63.Kapitel

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Jessy:
Am nächsten Tag machten wir uns morgens dann also gleich auf den Weg zum Arzt, weil Samu immer noch Schmerzen hatte, auch wenn er das nicht so richtig zugeben wollte. Das hatte sich bestimmt entzündet, sonst würde es gar nicht mehr weh tun.
„Soll ich mitkommen?" fragte ich als er aufgerufen wurde und merkte, dass ihm nicht so ganz wohl bei der Sache war. Keine Ahnung wo seine Angst vor Ärzten herkam. Er nickte nur kurz und nahm meine Hand.
Als der Arzt hereinkam redete er irgendwas auf Finnisch, ich verstand wie immer nur die Hälfte. Ich glaube er fragte wer von uns Schmerzen hatte und auch welche. Ich sah wie schwer es Samu fiel jetzt zu sagen, dass sein Problem sich in der Hose befand und musste schmunzeln, weil es schon süß war. Manchmal war er einfach noch wie ein kleiner Junge.
Letztendlich erzählte er dann doch von dem Vorfall und was jetzt genau weh tat.
„Dann wollen wir mal gucken, legen Sie sich doch mal auf die Liege. Sie können sich auch gleich schonmal die Hose ausziehen." Das tat er dann auch, ich setzte mich neben ihn und lächelte ihn ermutigend an.
Als ich sah, dass die Schwellung und die Verfärbung nochmal mehr zugenommen hatten, staunte ich erstmal nicht schlecht. „Samu... du hast gesagt, es ist schon besser geworden." „Ich wollte nicht so wie ein Weichei dastehen." Das war ja mal wieder typisch er.
Dann kam aber auch schon der Arzt wieder und fing mit der Untersuchung an.
Es stellte sich heraus, dass ich Recht hatte und es wirklich eine Entzündung war. Samu bekam ein Rezept für eine Salbe mit und dann würde das in ein paar Tagen wieder gut sein.
„Und war das jetzt so schlimm?" fragte ich Samu, als wir auf dem Weg zur Apotheke waren. „Ich hasse einfach Ärzte..." antwortete er mitleidig und zog eine Schnute. „Ach jetzt komm, du bist so ein großer, starker Mann und dann hast du Angst vor Ärzten.. die tun dir doch nichts. Guck mal jetzt holen wir deine Salbe und dann sind die Schmerzen weg und das nur weil ich dich zum Arzt hingeschleppt habe." entgegnete ich ihm belustigt und strich über seinen Oberschenkel. „Trotzdem, das wäre bestimmt auch so weggegangen..." Manchmal fragte ich mich echt ob ich mit einem Mann oder einem kleinen Jungen zusammen war, so dickköpfig und trotzig wie er manchmal war. Ich schüttelte nur lachend den Kopf und guckte dann wieder aus dem Fenster.
Nachdem wir dann in der Apotheke waren, ging es als nächstes zur Möbelhaus. Ich wollte keine weitere Nacht in diesem Bett schlafen, so schön es auch war. Wir mussten sogar gar nicht lange suchen, da wir so ziemlich denselben Geschmack hatten, was wirklich praktisch war. „Das ist auch ein Stück Zukunft, findest du nicht?" fragte mich Samu grinsend und legte seine Arme um meine Hüften. „Ja, unsere gemeinsame Zukunft." Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Dieser Gedanke meine Zukunft mit Samu zu verbringen war einfach wunderschön. Wie viel wir noch zusammen erleben würden...Als Samu in diesem Moment auch noch anfing mich leidenschaftlich zu küssen,schlug mein Herz Purzelbäume. Wir verloren uns richtig in diesem Kuss, obwohl wir noch immer auf dem Parkplatz standen. Das war mir gerade aber mehr als egal, ich genoss das hier gerade viel zu sehr.
„Iih der Mann frisst die Frau ja gleich auf!" schrie dann auf einmal ein kleines Mädchen und riss uns vollkommen aus dem Kuss. Ich konnte mich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen. „Emily! Lass das Paar in Ruhe. Entschuldigen Sie meine Tochter." sagte die Mutter dann peinlich berührt zu uns und zog ihre Tochter zu sich. Doch Samu ließ die Kleine noch nicht gehen, stattdessen hockte er sich zu ihr runter. „Weißt du was? Das gerade war alles andere als ekelig und das wirst du ganz bald auch noch selber erfahren. Ich würde diese perfekte Frau doch nie auffressen, dafür liebe ich sie doch viel zu doll, aber so ein bisschen Knutschen ist schon drin findest du nicht?" Ich fand es total niedlich wie Samu mit dem Mädchen redete, er würde irgendwann mal ein ganz toller Vater werden, auch wenn das jetzt ein bisschen sehr weit in die Zukunft gedacht war.
Das Mädchen guckte ganz verdutzt zwischen ihm und ihrer Mutter hin und her. Die Mutter musste auch schon total lachen. „Na komm Emily, wir lassen die Zwei mal in Ruhe. Einen schönen Tag noch." Hatte ich schonmal erwähnt wie sehr ich die Finnen liebte?
„Danke gleichfalls." sagte ich freundlich und würde gleich darauf wieder von Samu in einen Kuss verwickelt. „Das war richtig süß." sagte ich schmunzelnd zu Samu, als wir uns wieder voneinander lösten. „Ich oder die Kleine?" fragte er und wackelte mit seinen Augenbrauen. „Ihr beiden. Außerdem bin ich ja ziemlich froh, dass du mich nicht auffressen willst." erwiderte ich lachend und schmiegte mich an seine Brust. Auch Samu musste lachen
und gab mir ein letzen Kuss, bevor wir ins Auto stiegen um meine Sachen bei Riku abzuholen.
Ein bisschen mulmig war mir dabei ja schon, aber es musste nunmal sein. Und er ging ja auch immer besser damit um, von Außen gesehen zumindest. Wie es innerlich in ihm aussah, wusste ich ja nicht.
„Alles gut bei dir?" fragte mich Samu plötzlich, da man mir wahrscheinlich ansah, dass ich mit gemischten Gefühlen zu Riku ging. „Ja, es ist nur so komisch...ein ganz neuer Abschnitt, und ich fühle mich so irgendwie so schlecht Riku gegenüber, dass ich jetzt von ihm gleich zu dir ziehe...kommt das nicht komisch?"
„Klar ist das ein ganz neuer Abschnitt, aber das ist doch gut oder nicht? Außerdem ist das überhaupt nicht komisch, wir sind jetzt eben zusammen und da ist es doch nicht verwerflich, dass wir zusammen wohnen oder?" Da hatte er zwar schon Recht, aber trotzdem fühlte ich mich schlecht. „Hast ja Recht...ich will das trotzdem schnell hinter mir haben, das verstehst du doch?" Er nickte nur und stieg dann aus dem Auto aus um mir die Tür aufzuhalten.
„Bereit?" fragte er noch, bevor er klingelte. „Muss ja."

Wer ist der Richtige?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt