Ich liege auf dem Bett und betrachte mein frisch gestochenes Tattoo. Ja, sieht ganz ordentlich aus. Ab jetzt gehöre ich zu den 32ern. Ich frage mich noch immer, warum ausgerechnet ich diese Rolle übernehmen soll. Ich meine, ich bin frech, rede oft ohne nachzudenken und könnte mit meinem losen Mundwerk die ganze Gruppe in Schwierigkeiten bringen. Verdammt, wie soll ich das bloß Johnny erklären? Er wird mich umbringen... Und gibt es nicht normalerweise ein Aufnahmeritual? Sollte ich nicht irgendwas dafür tun? Vielleicht sollte ich mal mit Mason darüber sprechen. Er weiß sicher Bescheid.
Ich richte mich auf und öffne entschlossen die Tür, aber das Bild, das mich draußen erwartet, hätte ich lieber nicht gesehen: Mason mit einem Mädchen in den Armen, seine Zunge tief in ihrem Hals. Es ist die gleiche wie das letzte Mal - eines seiner Spielzeuge. Genervt verdrehe ich die Augen und verschwinde lieber. Ich habe keine Lust, mir das anzutun.
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„Du bist was?!" schreit Johnny quer durch die ganze Cafeteria, und sofort richten sich alle Blicke auf uns. „Beruhig dich doch mal und schrei nicht so rum! Alle glotzen uns an!" fauche ich ihn an. Fassungslos lässt er sich neben mich auf die Sitzbank fallen und schüttelt den Kopf. „Ich fass es nicht. Wie konntest du nur so etwas Dummes tun?! Ich dachte, du wärst die Klügere von uns beiden!" Genervt verdrehe ich die Augen. „Jetzt stell dich nicht so an. Mein Gott, was ist denn schon dabei?"
„Was dabei ist?! Ist das dein Ernst?!" Er packt mein Handgelenk und zieht meinen Pulloverärmel hoch, um das Tattoo freizulegen. „Du wirst jetzt für immer eine von denen sein! Hier ist der Beweis." Schnell reiße ich meinen Arm zurück. „Bist du verrückt?! Willst du, dass es alle sehen?" Verzweifelt fährt er sich mit der Hand durchs Haar. „Warum hast du das getan?"
„Weil ich für ihn arbeite. Er bezahlt mich gut, und dann kann ich endlich von zu Hause raus." Johnny nickt langsam, sichtlich bemüht, das Ganze zu verstehen. „Du hättest auch in unsere Stadtwohnung ziehen können." Ich lache trocken. „Glaubst du wirklich, Emily und Tom würden mich bei anderen wohnen lassen? Das wäre doch völlig unpassend. Deswegen spare ich jetzt. Ich bekomme wirklich gutes Geld..." Johnny nickt wieder, nachdenklich. Da kommt mir eine Idee. „Warum steigst du nicht auch ein?!" Er lacht laut. Wahrscheinlich war das keine gute Idee. „Nein, danke! Ich möchte meine Zukunft nicht durch so einen Fehler versauen."
„Ach, du benimmst dich wie ein kleines Kind! Meine Zukunft wird nicht versaut. Ich weiß, was ich tue!" Er zuckt nur die Schultern. „Wenn du meinst."
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„Du hast was?!" Mason schreit mich an und schlägt so heftig auf den Holztisch, dass ich kurz Angst habe, er könnte zerbrechen. „Himmel, was seid ihr heute alle so angespannt? Er hätte es doch eh gemerkt. Glaubst du, er würde nicht merken, dass ich plötzlich viel Zeit mit einem Typen verbringe, den ich sonst nicht ausstehen kann? Sonst hätte er noch gedacht, ich stehe auf dich oder so. Und das möchte ich wirklich nicht."
Ja, vielleicht war es nicht die beste Idee, Johnny davon zu erzählen, aber Johnny und ich teilen alles. „Callie, wir haben gesagt, dass du es niemandem erzählst! Und was machst du? Du rennst zum erstbesten Idioten und erzählst ihm, wo du bist und wer ich bin!" Wütend läuft er im Raum auf und ab. „Ich erzähle Johnny nun mal alles!" Erschöpft lege ich drei Finger an meine Stirn und massiere sie ein wenig. Vom ganzen Geschrei bekomme ich Kopfschmerzen. Jungs können so anstrengend sein. Und dann noch der Stress mit den Schulnoten, Emily und Tom, die bald zurückkommen und sicher wieder so streng sein werden. Seit Tagen schlafe ich kaum, weil ich so viel lernen muss. Ich will doch meine Eltern stolz machen.
„Hast du Kopfschmerzen?" fragt Mason und greift in die Schublade der Kommode. Er holt eine kleine Schachtel heraus. „Hier, eine Kopfschmerztablette und ein Glas Wasser. Nimm die und leg dich etwas hin. In deinem Zustand bringst du keinem was." Dankbar nehme ich sie und denke nur daran, wie sich mein Kopf anfühlt, als würde mein Gehirn aus allen Öffnungen herauslaufen.
„Was steht in nächster Zeit so an?" Mason setzt sich wieder in seinen Sessel und öffnet den Kalender auf seinem Tablet. „Ich muss bald auf eine Gala mit meinen Eltern, und du wirst mich begleiten. Die Gala ist am Freitag." Ich nicke. „Bist du mir noch böse?" frage ich und versuche, ihn so unschuldig wie möglich anzusehen. „Nein. Jetzt geh und schlaf ein bisschen." Zufrieden grinse ich und gehe in mein Zimmer, um mich auszuruhen. Ein bisschen Pause schadet sicher nicht.
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Ich renne einen langen Flur entlang. Verdammt! Das habe ich ordentlich vermasselt... Ruckartig bleibe ich stehen. Wo lang nochmal? Links oder rechts? Überleg schneller, Callie! Links! Ich renne weiter, springe über ein paar Kisten und erreiche die Tür ins Freie. Der Mann, der hinter mir her ist, kommt ebenfalls aus der Tür - nur um von Mason direkt eins übergezogen zu bekommen. Erschöpft stemme ich die Hände auf die Knie. „Das war knapp," keuche ich.
„Es wäre gar nicht erst so weit gekommen, wenn du deinen Mund gehalten hättest," sagt er trocken und betrachtet seine Hand. „Entschuldige mal! Ich sollte doch noch mehr Zeit schinden! Außerdem, wenn er meint, mich als Hure zu beschimpfen und gleichzeitig versucht, mich anzufassen, sage ich was dazu!" fauche ich und sehe seine Hand an. „Du solltest das kühlen. Habt ihr denn alles, was ihr braucht? Ich hoffe, ich bin nicht umsonst gerannt wie eine Verrückte."
„Ja, wir haben alles. Der Kerl wird sich noch wundern." Warum wir ständig irgendwo einbrechen und Dokumente klauen, interessiert mich ehrlich gesagt wenig. Ich will einfach nur mein Geld und dann weg von allem. Heute ist sowieso erst mal Shopping angesagt. Ich brauche noch ein Kleid für morgen Abend.
„Du gehst heute also ein Kleid kaufen. Es sollte elegant sein. Danach kommen welche für Haare und Make-up. Josy begleitet dich."
„Och nee... Wieso ausgerechnet Josy?! Ich kann sie nicht ausstehen. Die redet immer nur darüber, wie gut du im Bett bist." Josy ist diejenige, die sofort parat steht, wenn Mason seinen Spaß haben will. Sie sieht mich immer so seltsam an, wahrscheinlich weil ich jetzt Mason zu solchen Anlässen begleite und die Ablenkung für unsere Missionen bin. Die würde das doch eh nicht hinkriegen; die wird ja schon schwach, wenn sie ihn sieht. Und ich glaube kaum, dass Mason eine sabbernde Brünette seinen Eltern vorstellen oder mit ihr gesehen werden möchte.
„Da musst du durch. Sie ist die Einzige, die nicht so starrt, wenn du die Kleider anprobierst."
„Oh, ist da jemand eifersüchtig?" frage ich frech und sehe, wie er die Stirn runzelt.
„Gott, nein. Ich mag es nur nicht, wenn in der Gang jemand etwas mit einem anderen Mitglied anfängt. Das wird auf Dauer zu kompliziert."
„Ach, und wenn man mit dir schläft, ist das in Ordnung?"
„Klar. Ich bin ja auch der Boss."
Ich kann nur den Kopf schütteln und frage mich, in was für eine verrückte Welt ich hier hineingeraten bin.
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✓Amor de la mafia✓
RomanceCallie: „Du bist wirklich ein wandelndes Klischee, weißt du das? Der große, gefährliche Bad Boy mit der geheimnisvollen, philosophischen Ader." Mason: „Und du bist die reiche, hübsche Prinzessin, die vom ausbruch aus ihrem goldenen Käfig träumt mit...