger als ich. Im letzten Monat haben wir uns vielleicht gerade mal 2,3 Mal gesehen." Er tat mir wirklich leid und ich konnte es absolut nachvollziehen, dass sich das verdammt scheiße anfühlen musste. Tröstend legte ich meine Hand auf seine Schulter und versuchte ihm mit Riku gut zuzureden, was aber nur mäßig funktionierte. Er war wirklich am Boden und ließ sich nur ganz schwer aufmuntern. Riku schlug vor ein bisschen Musik im Studio in unserem Keller zu machen, das machte Samu normalerweise immer glücklich. Damit konnte er sich dann auch tatsächlich anfreunden und die beiden verschwanden unten. Ich verbrachte die Zeit währenddessen auf sozialen Netzwerken und telefonierte mit meiner besten Freundin aus Deutschland. Ich hatte zwar auch sehr gute Freunde hier in Finnland gefunden, aber niemand kam auch nur annähernd an Lilly. Eigentlich wollte sie uns hier auch mal besuchen, aber leider bekam sie keinen Urlaub. Fast eine Stunde telefonierten wir, bis Riku auf einmal wieder hochkam und mir sagte, dass er nochmal kurz wegmüsse und ich mich doch bitte um Samu kümmern sollte. Lilly hörte das Gespräch durch den Hörer und zog mich damit ,direkt als Riku weg war ,auf. "Ach Samu also, dann mal viel Spaß ihr beiden." Lachend legten wir beide dann auf. Lilly fand schon immer Samu würde ja viel besser zu mir passen und er wäre doch so ein Schnuckel. Manchmal nervte es mich einfach nur an, aber ich beschloss das einfach locker zu sehen und sie einfach reden zu lassen. Ich wollte nichts von ihm, ich war glücklich und zufrieden in meiner Beziehung und das war auch gut so. Dachte ich zumindest da noch. Nachdem ich das Telefon wieder weggepackt hatte, beschloss ich mal nach unserem Sorgenkind gucken zu gehen und fand ihn zusammengekauert in der Ecke des Studios. Ein leises Schluchzen kam von ihm aus, sodass ich schnellen Schrittes auf ihn zuging. "Nicht weinen Samu, das ist es nicht wert. Ihr bekommt das wieder hin, jeder hat mal schlechte Phasen in einer längeren Beziehung." sagte ich auf deutsch zu ihm.Eher weniger überzeugt guckte er mich kurz an, versteckte sein Gesicht aber gleich danach wieder hinter seinen Händen. Ihm war es unangenehm Schwäche zu zeigen. Er wollte vor allem immer stark sein, das wusste ich. Aber tief im inneren war er ein sehr sensibler Kerl. Ich sagte erstmal nichts mehr und legte meinen Kopf einfach nur auf seine Schulter. Vielleicht war es das beste einfach nur für ihn da zu sein. Nach bestimmt einer viertel Stunde schweigen guckte er mich verzweifelt an und öffnete sich endlich. "Weißt du Jessy, ich glaube langsam nicht mehr daran, dass es wieder besser wird. Vivi ist so wie sie ist, das ist keine Phase. Ich will sie nicht verlieren, aber ich weiß nicht, ob unsere Beziehung noch Sinn macht." Es erschrak mich ein wenig das von ihm zu hören. Eigentlich kämpfte er immer für alles und jeden den er liebte, aber anscheinend war langsam einfach die Luft raus. Zu viel Mist hatte sich seine Freundin erlaubt. "Hör zu, ich kann dir nichts vorschreiben, aber bitte geb euch nicht so schnell auf. Sie liebt dich, das weißt du, sonst wäre sie sonst doch auch nicht immer so eifersüchtig." Er nickte nur und guckte gedankenverloren ins Leere. "Danke." "Ist doch klar, wir sind Freunde." Ich stand auf und zog ihn mit hoch. Er zog mich in eine lange Umarmung und da war es wieder, dieses komische Kribbeln in meinem Bauch. Ich konnte es absolut nicht verstehen und verdrängte dieses Gefühl gleich wieder. Samu war ein guter Kumpel, nicht mehr und nicht weniger. Zusammen gingen wir wieder hoch und machten es uns wieder auf der Couch bequem. Fast 2 Stunden später kam Riku erst wieder und begrüßte mich mit einer innigen Umarmung, die sich komischerweise aber nicht so gut wie die von Samu vorhin anfühlte. Ich musste mir diese Gedanken ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Schnell gab ich ihm einen Kuss und verschwand dann im Badezimmer. Ich feuchtete mein Gesicht mit kaltem Wasser an um wieder auf klare Gedanken zu kommen. Kurz darauf beschlossen wir noch essen zu gehen und kamen dann auch erst gegen 20.00 Uhr wieder zuhause an. Samu hatten wir auf dem Weg bei sich zuhause abgesetzt. Erst wollte er nicht wieder zurück, da Vivi auch dort war, aber ich bekam ihn dann doch dazu nochmal mit ihr zu reden. Riku und ich machten uns noch einen entspannten Abend und gingen recht früh ins Bett. Jedoch nicht um gleich zu schlafen, ich brauchte unbedingt Ablenkung von diesen komischen Empfindungen vorhin.

Wer ist der Richtige?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt