43~ ,,Was besonderes"

49.5K 1.3K 100
                                    

Die Cafeteria war laut, voll von lachenden Stimmen und klapperndem Besteck. Doch für mich schien der Lärm zu verblassen, als ich Mason entdeckte. Mit einem tiefen Atemzug fasste ich all meinen Mut zusammen. Es konnte ja nicht so schlimm werden, oder? Schließlich hatten wir uns schon in viel unangenehmeren Situationen befunden. Dennoch fühlte sich mein Herz an, als würde es gegen meinen Brustkorb hämmern, während ich auf ihn zuging.

„Hey“, sagte ich, als ich vor ihm stand. Meine Stimme klang schwach, fast zögerlich. Wirklich beeindruckender Anfang, Callie.

Mason blickte von seinem Handy auf, sah mich an und lächelte leicht. „Hey“, erwiderte er, und dieses Lächeln hatte einen Anflug von Amüsement.

„Können wir kurz reden? Da draußen? Bitte?“ Ich hörte mich selbst und hätte am liebsten die Augen verdreht. Wie lächerlich war das gerade?

Er zog eine Augenbraue hoch, seine Neugier geweckt, doch nach kurzem Zögern stand er auf und folgte mir hinaus in den Flur. Dort lehnte er sich entspannt an die Spindwand, als ob ihn nichts aus der Ruhe bringen könnte. Und ehrlich gesagt sah er dabei unverschämt gut aus. Ich versuchte, den Gedanken beiseitezuschieben.

„Was gibt’s denn?“ fragte er, während er mich musterte.

„Ähm … also“, begann ich und spürte, wie meine Stimme versagte. Komm schon, Callie, reiß dich zusammen! „Tom und Emily wollen dich heute Abend beim Essen kennenlernen. Um sieben. Bei mir.“

Ich wollte mich direkt umdrehen und verschwinden, doch Mason hielt mich zurück. Er zog mich leicht an meinem Arm zurück, seine Augen nun ernst. „Wie bitte?“

„Tom und Emily wollen dich kennenlernen“, wiederholte ich leise. „Es tut mir leid, aber sie haben darauf bestanden.“

Er schüttelte schnell den Kopf, ein sarkastisches Lächeln auf seinen Lippen. „Hast du ihnen nicht gesagt, dass wir nur Freunde sind?“

„Natürlich habe ich das!“ entgegnete ich, und meine Stimme war etwas lauter als beabsichtigt. „Aber seit dem Vorfall wollen sie alle meine Freunde kennenlernen. Und ehrlich gesagt denke ich, dass das weniger mit dir und mehr mit deinem Nachnamen zu tun hat.“

Er lachte auf, aber es war ein bitteres Lachen. „Das kannst du vergessen. Ich gehe nicht zu einem Abendessen, bei dem ich wie auf dem Präsentierteller sitzen werde.“

„Oh nein, mein Freund!“ Ich stellte mich schnell vor ihn, um ihn aufzuhalten. „Du wirst da schön auftauchen! Immerhin sind wir durch deine Familie in diese Lage geraten. Das kannst du jetzt schön gemeinsam mit mir aussitzen!“

Seine Augen funkelten vor Wut, und er sah mich an, als würde er mich gleich zur Salzsäule erstarren lassen. Aber ich ließ mir nichts anmerken. Schließlich hatte ich recht, und er wusste es. ,,Bitte Mason. Bitte, bitte, bitte..." ich sah ihn so süß ich konnte an. Er seufzt und legt den Kopf in den Nacken.

„Na schön“, knurrte er schließlich widerwillig. „Ich komme. Aber wenn das heute Abend peinlich wird, bringe ich dich um.“

Erleichtert atmete ich aus. „Ich danke dir! Dann sehen wir uns um sieben.“ Kurz entschlossen gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand um die nächste Ecke, bevor er es sich anders überlegen konnte.

---

Mason’s Sicht:

Worauf hatte ich mich da bloß eingelassen? Ich hätte einfach nein sagen sollen. Aber nein, ich musste ja wieder einknicken. Irgendetwas an Callie ließ mich immer wieder nachgeben.

In meinem Zimmer stand ich ratlos vor meinem Kleiderschrank und starrte auf die Kleidung vor mir. Warum war es plötzlich so schwer, ein Outfit auszuwählen? Es war doch nur ein Abendessen. Trotzdem hatte ich schon mindestens dreißig Kombinationen anprobiert, und nichts fühlte sich richtig an.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ hörte ich plötzlich die Stimme meines Bruders hinter mir. Er lehnte grinsend an der Tür und beobachtete mich.

„Ich gehe heute Abend mit einem Mädchen essen und weiß nicht, was ich anziehen soll“, sagte ich ohne Umschweife und wandte mich wieder meinem Schrank zu.

„Du hast doch sonst nie Probleme mit deiner Kleidung“, meinte er lachend. „Zieh einfach dein Shirt aus, dann wird sie dir sowieso verfallen.“

Ich verdrehte die Augen. „So einfach ist das nicht. Sie ist nicht wie die anderen. Sie ist anders … besonders.“

Mein Bruder hob die Augenbrauen und kam näher. „Ich glaub, ich hör nicht richtig! Das erste Mädchen, das dir den Kopf verdreht hat!“

„Sie hat mir nicht den Kopf verdreht!“ fauchte ich.

Doch er lachte nur. „Erzähl das wem anders. Du machst dir mehr Gedanken über ein Date mit ihr als über alles andere. Sei ehrlich zu dir selbst, Mason. Sie hat dich dazu gebracht, dich zu fragen, ob sie dich mag – und das ist ein erster Schritt.“

Er hatte recht. Irgendwie hatte sie etwas an sich, das mich dazu brachte, über alles nachzudenken, was ich tat. Verdammt, ich fing wirklich an, mich in sie zu verlieben.

Okay, jetzt kein Rückzug machen! Ermahnte ich mich selbst. Entschlossen begann ich meine Kleidung durchzugehen.

Ich stand vor dem Spiegel und zog das braune Strickhemd über. Der Stoff fühlte sich weich an, und die Farbe – dieses warme, dezente Braun – schien genau das Richtige für heute Abend zu sein. Es war weder zu auffällig noch zu schlicht. Perfekt. Ich war eigentlich nie der Typ, der sich groß Gedanken um Kleidung machte, aber heute war das anders. Heute war sie anders.

Ich wusste, dass Callie solche natürlichen Farben mochte. Sie hatte es einmal erwähnt, beiläufig, als sie über irgendeinen Schauspieler sprach, dessen Outfit ihr ins Auge gefallen war. Sie hatte so nebenbei gesagt, dass Braun und Creme „irgendwie besonders“ wirken. Und, verdammt, ich hatte mir das gemerkt. Es war nicht so, dass ich mir solche Details bei jedem merken würde – nur bei ihr.

Ich griff nach einer cremefarbenen Hose, um das Hemd zu ergänzen. Die Kombination fühlte sich richtig an. Ruhig, stilvoll, aber nicht übertrieben. Ich wollte nicht, dass es aussah, als hätte ich mich extra in Schale geworfen, auch wenn genau das der Fall war. Es ging nicht darum, Eindruck bei ihren Eltern zu machen, nicht wirklich. Es ging darum, dass Callie sehen konnte, dass sie mir wichtig war. Sie sollte wissen, dass ich zuhöre, auch bei den kleinsten Dingen, die sie sagt.

Als ich meine Uhr anlegte und die Knöpfe des Hemds richtete, betrachtete ich mich noch einmal im Spiegel. Sie würde das mögen. Ich war mir sicher. Und, verdammt noch mal, wenn sie lächeln würde, dann wäre es die ganze Mühe wert.

✓Amor de la mafia✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt