11~ Was stimmt denn nicht mit dir?!

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Ich hasse den Matheunterricht! Neues Thema und ich verstehe wieder einmal nur Bahnhof. Und in zwei Wochen schreiben wir auch noch eine verdammt schwierige Klausur. Dabei sitze ich hier und verstehe rein gar nichts. „Wollen Sie es mal versuchen, Ms. Smith?" Die Stimme meines Lehrers holt mich zurück in die Realität, und mein Kopf schießt Richtung Tafel. Na toll. „Ähm... ich denke nicht. Aber danke."

„Sie wissen, dass Sie bestehen müssen, um Ihr Ziel zu erreichen, oder?" Ja, ich weiß es! Sonst würde ich kaum hier sitzen und versuchen, diesen Unsinn zu verstehen, obwohl ich den Kram nie im Leben brauchen werde! Wozu zur Hölle muss ich analytische Geometrie lernen?! „Berechnen Sie jetzt bitte den Vektor," sagt der Lehrer energisch. Alle beginnen, irgendetwas in ihre Blöcke zu kritzeln, während ich ratlos dasitze. Eine Stunde lang noch diesen Mist. Am liebsten würde ich heulen.

Endlich kann ich die Schule verlassen, aber meine Laune ist im Keller. Zwei Stunden Mathe in den letzten Stunden - was für ein beschissener Tag! Auf dem Parkplatz nicke ich ein paar Leuten aus der Gang zu. Ich kenne zwar noch nicht alle, aber die meisten Gesichter kommen mir inzwischen bekannt vor. Vielleicht wird der Tag ja noch besser - immerhin steht heute Abend die Gala an. Es sei denn, sie reden die ganze Zeit über Politik und solchen Quatsch. Dann wäre es wirklich vorbei.

Bevor ich zur „Höhle" - wie ich das Gebäude der 32er liebevoll nenne - fahre, besuche ich noch Johnny. Der Arme ist immer noch nicht gesund. Nach gut einer Stunde bei ihm mache ich mich auf den Weg zur Höhle. Hoffentlich ist mein Kleid nicht zu auffällig... Es hat einen tiefen Ausschnitt und einen hohen Beinschlitz. Der obere Teil ist mit Pailletten besetzt, und der untere besteht aus fließendem Tüll. In meinem Zimmer warten Jeff, Ann und Jenn schon ungeduldig auf mich.

„Kind, wo warst du? Wir haben nicht so viel Zeit!" ruft Jeff und zieht mich sofort auf einen Stuhl. „Wir müssen erst um halb sieben da sein und jetzt ist es gerade mal zwei Uhr. Das reicht doch locker für Haare und Make-up," erwidere ich.

„Ach, du hast ja keine Ahnung! Wir machen heute eine komplette Verschönerung. Überall, wo Haare sind, die da nicht sein sollten, wird gewachst."

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Ich stehe im Badezimmer, eine Maske im Gesicht, und meine Beine pochen vor Schmerz. An das Waxing muss ich mich wohl noch gewöhnen - normalerweise rasiere ich mich einfach selbst. Dann betritt die Frau, die das Waxing durchgeführt hat, wieder das Bad und mustert mich kritisch.

„Wann hast du dich das letzte Mal rasiert?" fragt sie und deutet auf meinen Intimbereich.

„Ähm... vor zwei Tagen."

„Dann sollten wir hier nochmal ran."

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Masons Sicht:

Ich betrete Callies Zimmer und sehe, wie Ann, Jenn und Jeff entspannt auf ihrem Bett sitzen. „Wo ist Callie?" frage ich, und alle deuten stumm auf die Badezimmertür. Plötzlich höre ich einen spitzen Schrei.

„AUAAAA! WARUM SAGEN SIE NICHT MAL BESCHEID?!" brüllt Callie, und kurz darauf stürmt sie wütend heraus. In ihrem Bademantel, mit Lockenwicklern im Haar und einer braunen Gesichtsmaske sieht sie aus, als wäre sie gerade einer dieser Beautymontagen in einem Film entsprungen. Als sie mich erblickt, verdunkelt sich ihr Blick sofort.

„Ich hoffe, dieser ganze Aufwand ist nicht umsonst! Werde an Stellen gewaxt, wo es überhaupt nicht nötig ist, aber sicher ist sicher!" faucht sie mich an. Dann taucht die blonde Waxing-Dame hinter ihr auf und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Prompt wirft Callie mich aus dem Zimmer. Zum Glück bin ich keine Frau. Zugegeben, ich habe das Waxing nur bestellt, um sie ein bisschen zu ärgern. Dafür, dass sie immer so frech ist.

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Callies Sicht:

„Du siehst atemberaubend aus. Wenn Mason seine Augen von dir lassen kann, dann weiß ich auch nicht", sagt Jeff bewundernd, während ich mich ein letztes Mal im Spiegel betrachte. Schließlich legt er mir eine schwarze Jacke über die Schultern und wünscht mir viel Spaß für den Abend. Mason wartet wahrscheinlich schon unten.

Mein Kleid ist ein atemberaubendes und elegantes Kleid mit einem tiefen V-Ausschnitt, das für besondere Anlässe wie eine Gala perfekt ist. Der obere Teil des Kleides ist reich verziert mit funkelnden Pailletten und glitzernden Steinen, die ein Muster um den Ausschnitt und entlang der Taille bilden, was dem Kleid ein glamouröses und luxuriöses Aussehen verleiht.

Es hat außerdem einen hohen Beinschlitz, der mein Bein auf eine elegante Weise zur Geltung bringt und einen Hauch von Sinnlichkeit verleiht. Der untere Teil des Kleides besteht aus weichem, fließendem Tüll, der in sanften Wellen herabfällt und bei jeder Bewegung leicht schwingt, wodurch das Kleid eine leichte und romantische Ausstrahlung erhält. Die Kombination aus den glitzernden Pailletten oben und dem zarten Tüll unten macht das Kleid zu einem echten Hingucker, perfekt geeignet für einen eleganten Auftritt heute abend

Langsam gehe ich die Treppe hinunter, halte das Kleid vorne hoch, um nicht zu stolpern. Und da steht er, in einem perfekt sitzenden schwarzen Anzug mit Fliege. Sein breites Kreuz kommt darin noch besser zur Geltung. Ich wette, dass die Paparazzi nur so auf uns lauern. Immerhin ist er der Sohn eines Multimillionärs und wird wahrscheinlich bald die Unternehmen seines Vaters übernehmen. Die Zeitungen schreiben ständig über ihn. Normalerweise hat er immer eine brünette Begleitung, daher wird es seine Eltern sicher überraschen, mich an seiner Seite zu sehen.

Ich gehe langsam die Treppe hinunter. Er bemerkt mich zunächst nicht, weil er telefoniert, aber dann schaut er auf und legt auf. „Hey", sage ich etwas schüchtern. Er sieht mich an, irgendwie seltsam, und ich werde unsicher. Ist das Kleid vielleicht doch zu freizügig? Oder sehe ich einfach nicht so aus, wie er es erwartet?

„Stimmt etwas nicht?" frage ich, obwohl ich normalerweise nicht so unsicher bin. Aber heute geht es nicht nur um eine Party - es ist eine Gala mit einflussreichen Menschen, und Masons Eltern werden auch dort sein. Ich will keinen schlechten Eindruck hinterlassen.

„Ja... ich meine, nein. Du siehst einfach umwerfend aus." Seine Worte lassen mich verlegen auf den Boden schauen. Mein Inneres meldet sich auch mal wieder. Was stimmt nicht mit dir? fragt es höhnisch. Tja, gute Frage. Ich habe eine innere Stimme, ja, aber sie ist etwas intensiver. Nach dem Tod meiner Eltern war ich traumatisiert. Als ich Emily und Tom erzählt habe, dass ich oft mit jemandem rede, den nur ich hören kann, haben sie mich zum Psychologen geschleppt. Der meinte, das würde mit den Jahren weniger werden. Inzwischen meldet sie sich nur selten.

Mason hält mir den Arm hin, und ich hänge mich dankbar ein.

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„Wir sind da, Mr. Rodriguez", verkündet der Fahrer. Mason nickt und steigt aus. „Bist du bereit?" fragt er mich. Ich hole tief Luft und nicke langsam. Kaum bin ich ausgestiegen, blitzt es von allen Seiten. Die Fragen prasseln auf uns ein.

„Wer ist die rothaarige Schönheit an Ihrer Seite?" „Hat der Playboy jetzt eine Freundin?" „Wie ist es, mit einem Multimillionär zusammen zu sein?" „Was halten Sie von all den Gerüchten über ihn?"

Ich lächle nur und halte mich dicht an Masons Seite, während wir zum Eingang gehen. Drinnen atme ich erleichtert auf. „Wie hältst du das aus?" frage ich erschöpft.

„Man gewöhnt sich dran, wenn man schon als Kind damit konfrontiert wurde." An der Garderobe legt er seine Jacke ab und hängt auch meine auf. Dann führt er mich in einen großen Saal, direkt auf eine kleine Gruppe zu, die ich sofort als seine Familie erkenne. Die Dame ist wirklich eine Augenweide: dunkel lockiges Haar, feine Gesichtszüge, eine Model-Figur, die das hellblaue Kleid perfekt zur Geltung bringt. Neben ihr steht Masons Vater - sie könnten glatt Zwillinge sein, beide groß und muskulös, mit den gleichen markanten Wangenknochen und den intensiven dunklen Augen. Beide strahlen eine natürliche Autorität und Macht aus, die einen sofort einschüchtert, besonders, wenn sie nebeneinanderstehen.

Und dann ist da noch Masons Bruder. Er sieht jünger aus, vielleicht 25 oder 26, und hat das feine Gesicht seiner Mutter geerbt. Nicht ganz so groß und muskulös wie Mason, doch es passt zu ihm. Höflich begrüßt Mason alle und stellt mich schließlich vor.

Die Blicke der Familie sind schwer einzuschätzen, aber ich halte mich an das Lächeln, das Jeff mir beigebracht hat. Und als Mason mir kurz über die Hand streicht, wird mir klar, dass ich diesen Abend irgendwie überstehen werde - wie auch immer.

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