32~ Unzüchtige Spiele

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„IVAN, LASS MICH RUNTER! ICH KOMME NICHT MIT!“ brülle ich, während ich wütend auf seinen Rücken schlage. Mein Kopf baumelt über seiner Schulter, und ich fühle mich wie ein Sack Kartoffeln.

„Mia, ich bringe dich dafür um!“ schreie ich weiter und werfe meiner besten Freundin einen tödlichen Blick zu, während sie neben uns hergeht und sich kaum das Lachen verkneifen kann. Wieso können die mich nicht einfach in Ruhe lassen? Noch vor zehn Minuten lag ich gemütlich in meinem Bett, eingekuschelt in meine Decke, las ein Buch und hörte Musik. Doch jetzt schleppt mich Ivan über das halbe Gelände zu diesem dämlichen Ort, wo sie ihre lächerlichen Spiele spielen wollen.

„Wenn du weiter so brüllst, werden die Lehrer wach!“ zickt Mia von der Seite.

„Das ist mir sowas von egal! Du hast mir nicht mal eine Jacke mitgebracht! Hast du gesehen, wie ich aussehe? Es ist arschkalt!“ Ich deute auf mein Outfit: eine schwarze Leggings und ein großzügig ausgeschnittenes weißes Shirt. Ich sehe aus, als hätte ich gerade einen Modeljob verpasst, der mich auf den Strich schicken sollte.

„Warum ziehst du dann so was an, wenn du dich so nicht zeigen willst?“ fragt Mia spöttisch.

„Vielleicht, weil mich nachts im Schlafanzug normalerweise keiner sieht, du Brain!“ kontere ich und schlage wieder auf Ivans Rücken. Endlich, etwa hundert Meter von der Jugendherberge entfernt, setzt Ivan mich ab.

„Hier.“ Mia reicht mir einen Cardigan und meine Schuhe. Ihr Gesicht leuchtet in einem süßen Lächeln, das sie sofort unschuldig wirken lässt. „Ich habe mitgedacht.“

„Wenn du nicht so süß wärst, hätte ich dich längst erschlagen“, murmele ich, während ich mich notgedrungen anziehe.

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Nach zwanzig Minuten Fußmarsch durch den dunklen Wald erreichen wir schließlich unser Ziel. Der Platz ist bereits voller Leute. Laute Musik dröhnt aus einer mitgebrachten Box, Schüler tanzen, lachen oder trinken aus Plastikbechern, und das Lagerfeuer flackert im Wind.

„Wow, ist hier schon was los“, murmele ich. Wie haben die das alles hierhergeschleppt?

Ich folge Ivan und Mia widerwillig und versuche, meine schlechte Laune zu verbergen. Kaum haben wir die Gruppe erreicht, drückt mir jemand einen Becher in die Hand. Der stechende Geruch verrät sofort, dass es sich um irgendeinen billigen Alkohol handelt. Ich ziehe die Nase kraus und stelle den Becher demonstrativ neben mich. Das Zeug riecht wie Essig – widerlich.

„Mia, mir ist langweilig. Können wir gehen?“ frage ich nach einer Weile und lehne mich an einen Baum.

„Nein, gleich beginnen die Spiele, und ich will zusehen. Das wird lustig“, sagt sie mit einem Grinsen.

Ich verdrehe die Augen. Ihre Definition von „lustig“ unterscheidet sich massiv von meiner.

„Wer Wahrheit oder Pflicht mitspielen will, kommt hierher!“ ruft ein Junge und wedelt mit einer Taschenlampe, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ich tippe auf meinem Handy herum, während ich versuche, das Chaos um mich herum zu ignorieren. Plötzlich spüre ich, wie jemand meinen Arm packt und mich wegzieht.

„Gideon, was soll das?!“ rufe ich genervt und sehe ihn an.

„Wir gehen mitspielen“, sagt er lächelnd, als wäre das die beste Idee der Welt.

„Oh nein, auf keinen Fall“, protestiere ich und stemme mich gegen seinen Griff. „Meine Begeisterung, hier irgendwas Sexuelles zu starten, ist echt gering.“

„Jetzt sei nicht so verklemmt“, sagt er und zieht mich weiter. „Das ist lustig. Und wenn du eine Aufgabe nicht machen willst, kannst du dem Typen in der Hütte einfach sagen, er soll die Augen schließen. Dann rennst du durch die zwei losen Balken mit dem roten X.“

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Na toll. Das klingt ja fantastisch.“

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Das Spiel beginnt. Die Flasche dreht sich, und die ersten Teilnehmer werden in die Hütte geschickt. Ihre Aufgabe: Einer von ihnen muss mit einem Knutschfleck zurückkommen. Nervös kaue ich auf dem Rand meines Bechers, der mittlerweile zur Hälfte mit Vodka gefüllt ist. Das Zeug schmeckt nicht besser, aber es hilft, meine Nerven zu beruhigen.

Ich bete innerlich, dass ich nicht an der Reihe bin. Doch natürlich passiert genau das. Als ich die Blicke der anderen auf mir spüre, weiß ich, dass mein Glück vorbei ist.

„Wahrheit oder Pflicht, Redhead?“ fragt einer der Jungs mit einem breiten Grinsen.

„Ähm... Wahrheit“, stammele ich. Das scheint die sicherste Wahl zu sein.

Quinn verdreht demonstrativ die Augen. „Bist du noch Jungfrau?“ fragt eines der Mädchen direkt.

„Ja.“ Meine Antwort ist knapp und ehrlich.

„Wer hätte das gedacht?“ murmelt Quinn spöttisch, und ich spüre, wie mein Blut zu kochen beginnt. Noch ein Kommentar von ihr, und ich verliere die Beherrschung.

Die Flasche dreht sich weiter, und die Aufgaben werden immer extremer. Gideon soll eine Aufgabe in der Hütte erfüllen, lehnt aber ab – aus Rücksicht auf seine Freundin. Alle akzeptieren es ohne Diskussion.

Dann trifft es mich erneut. Diesmal gibt es kein Entrinnen: Pflicht.

Die Flasche wird erneut gedreht, um meinen Partner zu bestimmen. Sie bleibt bei Brayen stehen. Perfekt. Genau das, was ich wollte – nicht.

„Sehr schön“, sagt einer der Jungs. „Einer von euch muss mit einem Knutschfleck zurückkommen. Ihr habt zehn Minuten.“

Brayen steht mit einem breiten Grinsen auf und läuft zielstrebig zur Hütte. Innerlich fluche ich. Langsam erhebe ich mich und folge ihm.

„Wohin des Weges, Prinzessin?“ Masons Stimme lässt mich zusammenzucken.

Ich drehe mich um und sehe ihn lässig an einen Baum gelehnt. „Mit Brayen in die Hütte. Und danach werde ich Gideon töten“, sage ich und versuche, an ihm vorbeizugehen. Doch ich stolpere über einen Ast und falle fast zu Boden. Mason packt mich schnell und zieht mich zu sich.

Unsere Gesichter sind viel zu nah. Sein warmer Atem streift meine Haut, und ich spüre eine Gänsehaut über meinen Körper laufen.

„In Zukunft solltest du vielleicht geradeaus laufen“, sagt er mit einem leichten Lächeln.

Mein Blick wandert zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her. Ich bin mir sicher, dass mein Interesse viel zu offensichtlich ist.

„Ja, gute Idee... Ich, ähm...“ Ich bringe kaum ein Wort heraus.

„Ich sollte weiter. Muss jemandem einen Knutschfleck verpassen“, murmele ich schließlich.

Masons Gesichtsausdruck ändert sich, und er lässt mich los. Ich drehe mich um und gehe weiter zur Hütte.

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Mit klopfendem Herzen betrete ich die dunkle Hütte. Es ist kalt und still, und meine Augen brauchen eine Weile, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Durch einen Spalt im Holz fällt schwaches Mondlicht, das kaum etwas erhellt. Ich stoße gegen einen Tisch und reibe schmerzlich über meine Hüfte.

„Wie soll hier jemand seine Unschuld verlieren?“ murmle ich genervt. „Man sieht doch nicht einmal, wo man hintritt.“

„Da bist du ja endlich“, sagt Brayen plötzlich. Seine Stimme kommt irgendwo aus der Dunkelheit.

Ich drehe mich in die Richtung, aus der sie kommt, doch bevor ich etwas erkennen kann, packt er mich von der Seite, dreht mich herum und drückt mich gegen den Tisch.

„So, dann verpassen wir dir mal einen Knutschfleck“, sagt er grinsend.

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