Heute ist es so weit: das Rennen. Verzweifelt sitze ich auf dem Boden vor meinem Kleiderschrank und starre in die leeren Tiefen, in der Hoffnung, dass plötzlich etwas „perfektes" zum Anziehen erscheint. Ich will heute gut aussehen, vielleicht sogar heiß und sexy - schließlich wird dieser bestimmte Junge auch da sein. Doch in meinem Schrank ist absolut nichts, was diesen Anforderungen entspricht. Genervt stöhne ich und lasse meinen Kopf hängen.
„Was ist denn hier los? Wie sieht es hier aus?!" Erschrocken schaue ich auf, als Emily mein Zimmer betritt und sich ungläubig umschaut. Überall sind Klamotten verstreut, die ich anprobiert und dann achtlos in die Ecke geworfen habe, weil nichts gut genug war. Ich weiß, dass ich wie ein Chaos wirke, aber es ist mir gerade egal.
„Ich treffe mich heute Abend mit einem Freund, und da wird auch... jemand sein, den ich beeindrucken will," sage ich verlegen. „Ich dachte, ich könnte deinen Rat befolgen und etwas tragen, das heiß und sexy aussieht. Aber so etwas besitze ich einfach nicht."
Emily mustert mich kurz und lächelt dann unerwartet. „Komm mal mit. Ich glaube, ich habe da etwas für dich." Neugierig folge ich ihr auf den Dachboden, wo sie zielstrebig auf eine große Kiste mit ihrem Namen darauf zugeht. Sie öffnet sie und beginnt, in den alten Klamotten zu wühlen, bis sie ein durchsichtiges schwarzes Oberteil und einen knallrosa Rock hervorzieht.
„Rosa ist wirklich nicht so mein Ding...," beginne ich vorsichtig, doch Emily hebt entschlossen die Augenbrauen. „Ist mir egal. Du ziehst das an, und darüber wird nicht diskutiert."
Ich nehme die Kleidung und betrachte sie zweifelnd, bevor ich schließlich leise frage: „Emily... warum bist du auf einmal so nett zu mir? Früher hättest du dich doch nie darum geschert, was ich tue."
Emily seufzt und sieht für einen Moment in die Ferne, bevor sie antwortet: „Im Urlaub habe ich eine Frau kennengelernt, die eine Tochter in deinem Alter hat. Die beiden haben sich so gut verstanden, haben gelacht und alles miteinander geteilt. Da wurde mir klar, dass ich dir gegenüber vieles falsch gemacht habe. Ich möchte es wieder gutmachen, Callie. Ich möchte für dich eine richtige Mom sein, oder zumindest so etwas Ähnliches. Ich werde nie deine leibliche Mutter sein, das weiß ich, aber vielleicht kann ich trotzdem jemand Wichtiges für dich werden." Ich lächele gerührt und nehme sie fest in den Arm.
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„Komm endlich raus!" ruft Johnny ungeduldig aus meinem Zimmer, während ich zögernd im Badezimmer stehe.
Ich betrachte mich selbst im Spiegel und kann kaum fassen, was ich sehe. Das bin ich? Dieses Outfit ist so gar nicht mein Stil, aber genau das macht es irgendwie aufregend. Das schwarze, durchsichtige Oberteil lässt meinen schwarzen BH deutlich durchscheinen und gibt dem Ganzen eine kühne Note. Es liegt eng an und betont meine Schultern und Arme, ohne zu viel preiszugeben - zumindest für das, was ich normalerweise trage. Dazu kommt der knallrosa Rock, der viel kürzer ist, als ich es gewohnt bin. Er sitzt eng an meinen Hüften und betont jede meiner Kurven, ohne auch nur die kleinste Unvollkommenheit zu verbergen. Rosa ist eigentlich gar nicht meine Farbe, aber irgendwie... passt es.
Meine sonst so wilden, roten Locken fallen mir heute sanft über die Schultern, als hätten sie ihren eigenen Willen, sich perfekt für diesen Anlass zu legen. Das kräftige Rot steht im starken Kontrast zu dem Schwarz meines Oberteils und gibt mir einen Hauch von feurigem Selbstbewusstsein. Meine eisblauen Augen, die sonst eher kühl wirken, leuchten mit einer Intensität, die mich selbst überrascht. Emily hat mir ein Make-up verpasst, das ich mir selbst nie zugetraut hätte.
Meine Augen sind stark betont, dunkler und dramatischer als je zuvor, mit tiefen Schattierungen, die meine eisblauen Augen geradezu zum Glühen bringen. Der Lidschatten ist in dunklen, rauchigen Tönen gehalten, was meinen Blick intensiv und fast hypnotisch macht. Und dann diese Lippen - dunkel und voller, mit einem tiefen, dunklen Rot, das verführerisch und beinahe gefährlich wirkt. Meine sonst eher zurückhaltenden Lippen sehen plötzlich aus, als könnten sie Geheimnisse erzählen, die die Welt besser nicht kennen sollte.
Es fühlt sich ungewohnt an, und ich weiß, dass ich mich so gar nicht erkenne. Aber genau das ist es vielleicht, was ich heute Abend brauche. Ein neues Ich, selbstbewusst und kühn.
„Ich kann nicht raus, Johnny! Die werden alle glotzen!" rufe ich panisch durch die Tür.
„Ja, und? Komm jetzt endlich, Cole hat gerade geschrieben, dass er unten wartet," drängt Johnny weiter. Tja, jetzt bleibt mir wohl keine Wahl mehr. Mit klopfendem Herzen öffne ich die Tür und sehe, wie Johnnys Kinnlade herunterklappt.
„Warum kenne ich dich nur schon so lange?" murmelt er mit einem schiefen Grinsen, während er mich von oben bis unten mustert. Ich strahle nicht gerade vor Selbstbewusstsein, und irgendwie will ich einfach wieder in Jeans und T-Shirt schlüpfen.
„Sieht man meine Narben wirklich nicht?" frage ich leise und deute auf eine bestimmte Stelle.
Johnny schüttelt beruhigend den Kopf. „Nein, du siehst perfekt aus. Komm jetzt." Widerwillig folge ich ihm, auch wenn ich mich in diesem Outfit wirklich fremd fühle. Zum Glück konnte ich Emily davon überzeugen, dass ich meine hohen Boots tragen darf statt High Heels. Keine Ahnung, was die Leute mit diesen Folterinstrumenten anstellen.
Draußen vor dem Haus lehne ich mich kurz an die Wand, um mich zu sammeln, bevor wir zu Cole und Kyle gehen, die an einem glänzenden, aufgemotzten schwarzen BMW stehen. Cole sieht mich einmal von oben bis unten an, bleibt dabei an meinem Oberteil hängen und grinst dann. Typisch Männer.
„Wow, du siehst mega aus," sagt Cole anerkennend, und Kyle ergänzt grinsend: „Mega heiß."
„Ähm, danke. Wollen wir los?" frage ich etwas verlegen, während ich mich auf die Rückbank setze. Johnny rutscht neben mich, und während der Fahrt bemerke ich, wie nervös ich bin. Mein Bein wippt unruhig, bis Johnny seine Hand darauf legt und mir ein beruhigendes Lächeln schenkt.
Ich blicke aus dem Fenster und versuche, mich zu beruhigen. Mein Inneres ich meldet sich auch mal wieder: Stell dich nicht so an! Zeig, was du hast! Ach, wie gern hätte ich einen Schalter, um diesen Teil meines Hirns auszuschalten.
Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde, und die Anspannung in mir wächst. Ich fühle mich, als würde ich eine Mischung aus Nervosität, Aufregung und Angst in einem großen Topf verrühren und sie dann wie eine heiße Suppe trinken. Irgendwie wird mir fast schwindlig davon.
Ich schreibe Johnny heimlich eine Nachricht: Bist du ganz sicher, dass man meine Narben nicht sieht? Er antwortet schnell: Nein, entspann dich. Es ist dunkel genug, keiner wird etwas sehen. Das beruhigt mich ein wenig.
„Wir sind da," verkündet Kyle, als wir auf einer verlassenen Wiese ankommen, die an einen alten Asphaltplatz mit einer langen Rennstrecke grenzt.
„Ist das nicht der alte Militärlandeplatz?" fragt Johnny neugierig, und Kyle nickt.
„Ja. Der Platz wurde stillgelegt, weil der Boden uneben ist und es irgendwelche Probleme mit der Beschilderung gab. Jetzt wird er nur noch für Rennen genutzt. Die Strecke ist etwa acht Kilometer lang. Und in der alten Lagerhalle da drüben haben wir eine Bar eingerichtet. Sie dient jetzt als eine Art Disco. Man kommt da nur rein, wenn man von einem Gangboss die Erlaubnis hat oder - wie Callie - aussieht, als würde sie direkt aus einem Magazin kommen," erklärt Kyle grinsend. Ich lache nervös, auch wenn ich mich unwohl fühle bei dem Gedanken, dass Frauen hier offenbar nur auf ihr Aussehen reduziert werden.
Ich versuche, Cole und Kyle zu folgen, die beide mit einer beeindruckenden Selbstsicherheit über das Gelände laufen. Sie ignorieren die Blicke, die ihnen zugeworfen werden, während ich merke, wie ich unter den ständigen Blicken der anderen Leute ein wenig einknicke. Es scheint, als würde jeder hier über meine ungewöhnliche Aufmachung und mein Auftreten urteilen. Die meisten Mädchen tragen enge, kurze Outfits und hängen an den Jungs, die lässig an ihren Autos lehnen. Einige sehen tatsächlich umwerfend aus, und ich versuche, mich mit meinem Look inmitten dieser Menge selbstbewusst zu fühlen.
Einige Typen werfen mir und Johnny Kommentare zu, aber ich bemühe mich, sie zu ignorieren. Ich kann mir keinen Konflikt leisten, erst recht nicht mit Leuten, die offensichtlich keine Skrupel haben und vielleicht deutlich stärker sind als ich. Mit hoch erhobenem Kopf folge ich den Jungs weiter und versuche, die Blicke um mich herum auszublenden. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, und eine seltsame Aufregung macht sich in mir breit. Heute Nacht werde ich zeigen, dass ich mehr bin als das unscheinbare Mädchen von nebenan.
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✓Amor de la mafia✓
RomanceCallie: „Du bist wirklich ein wandelndes Klischee, weißt du das? Der große, gefährliche Bad Boy mit der geheimnisvollen, philosophischen Ader." Mason: „Und du bist die reiche, hübsche Prinzessin, die vom ausbruch aus ihrem goldenen Käfig träumt mit...