8~ ,,Für dich arbeiten? Niemals."

69.4K 1.7K 175
                                    

„Oh mein Gott, die ist so dumm!" lache ich und kann kaum aufhören. Johnny und ich sehen uns eine Comedy-Show an, in der Leute ständig auf die Nase fallen oder sich blamieren. Genau mein Humor. Nach einer Weile sehe ich auf die Uhr und merke, dass ich langsam losmuss. „Okay, ich muss jetzt los. Wir sehen uns morgen, Kleiner." Frech strecke ich ihm die Zunge raus, und er schüttelt grinsend den Kopf. Mit 17 Jahren nur 1,54 m groß zu sein, ist auch irgendwie seltsam, aber was soll's? Ich habe mich daran gewöhnt.

Kurz darauf fällt die Haustür ins Schloss, und ich bin allein. Die Angestellten haben frei, solange Emily und Tom weg sind - natürlich wissen die beiden nichts davon. Sie würden mich wahrscheinlich umbringen, wenn sie herausfänden, dass ich das Hauspersonal nach Hause geschickt habe, ohne dass dafür Urlaubstage abgezogen wurden. Schnell räume ich auf, dann will ich unter die Dusche. Doch gerade, als ich das Wohnzimmer betreten will, höre ich ein lautes Knallen.

Heilige Scheiße! Auf solche Fälle bin ich nicht vorbereitet! Ich greife nach dem Fechtschwert, das an der Wand hängt - eigentlich reine Dekoration, aber es ist trotzdem scharf und echt. Danke, Fechtunterricht, lass mich nicht im Stich! Vorsichtig spähe ich um die Ecke und entdecke einen Fremden. Wer zum Teufel ist das? Glaubt er wirklich, er könnte hier einbrechen und ungestraft davonkommen? Langsam gehe ich auf ihn zu, das Schwert fest in der Hand.

Plötzlich dreht er sich um, und ich schlage sofort zu. „Aua! Stopp! Hör auf! Ich wurde von Mason geschickt!" schnappt er, und ich halte inne. „Was? Wieso?" Er richtet sich auf und tastet sich ab, als ob er nach Verletzungen sucht. Nur ein paar rote Streifen von meinen Hieben sind zu sehen, die wie Abdrücke eines Kopfhörerkabels aussehen. „Du sollst mitkommen," sagt er und klingt genervt. Soll? „Soll?! Ich möchte gefragt werden! Hat euch dieser Typ nichts beigebracht? Wenn man in einem fremden Haus ist und nicht auffallen möchte, sollte man leiser sein..." Ich rolle die Augen, und er tut es mir nach, bevor er wieder auf mich zukommt. Doch als ich erneut das Schwert erhebe, bleibt er stehen, ein leicht panischer Ausdruck in seinem Gesicht.

„Bitte. Ich bekomme sonst Ärger," murmelt er, und ich zögere, stimme dann aber zu. „Na schön. Aber nur, weil du mir leidtust..."

---

Wir sitzen im Auto, und ich fahre mal wieder in diese Tiefgarage - von wegen, wir gehen uns aus dem Weg. Wieder laufen wir die Treppen hinauf. Diese Typen besitzen die coolsten Autos, aber sind unfähig, einen Aufzug einzubauen! Plötzlich packt mich der Kerl am Arm. „Aua! Finger weg, sonst gibt's noch mehr Streifen im Gesicht!" Die roten Striemen von meinem ersten Angriff sind immer noch deutlich zu sehen. Aber er lässt mich nicht los. Stattdessen wirft er mich kurzerhand über seine Schulter und trägt mich wie einen Sack Kartoffeln den Gang entlang zu Masons Büro.

„Hier ist sie, Boss," sagt er schließlich und setzt mich ab. Sofort schlage ich ihm mit der Faust gegen die Brust. „Na, vielen Dank auch, Arschgesicht! Und ich hatte Mitleid mit dir! Du hast Glück, dass ich dir nicht den ganzen Inhalt meines Magens auf die Schuhe gekotzt habe!" Wütend streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht und richte mich zu Mason um.

„Bist du fertig?" fragt Mason trocken und verschränkt die Arme.

„Deinen Leuten solltest du vielleicht mal beibringen, wie man sich leise in einem fremden Haus bewegt. Er hat eine Vase zerstört." Mason nickt seinem Handlanger zu, und der Kerl verzieht sich schleunigst. „Was hast du mit ihm angestellt?" fragt er, und ich zucke mit den Schultern, während ich mich auf den Sessel vor Masons Schreibtisch fallen lasse.

„Ich kann fechten, falls du das wissen willst. Aber danach habe ich nur noch auf ihn eingeschlagen. Selber schuld, wenn man zu unfähig ist, sich leise zu verhalten. Also, was willst du von mir?"

Mason setzt sich ebenfalls und lächelt leicht. „Ich habe ein Angebot für dich." Er will weitersprechen, doch ich unterbreche ihn. „Gibt's hier was zu essen?" Ja, ich habe vorhin erst gegessen, aber ich habe irgendwie immer Hunger. Mason seufzt leicht genervt, zieht dann jedoch eine Schublade auf und reicht mir eine Schüssel mit Nüssen. Perfekt. Ich nehme sie dankbar und lasse mich tiefer in den Sessel sinken. „Fahr fort."

„Also," beginnt er. „Was hältst du davon, für mich zu arbeiten?" Erst lache ich laut auf, doch dann wird mir klar, dass er es ernst meint. „Für dich arbeiten? Niemals." - „Du würdest Zeit mit mir verbringen," erwidert er mit einem selbstgefälligen Grinsen. Eine Augenbraue wandert skeptisch nach oben. „Das ändert nichts. Wer sagt, dass ich das überhaupt möchte? Ich mag dich ja nicht mal."

Seine Augenbrauen ziehen sich kurz zusammen, als ob ihn das tatsächlich ein wenig kränken würde. „Jedes Mädchen würde sich freuen, Zeit mit mir zu verbringen." Oh mein Gott, wie kann man so eingebildet sein? „Zu dumm, dass ich nicht wie die anderen Mädchen bin. Immerhin hast du mit der Freundin meines besten Freundes geschlafen und ihm damit das Herz gebrochen. Sie ist zwar schuld, aber du warst der ausschlaggebende Punkt!" Mason zuckt leicht mit den Schultern, als hätte er das längst vergessen. „Du wirst auch bezahlt. Und das gut."

Jetzt wird es interessant. Ich könnte das Geld sparen und bis zu meinem 21. Lebensjahr genug haben, um endlich aus der Villa von Emily und Tom zu verschwinden. Madrid wartet - schön weit weg von all dem hier. „Von wie viel reden wir?" frage ich vorsichtig.

Mason lehnt sich zurück, sein Lederstuhl knarzt vertraut. „Etwa 2.000 Dollar im Monat, plus Zuschläge für Extraaufgaben." Ich verschlucke mich fast an einem Nusskrümel. 2.000 Dollar im Monat?! Das ist mehr, als ich je in einem Nebenjob verdienen würde! Mit der Zeit könnte ich mir wirklich ein neues Leben aufbauen. „Das Gehalt kann sich steigern," fährt er fort, „aber du musst bestimmte Aufgaben übernehmen. Hier gibt es verschiedene Abteilungen: die Kämpfer, die Autokenner, die Technikexperten, die Kosmetiker, die Boten, Einbrecher und so weiter. Du hättest allerdings eine besondere Aufgabe."

Da ist der Haken. Misstrauisch ziehe ich die Augenbrauen hoch. „Und die wäre?"

„Wir brauchen jemanden, der bestimmte Personen ablenken kann, und jemand, der bei Familienveranstaltungen als Begleitung auftauchen könnte, ohne sich falsche Hoffnungen zu machen. Du wärst perfekt dafür."

„Aha, damit ich am Ende wieder kurz vor einer Vergewaltigung stehe? Nein, danke." Anstatt sich für letztes Mal zu entschuldigen, rollt er nur genervt mit den Augen. Arschloch. „Wir vereinbaren ein Codewort, falls es wieder brenzlig wird."

Das Angebot ist zu gut, um es abzulehnen. Es scheint nicht allzu schwer zu sein, und mit dem Gehalt könnte ich bald unabhängig sein. „Ich hätte ein paar Bedingungen," sage ich. Er sieht mich erwartungsvoll an.

„Welche?"

Ich stehe auf, gehe um den Tisch herum und lehne mich an seinen massiven Schreibtisch, sodass ich zwischen seinen Beinen stehe. „Ich will bei Autorennen und so dabei sein. Und das Tattoo will ich auf die linke Hand, nicht auf die rechte wie alle anderen."

Er überlegt einen Moment. „Die Rennen sind nicht ungefährlich. Und das Tattoo geht in Ordnung, wenn du mir sagst, warum."

Ich setze mich ganz auf den Tisch und grinse. „Wenn du bei den Rennen dabei bist, wird schon nichts passieren. Und auf meiner rechten Hand habe ich schon ein Tattoo. Emily und Tom hätten mich beinahe umgebracht, als sie es entdeckt haben."

Er steht auf und tritt dicht an mich heran. „Wer sind Emily und Tom?" fragt er mit einem forschenden Blick. Ich schüttle leicht den Kopf. „Spar dir die Show. Du weißt genau, wer sie sind. Du hast mich schon längst durchleuchtet." Er nickt leicht. „Na gut. Du darfst bei den Rennen dabei sein. Und das Tattoo bekommst du auf die linke Hand. Du kannst es dir jetzt gleich stechen lassen." Er steht auf und stellt sich dicht vor mich. Dann streicht er eine Strähne hinter mein Ohr und hinterlässt ein angenehmes kribbeln unter der Haut.

„Schön." Er lehnt sich noch ein Stück näher zu mir, und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt. Vielleicht will ich, dass er mich küsst. Die Erinnerung an seinen letzten Kuss weckt eine seltsame Sehnsucht in mir. Doch ich lasse mir nichts anmerken. Ihm zu zeigen, dass man süchtig nach seinen Küssen ist? Nein, das kommt gar nicht in Frage.

„Dann gehe ich mir jetzt mein Tattoo stechen lassen." ich rutsche vom Tisch und verlasse den Raum, aber nicht ohne ihn noch mal anzusehen. Soll er sich ruhig genau so fühlen wie ich.

✓Amor de la mafia✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt