„Entweder ihr macht es, oder ihr seid raus. Entscheidet euch“, sagt Mason mit fester Stimme. Ich setze das Messer an meinen Arm, übe Druck aus und ziehe die erste Linie.
Eine Stunde zuvor:
Fertig angezogen liege ich auf meinem Bett und höre Musik. Gedanken rasen unaufhörlich durch meinen Kopf. Was wird meine Aufgabe sein? Ich hoffe nur, dass ich niemanden verletzen muss. Bei diesen Leuten weiß man ja nie. Jetzt, wo ich schon tief in der Sache drinstecke, gibt es kein Zurück mehr. Und solange ich ein Auge auf sie habe, kann ich auch sicherstellen, dass sie keine gefährlichen Pläne gegen die Fireballs schmieden. Außerdem bin ich nicht nur wegen mir hier. Ich muss auf Johnny aufpassen, auch wenn er mir wehgetan hat. Trotz allem liebe ich ihn immer noch.
Ein lauter Weckton reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist zehn vor zwölf. „Mia, wir müssen los. Komm!“ Ich ziehe schnell meine Jacke an, schlüpfe in die Schuhe und verabschiede mich von Gina. Draußen warten bereits ein paar unserer Leute. Ihre Tattoos fallen sofort ins Auge, genauso wie die Narben, die Mason trägt. Ich frage mich, wieso sie diese Narben haben. Sind sie ein Symbol für Anführer, besondere Verdienste oder Loyalität? Es ist gefährlich, sich an dieser Stelle zu verletzen. Das heilt schlecht, entzündet sich leicht und kann sogar dazu führen, dass eine Hand amputiert werden muss. Der Gedanke daran ist schrecklich. Ich versuche, meine Gedanken zu beruhigen. Es bringt nichts, jetzt Panik zu schieben.
Wir machen uns auf den Weg durch den Wald, hinauf zur Lichtung. Der Wind streicht mir durch die Haare, die kühle Nachtluft tut gut. Als wir ankommen, fällt mein Blick sofort auf das Feuer in der Mitte des Platzes. Überall stehen Fackeln, die die Szene in ein schaurig-schönes Licht tauchen. Das haben sie wirklich gut vorbereitet. Am Tisch nehme ich mir ein Getränk, aber keinen Alkohol – noch nicht. Vielleicht brauche ich den später. Obwohl ich mir sonst wenig Angst eingestehe, lässt mich das Aufnahmeritual heute Abend nervös werden.
Der Abend schreitet voran.
Zunächst wird viel Musik gespielt, es wird gelacht und geredet. Doch gegen halb drei ruft Mason alle neuen Mitglieder zu den Bänken. Er steht auf einer Bank und lässt seinen Blick über die Runde schweifen, bis er bei mir stehen bleibt. Seine Augen wirken anders als sonst, sein Blick durchdringt mich. „Also. Stellt euch alle nebeneinander“, befiehlt er in scharfem Ton. Seine Augen lassen mich nicht los. Wir sind nur vier Neue – eine Erleichterung, denn eine lange Reihe hätte die Spannung unerträglich gemacht.
Neben mir stellen sich ein Mädchen und zwei Jungs auf. Wir Mädels stehen in der Mitte, die Jungs außen. Mason winkt einem seiner Helfer zu, der verschwindet. Dann kommt er auf uns zu und reicht uns nacheinander ein Messer. Ich halte es unsicher in meiner Hand und denke insgeheim: Müssen wir uns jetzt gegenseitig abstechen oder was? Ein schlechter Witz, der die Situation kaum erträglicher macht.
„Jeder von euch wird sich drei Schnitte unterhalb des Tattoos machen“, sagt Mason mit eiserner Miene. „Wer kneift, ist raus. Wer es durchzieht, bleibt. Aber wer einmal drin ist, kann nicht mehr aussteigen – nur im Tod.“ Wir starren ihn entsetzt an.
„Wir sollen uns die Arme aufschlitzen? Ihr spinnt doch!“, ruft der Junge rechts von mir. Das Mädchen sieht nicht weniger schockiert aus. „Wisst ihr eigentlich, wie gefährlich das ist?“, murmelt sie und schüttelt den Kopf. Warum ist sie überhaupt hier? Sie sieht nicht aus, als ob sie das Geld oder diesen Lebensstil bräuchte. Wahrscheinlich ist sie nur wegen der ganzen Jungs hier. Während die anderen diskutieren, starre ich das Messer an. Anfangs ging es mir nur um das Geld. Doch jetzt? Jetzt ist es mehr. Die meisten hier sind mir ans Herz gewachsen. Noch nie habe ich mich mehr wie in einer Familie gefühlt als bei den 32ern. Außerdem will ich Mason besser kennenlernen. Seine geheimnisvolle Art lässt mir keine Ruhe.
„Entweder ihr macht es, oder ihr seid raus. Entscheidet euch“, wiederholt Mason unnachgiebig. Ich atme tief ein, setze das Messer an meinen Arm, übe Druck aus und ziehe die erste Linie. Dann die zweite. Und schließlich die dritte. Es schmerzt höllisch, und die Schnitte sind tief. Ich hätte weniger Druck ausüben sollen. „Reicht mir jemand ein Tuch und Wasser?“, frage ich. Die Schnitte brennen wie Feuer, und ich will nicht riskieren, dass sich die Wunden entzünden.
Die anderen starren mich an, als ob sie nicht glauben könnten, was sie gerade gesehen haben. Mason dagegen lächelt. Nach ein paar Minuten entscheidet sich Kevin, einer der Jungs, ebenfalls, die Schnitte zu machen. Auch er steht nun mit einem blutdurchtränkten Tuch da. Wir sehen uns an und grinsen erschöpft. „Du bist ziemlich taff“, sagt er, seine Augen leuchten. „Danke“, antworte ich leise.
Die anderen beiden gehen. Man sagt uns, dass ihnen das Tattoo entfernt wird, aber keiner will mir verraten, wie das gemacht wird. Es soll schmerzhaft sein. Ich habe meine Entscheidung getroffen – ich bin ein Teil der Gang. Doch ein leiser Zweifel bleibt: Was wird mit denen passieren, die zu viel wissen?
Später:
Erschöpft lasse ich mich auf eine Bank fallen. Nach dem Anstoßen mit Kevin ist mir schwindelig. Während seine Blutung längst gestoppt hat, fließt bei mir immer noch Blut. Ich drücke das Tuch fester auf die Wunden. Ich muss wohl zu tief geschnitten haben. Sterben werde ich nicht, aber der Schwindel ist unangenehm.
„Na, Prinzessin. Tut’s noch weh?“, fragt Mason, der sich vor mich stellt. Als er das durchtränkte Tuch sieht, hockt er sich hin und legt seine Hand an meine Wange. „Was ist los?“, fragt er besorgt. „Nichts, mir ist nur ein bisschen schwindelig“, flüstere ich. Ohne zu zögern hebt er mich hoch und trägt mich aus dem Wald ins Badezimmer. Er setzt mich auf den Toilettendeckel, verschließt die Tür und lässt Wasser laufen. Vorsichtig nimmt er das Tuch ab.
„Wenn die Wunde pulsiert, dann...“, beginne ich, aber er unterbricht mich. „Ich weiß, wie man eine Wunde versorgt, Prinzessin. Ich habe oft genug eigene gehabt.“ Seine Augen treffen meine. „Weißt du eigentlich, dass du redest wie eine Ärztin?“ Ich lächle schwach. „Das habe ich von meinem Dad. Ich befasse mich seit meiner Kindheit damit.“ Mason nickt verständnisvoll. Als er meinen Arm unter das kalte Wasser hält, zische ich vor Schmerz. Instinktiv lege ich meine Hand auf seine. „Entschuldigung“, murmele ich, ziehe die Hand aber schnell zurück. „Schon gut“, sagt er leise.
Warum muss er nur so süß sein?
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✓Amor de la mafia✓
RomanceCallie: „Du bist wirklich ein wandelndes Klischee, weißt du das? Der große, gefährliche Bad Boy mit der geheimnisvollen, philosophischen Ader." Mason: „Und du bist die reiche, hübsche Prinzessin, die vom ausbruch aus ihrem goldenen Käfig träumt mit...