21~ ,,Ich will dir nicht wehtun."

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„Gideon! Mason!“ Ich befinde mich im ersten Stock des Quartiers und rufe in die Stille. „Sie sind im Keller. Komm schnell!“, antwortet Mia hastig, packt mich am Arm und zieht mich die Treppen hinunter in den Keller. Sie stößt eine Tür auf, und wir betreten einen hell erleuchteten Raum. Überall stehen Medikamente und verschiedene medizinische Geräte. In der Mitte des Raumes stehen ein paar Jungs; auf dem Boden klebt Blut. „Was ist hier los, verdammt?!“ Als sie bemerken, dass wir da sind, treten sie zur Seite, und ich blicke direkt auf einen schwer verletzten und blutenden Mason. „Was ist passiert?“ Schnell gehe ich auf ihn zu und mustere ihn. Sein Gesicht ist bleich, und sein Shirt ist durchtränkt mit Blut. „Wir haben... ein bisschen gespielt...“, murmelt er schmerzerfüllt. „Du musst ihm helfen! Verarzten oder so!“ Gideon sieht mich mit panischem Blick an. „Verarzten oder so? Ich bin kein Arzt! Ich kenne nur ein paar Grundkenntnisse, das war’s! Habt ihr hier keinen Mediziner?“ Mia zeigt auf eine Ecke des Raumes. Dort liegt ein Mann im weißen Kittel, blutüberströmt und regungslos. „Ah… Okay…“ Ich sehe mich hilfesuchend um und zwinge mich, ruhig zu bleiben. Denk nach, Callie…

„Gut, ich brauche ein Skalpell, eine Pinzette, eine Nierenschale, Nadeln und Faden, Handschuhe, Desinfektionsmittel, eine Schere, ein sauberes Handtuch und flüssiges Morphin, das man spritzen kann.“ Während ich das aufzähle, beginnen die Jungs, die benötigten Dinge zu holen. „Hier, alles da – außer das Morphin. Da gibt es ein Problem...“, sagt Gideon und deutet auf einen umgestürzten Medikamentenschrank. Super... „Okay, dann brauche ich stattdessen einen Gürtel.“ Mia rennt los und kommt wenige Minuten später mit einem Gürtel zurück. Dankbar nehme ich ihn und richte mir meine kleine, improvisierte Station ein. Doch die Jungs drängen sich neugierig und unruhig um mich. „Verschwindet jetzt alle. Ich brauche Ruhe!“ Nach kurzem Murren und ein paar Einwänden verlassen sie schließlich den Raum. „Mason, beiß später darauf. Du wirst es brauchen. Ich muss die Instrumente sterilisieren.“

Einige Minuten vergehen, in denen ich alles vorbereite, während Mason mir schweigend zusieht, sichtlich nervös. Ich binde mir die Haare zusammen, ziehe meinen Cardigan aus und greife zur Schere. „Ich muss dein Shirt aufschneiden.“ Gerade als ich die Schere ansetze, greift Mason mein Handgelenk und starrt auf die Narben an meinen Rippen. „Was ist das?“ „Nicht jetzt. Das klären wir später.“ Widerwillig lässt er mich los, und ich schneide vorsichtig sein Shirt auf. Die klaffende Schusswunde kommt zum Vorschein, und ein leises „Scheiße…“ entweicht mir. „Sieht schlimm aus, ich weiß“, murmelt er mit einem schwachen Lächeln. Ich betrachte die Wunde, die sich auf der linken Seite, knapp unter dem Herzen, befindet. „Die Kugel steckt noch drin. Zum Glück hat sie den Herzbeutel nicht durchdrungen. Aber wenn ich mit der Pinzette reingehe, könnte ich die Kugel verfehlen und dabei den Herzbeutel treffen oder sie tiefer hineinschieben. Es wird schmerzhaft, und ich könnte dich dabei töten.“ Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. „Ich vertraue dir. Ich weiß, dass du das schaffst.“ Sein Blick ist fest und voller Zuversicht. „Ich will dir nicht wehtun“, sage ich leise. Er legt behutsam seine Hand an meine Wange. „Es ist schon gut. Ich halte das aus.“ Ich atme tief durch. „Okay, dann fangen wir an. Das wird jetzt nicht schön.“ Mason klemmt sich den Gürtel zwischen die Zähne, und ich greife nach dem Desinfektionsmittel. „Das wird jetzt brennen…“ Auch wenn ich ihn lieber ins Krankenhaus bringen würde, weiß ich, dass er das nicht zulassen würde – zu viele Fragen, zu viel Risiko. Ich gieße das Desinfektionsmittel über die Wunde, und sein Körper spannt sich schmerzvoll an. Reflexartig schlägt er meine Hände weg. „Ich muss dich festbinden, sonst wird das nichts.“ Schnell suche ich nach etwas Widerstandsfähigem und finde Klebeband. Eine Hand, dann die andere, schließlich seine Füße – alle Gliedmaßen sind fixiert. „Selbst wenn du mich festklebst, machst du mich verrückt“, flüstert er mit einem schwachen Lächeln, während Schweiß auf seiner Stirn glänzt. „Dass du in deinem Zustand noch Witze machen kannst…“, murmele ich und tupfe seine Stirn mit dem Handtuch ab. „Das war kein Witz. Ich habe ständig den Drang, bei dir zu sein. Du lässt mich einfach nicht los…“ Ich unterbreche ihn hastig. „Hör auf. Sprich darüber, wenn du nicht gerade Todesangst hast.“ Ich klemme ihm den Gürtel wieder zwischen die Zähne und greife zur Pinzette. „Es tut mir leid für das, was jetzt kommt.“ Er grinst tapfer, und ich führe die Pinzette vorsichtig in die Wunde ein. Sein Schrei hallt durch den Raum.

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