Wir sitzen im Zug, und Mia lehnt erschöpft an meiner Schulter. Gestern Nacht ist es wirklich spät geworden, und sie hat viel zu tief ins Glas geschaut. Auch wenn es heute nicht mehr so lustig erscheint, war der Abend irgendwie unvergesslich.
Flashback:
Wenige Stunden zuvor.
Müde liege ich in meinem Bett und streichele nachdenklich über den Knutschfleck an meinem Hals. Er fühlt sich immer noch warm an und kribbelt leicht. Mein Kopf ist ein einziges Durcheinander. Was bedeutet das alles? Bevor ich weiter in meinen Gedanken versinken kann, fliegt plötzlich die Tür auf, und eine betrunkene Mia stolziert ins Zimmer.
„Mia!“ rufe ich entsetzt und springe auf. Sie taumelt gefährlich, und ich fange sie gerade so auf, bevor sie auf den Boden fällt.
„Wie kann man so dünn sein und trotzdem so viel wiegen?!“ schimpfe ich, während ich versuche, uns beide auf den Beinen zu halten.
„Weißt du, dass ich dich liebe?“ lallt sie und legt ihren Kopf schwer auf meine Schulter. „Du bist meine beste Freundin!“
„Ja, ja, ich dich auch“, murmle ich und schleppe sie zum Bett. Das sagt sie mir jedes Mal, wenn sie zu viel getrunken hat. Vorsichtig setze ich sie aufs Bett und ziehe ihr die viel zu große Jacke aus, die eindeutig Ivan gehört.
Plötzlich greift sie nach meinem Gesicht, dreht meinen Kopf zur Seite und starrt auf meinen Hals. „Was ist denn das?! Ist das der von Brayen?“ fragt sie, und ihre Worte stolpern fast über ihre Zunge.
„Nein, ist er nicht“, antworte ich schnell und versuche, ihren Griff zu lösen. „Ich würde Brayen nicht mal in die Nähe meiner Haut lassen.“ Auch wenn ich ehrlich zugeben muss, dass es fast passiert wäre.
„Ist der etwa von Mason...?“ Sie zieht ihre Augenbrauen hoch und runter und grinst verschmitzt.
„Jetzt leg dich schlafen, Mia“, sage ich genervt. „Wir müssen morgen früh raus, und ich habe echt keine Lust auf deine Katerlaune.“
Sie nickt zustimmend und lässt sich auf die Matratze fallen. Kaum habe ich mich auch hingelegt, kuschelt sie sich an mich heran und schnarcht innerhalb von Sekunden friedlich vor sich hin.
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Nach nur wenigen Stunden Schlaf wache ich von meinem Wecker auf. Es ist Zeit zu packen, aber Mia liegt immer noch wie ein Stein in den Kissen. „Mia, steh auf! Wir haben noch nicht gepackt, und wir müssen gleich zum Frühstück runter!“
Mit einem gequälten Stöhnen schleppt sie sich ins Bad, und ich beginne, meinen Koffer zu packen. Nach etwa 15 Minuten kommt sie zurück, setzt sich neben ihren Koffer auf den Boden und räumt ihre restlichen Sachen ein.
„Was ist eigentlich gestern mit Brayen passiert?“ fragt sie plötzlich. „Du warst so wütend, als du aus der Hütte kamst.“
Zum Glück erinnert sie sich nicht an den Knutschfleck. Manchmal habe ich wirklich Glück. „Naja“, beginne ich zögernd, „wir sollten in die Hütte, und einer von uns sollte mit einem Knutschfleck zurückkommen. Ich dachte, ich mache das einfach, damit es schnell vorbei ist. Aber er hatte wohl andere Pläne.“
Mias Augen weiten sich. „Was meinst du?“
„In der Hütte war es stockdunkel, und ich habe ihn gesucht. Plötzlich lag ich auf dem Tisch, und er war über mir. Er war total besoffen und viel stärker als ich. Irgendwann habe ich es geschafft, ihm voll eine aufs Auge zu geben, bevor er mich mit seinen schmierigen Lippen berühren konnte.“
„So ein Bastard!“ zischt Mia wütend und fasst sich an die Schläfen, was mich zum Lachen bringt.
„Wenn du dich weiter aufregst, wird dein Kater nur schlimmer“, necke ich sie, woraufhin sie mich mit einem Todesblick anstarrt.
Plötzlich erscheint Ivan mit Mason und Gideon in der Tür. „Wir können euch mit den Koffern helfen“, sagt Ivan und lächelt charmant.
„Was tust du da?“ fragt Gideon amüsiert, als er mich auf meinem Koffer liegen sieht.
„Ich muss meine Klamotten plattdrücken, damit der blöde Koffer zugeht“, erkläre ich genervt.
Während die Jungs lachen, nutze ich die Gelegenheit, Mason zu mustern. Er trägt ein T-Shirt mit V-Ausschnitt, das seine Muskeln betont. Und der Knutschfleck an seinem Hals – den ich ihm verpasst habe – ist nicht zu übersehen. Ein triumphierendes Lächeln huscht über mein Gesicht.
Als mein Koffer endlich zu ist, schließen wir das Zimmer ab. Doch bevor ich nach unten gehen kann, dreht mich plötzlich jemand herum und drückt mich gegen die Wand.
„Morgen, Prinzessin“, murmelt Mason mit einem schelmischen Grinsen, bevor er mich küsst. Seine Lippen sind weich und warm, und mein Kopf wird ganz leer.
„Morgen...“ flüstere ich, als wir uns trennen. Mein Herz klopft wie wild. Was stellt er nur mit mir an?
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Jetzt sitze ich im Zug und starre gedankenverloren aus dem Fenster. Mia schläft immer noch an meiner Schulter, während die Landschaft draußen vorbeizieht. Es ist halb acht Uhr morgens, und ich fühle mich wie gerädert. Wir müssen bald aussteigen, und ich weiß, dass Mia schwer wachzukriegen sein wird.
Zwischendurch schiele ich zu Mason, der neben Quinn sitzt. Sie redet ohne Unterlass, und sein genervter Gesichtsausdruck ist köstlich. Als er meinen Blick auffängt, verdreht er demonstrativ die Augen. Ich muss leise kichern. Morgen beginnt wieder der Alltag mit Schule, und ich frage mich, wie es laufen wird.
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Ich freue mich auf mein eigenes Bett. Der Unterricht beginnt morgen erst um 12 Uhr, und ich kann es nicht erwarten, endlich ausschlafen zu können. Doch dann vibriert mein Handy, und ich lese die Nachricht von Tom:
Hallo Calliope, wir können dich heute nicht abholen, da wir auf ein Geschäftsessen müssen. Fahr bitte zu Mia und bleib dort. Wir holen dich morgen vor der Schule ab. Ins Haus kommst du nicht, wir mussten die alten schlösser tauschen und haben vergessen dir einen hinzulegen.
„Das war ja klar“, murmele ich und raufe mir die Haare. Mia ist bei Ivan und die sind schon weg, also bleibt mir nichts anderes übrig, als eine Alternative zu finden.
„Du kannst bei mir schlafen“, sagt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Brayen, der mit einem schelmischen Lächeln dasteht.
„Verschwinde, Brayen“, sage ich scharf. Dann kommt Mason auf uns zu.
„Soll ich dich mitnehmen? Du kannst bei mir bleiben“, bietet er an.
Ich zögere kurz, nicke dann aber. Gemeinsam gehen wir zu seinem Auto, wo er meinen Koffer in den Kofferraum packt.
„Darf ich dich etwas fragen?“ sage ich schließlich.
„Immer doch, Prinzessin.“
Ich beiße mir auf die Lippe, bevor ich die Frage herausplatzen lasse: „Bekomme ich eine Waffe? So eine wie du immer bei dir hast?“
Er sieht mich fassungslos an. „Woher weißt du davon?“
„Ich bin nicht blöd, Mason. Du bist ständig in irgendwelchen brenzligen Situationen. Ich will mich auch einfach nur schützen können.“
Er beginnt zu lachen. „Wenn man dir eine Waffe gibt, muss man die Stadt evakuieren. Du kannst ja nicht mal kämpfen.“
„Das Auge von Brayen sah aber nicht danach aus“, erwidere ich beleidigt.
„Okay, das war vielleicht Glück. Aber ernsthaft, Callie: Wenn du eine Waffe hast, bist du automatisch in größere Gefahren verwickelt. Und ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
Ich seufze enttäuscht. „Na gut. Aber du könntest mir wenigstens ein bisschen Selbstverteidigung beibringen.“
Er mustert mich nachdenklich und nickt schließlich. „Deal. Aber nur, um dich gegen Idioten wie Brayen zu verteidigen.“
Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Vielleicht wird das doch noch ein interessanter Abend.
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✓Amor de la mafia✓
RomanceCallie: „Du bist wirklich ein wandelndes Klischee, weißt du das? Der große, gefährliche Bad Boy mit der geheimnisvollen, philosophischen Ader." Mason: „Und du bist die reiche, hübsche Prinzessin, die vom ausbruch aus ihrem goldenen Käfig träumt mit...