Wer ist der Richtige?

159.Kapitel

Nachdem ich meiner Schwester alles erzählt hatte, guckte sie mich nur mit großen Augen an, während ich wieder anfing wie verrückt zu weinen. „Hey komm mal her Süße." Sie nahm mich sofort in den Arm und drückte mich so fest es ging. Nur langsam beruhigte ich mich wieder. „Ich verstehe, wie verzweifelt du gerade sein musst, aber du kannst doch nicht ernsthaft darüber nachdenken das Kind abzutreiben. Das ist ein Lebewesen Jessy. Das ist EUER Kind." sagte Lena eindringlich zu mir und sah dabei auch ziemlich ernst aus. „Ich weiß es doch auch nicht...Es ist doch erst 5 Wochen alt, da ist doch noch gar nichts richtig. Ich will Samu einfach nicht verlieren. Er ist die Liebe meines Lebens Lena..." „Ich weiß Jessy...Und genau deswegen darfst du ihm das auch auf keinen Fall verheimlichen. Ihr müsst darüber reden. Vielleicht hat die Frauenärztin ja Recht und er freut sich doch wenn er das Bild sieht und der erste Schock weg ist. „Ja genau. Hast du ihn schonmal gehört? Ich sollte mir ein scheiß Hormonimplantat einsetzten lassen. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt der so überzeugt davon ist keine Kinder zu bekommen. Er wird Schluss machen und mich sitzen lassen mit dem Kind. Ich kann es nicht behalten." sagte ich und war mehr als verzweifelt. Ich wollte nie in so eine Situation kommen und Samu wahrscheinlich noch weniger. „Du redest echt Quatsch. Du wolltest immer Mutter werden und jetzt bist du schwanger und willst es wegen einem Mann abtreiben? Spinnst du? Wir bekommen das auch ohne diesen Idioten hin. Dann soll er sich halt verpissen, dann liebt er dich aber auch nicht richtig." Hatte sie recht und es war wirklich dumm überhaupt darüber nachzudenken mein eigenes Kind abzutreiben? Vielleicht sollte ich wirklich erstmal mit Samu reden, aber ich hatte so eine verdammte Angst davor. Wie würde er reagieren? Konnte das alles nicht einfach nur ein Albtraum sein aus dem ich gleich aufwachen würde und in Samu's Armen liegen würde. „Er liebt mich...aber er wird das Kind trotzdem nicht akzeptieren. Ich könnte es ja auch zur Adoption freigeben." „Du drehst vollkommen durch Jessy. Was hat dieser Kerl mit dir gemacht?" „Man Lena. Wir haben uns hier gerade etwas Neues aufgebaut. Wir sind in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen, ich hab den Job bekommen, wir wollen in 2 Monaten heiraten...Es war alles perfekt. Wir waren glücklich. Und jetzt ist alles zerstört, einfach alles! Ich dachte ich wäre mit 30 endlich mal angekommen. Weißt du, ich dachte immer mit einem Kind wäre ich noch glücklicher, aber was bringt mir ein Kind, wenn ich Samu nicht mehr habe? Das war mir nie so bewusst wie es mir jetzt ist." Wieder kamen mir die Tränen nachdem ich zu Ende geredet hatte. Ich blieb den ganzen Tag bei Lena bis ich abends los musste zu einem Konzert, bei dem ich engagiert war. Ich hatte Samu den ganzen Tag nicht geschrieben und dementsprechend viele Nachrichten und Anrufe von ihm auf dem Handy. Auf dem Weg zur Agentur rief ich Samu also erstmal an.
„Na endlich! Wo bist du verdammt?! Ich habe dich tausend mal angerufen." kam es mir direkt entgegen. „Tut mir leid Schatz...Ich war bei meiner Schwester. Sie hatte Stress mit Tom und brauchte mich einfach. Da hab ich ganz vergessen dir Bescheid zu sagen." log ich und fühlte mich wirklich schlecht dabei. „Ja ganz toll. Weißt du was ich mir für Sorgen gemacht habe?" „Es tut mir wirklich leid. Mir geht's gut und ich sitze jetzt in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Ich bin bestimmt gegen Mitternacht wieder zuhause." „Alles klar...Keine Ahnung ob ich dann noch wach bin."  Er hörte sich wirklich nicht begeistert an, was ich auch verstehen konnte. „Ja ist okay, werde ich ja sehen." „Jo, bis dann." „Bis dann, ich liebe dich Samu..." flüsterte ich fast nur noch, doch er legte einfach auf. Na super...Jetzt war er schon sauer und ich hatte ihm noch nicht mal das Schlimmste erzählt. Aber jetzt würde ich mich erstmal ablenken und freute mich jetzt auch auf die Arbeit. Es wurde ein wirklich langer Abend, an dem ich aber wirklich viel Spaß hatte. Das Fotografieren war einfach meine Leidenschaft und ich war so froh, dass ich diesen Job hier bekommen hatte. Danach unterhielt ich mich dann noch mit der Band und zeigte ihnen auch schon ein paar Bilder, die ich dann in den nächsten Tagen bearbeiten würde. Wie schon erwartet war ich wirklich so gegen Mitternacht zuhause. Samu war noch wach, lag aber schon im Bett und guckte noch irgendwas auf seinem Laptop. „Hey." „Hi." antwortete er, guckte mich kurz an und richtete seinen Blick dann wieder auf den Bildschirm. Ich setzte mich neben ihn auf's Bett und klappte den Laptop zu, woraufhin er mich genervt anguckte. „Was soll das?" „Man Samu, ich weiß, dass es scheiße war dich nicht anzurufen, aber ich hab's einfach vergessen. Sei mir jetzt bitte nicht so böse." „Ich hab mir einfach Sorgen gemacht und dann kommst du so ganz locker an, ach hey, du ich hab's einfach vergessen." sagte er und guckte mich ernst an. „Das sollte nicht so rüber kommen. Vertragen wir uns bitte?" „Ja..." Er zog mich auf seinen Schoß und küsste mich sanft. „Wie war's überhaupt beim Frauenarzt? Hast du dich für was entschieden?" Oh Gott, das musste ja kommen. Mein Herz pochte auf einmal tausend mal schneller und ich bekam Panik. „Äh noch nicht so ganz. Ich muss nochmal drüber nachdenken." sagte ich schnell und küsste ihn einfach wieder um dem Gespräch aus dem Weg zu gehen. „Ich hab dich übrigens echt vermisst." sagte Samu danach und zog eine Schnute, was unglaublich süß aussah. Ich liebte diesen Kerl so sehr... „Ich dich auch." Federleicht legten sich seine Lippen auf meine, sodass ich ganz automatisch anfing zu seufzen und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Samu stupste mit seiner Zunge an meine Unterlippe, woraufhin ich meinen Mund leicht öffnete und sich unsere Zungen fanden. Alles könnte so perfekt sein...Ich unterbrach den Kuss, weil ich einfach ein schlechtes Gewissen hatte und es nicht richtig genießen konnte. „Du, ich bin echt müde von dem Tag...Wollen wir schlafen?" „Können wir machen." sagte er lächelnd, woraufhin wir uns dann auch bettfertig machten.