10~ Anspruch auf mich?

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„Nein, das ist es auch nicht", sagt Josy mit einem missbilligenden Blick. Jedes Kleid, das ich bisher anprobiert habe, hat sie kritisiert. „Sag mal, wer hat die ganzen Kleider hier überhaupt ausgesucht?" frage ich sarkastisch und schaue sie herausfordernd an. Ihr Blick verfinstert sich sofort. „Pass bloß auf, dass du nicht übermütig wirst! Nur weil du Mason begleiten darfst, heißt das nicht, dass du dir hier Frechheiten erlauben kannst. Immerhin bin ich diejenige, die abends bei ihm ist und ihn glücklich macht", faucht sie.

„Wie traurig", sage ich kühl. „Es ist armselig, dass du denkst, du bedeutest ihm mehr als nur eine flüchtige Ablenkung. Außerdem, ich rede mit dir, wie ich will! Ich wäre viel schneller fertig, wenn ich alleine shoppen würde - ohne dass mich jemand wie du nervt." Wütend greift Josy nach ihrer Tasche und marschiert Richtung Ausgang. „Na dann, viel Spaß allein!" ruft sie mir noch zu, aber ich winke nur gleichgültig.

Blöde Kuh. Immerhin hat Mason mir seine American Express Black Card gegeben mit den Worten: „Kauf dir, was du willst, egal, was es kostet. Hauptsache, es ist nicht zu freizügig." Das werde ich doch glatt tun. Ich beschließe, mir eine Verkäuferin zu suchen und sie um Rat zu fragen. Nach kurzer Zeit entdecke ich eine freundliche Dame und gehe auf sie zu.

„Entschuldigen Sie bitte, ich suche ein Kleid für eine Gala morgen Abend und habe leider keine Ahnung, welches das Beste wäre, um gut auszusehen und die Eltern meines Freundes zu beeindrucken", erkläre ich. Zugegeben, Mason ist nicht mein Freund, aber so kann ich sicher sein, dass sie mir etwas wirklich Stilvolles zeigt. Die Verkäuferin lächelt und bittet mich, ihr zu folgen. Schließlich bleibt sie vor einer Puppe stehen, die ein atemberaubendes Kleid trägt. Perfekt.

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„Hey Johnny, wie geht's?" sage ich in mein Handy, während ich auf dem Bett in meinem Zimmer bei den 32ern liege, gekleidet in eine kurze Hose und ein bauchfreies Top - mein Schlafanzug, den ich ursprünglich mal gekauft hatte, um Emily und Tom zu provozieren. Ich schlafe heute hier und dachte, ich rufe Johnny an, da wir seit Mittwoch nicht mehr gesprochen haben. Er war krank, und ich wollte nach ihm sehen.

„Naja, den Umständen entsprechend. Und dir so? Wie läuft's in der Gang?", fragt er mit leicht kratziger Stimme. Er ist immer noch skeptisch, was mein neues Umfeld betrifft, aber das muss er wohl akzeptieren. Ich drehe mich auf den Bauch und winkle meine Beine an.

„Ach, das Übliche. Heute wurde ich von irgendeinem Typen verfolgt, aber es ist nichts passiert. Danach war ich ein Kleid für eine Veranstaltung morgen Abend kaufen, zu der ich Mason begleiten soll. Im Großen und Ganzen läuft alles ganz gut." Ich höre ihn am anderen Ende der Leitung seufzen.

„Ich mache mir echt Sorgen um dich, Callie. Ich will einfach nicht, dass dir was passiert."

„Ich weiß, aber mir wird schon nichts passieren. Ich passe auf." Mit einer Hand halte ich das Telefon, während ich mit der anderen eine Haarsträhne um meinen Finger wickele. „Ich muss jetzt Schluss machen. Wir sehen uns Montag, okay? Bye, Kleiner."

„Bye", antwortet er und legt auf. Der Arme klingt echt schlecht, seine Stimme war rau und er hat häufig gehustet. Dass man sich im Sommer erkältet... Kaum ist das Gespräch beendet, knurrt mein Magen. Zeit, etwas zu essen! Ich schlüpfe in meine dicken Wollsocken, da der Boden hier eiskalt ist, stecke mir die Kopfhörer in die Ohren und gehe mit lauter Musik in die Küche.

Lust auf Waffeln habe ich - warum nicht? Also suche ich alles zusammen: Eier, Mehl, Milch, Butter, Backpulver und eine Prise Salz. Ja, ich mag es lieber, wenn Waffeln nicht ganz so süß sind. Ich mache direkt eine große Menge, für den Fall, dass später noch jemand von einem Auftrag oder Botengang zurückkommt. Während die Waffeln backen, räume ich die Spülmaschine aus, summe zur Musik und tanze dabei ein wenig. Mit Musik macht einfach alles mehr Spaß. Ich schnappe mir ein Glas und drehe mich, da bemerke ich plötzlich Mason und Cole an der Tür stehen. Vor Schreck lasse ich das Glas fast fallen. Cole lächelt, während Mason mich mit einem finsteren Blick ansieht.

„Ich mache Waffeln", sage ich schnell. Cole macht einen Schritt auf mich zu, um mir vielleicht zu helfen, aber jemand ruft ihn, und er verschwindet mit einem entschuldigenden Blick. Ich drehe mich um, hole die gebackenen Waffeln heraus und gieße neuen Teig ein. Masons Blick ruht immer noch auf mir, und ich spüre seine Augen auf mir, als würde er mich regelrecht durchbohren. Schließlich drehe ich mich um und sehe, dass er mich von oben bis unten mustert.

„Was ist?" frage ich genervt. Es klang zickiger, als ich geplant hatte, aber dieser Typ bringt mich einfach immer auf die Palme, selbst wenn er nichts macht.

„Wie du aussiehst...", murmelt er, und ich verdrehe die Augen.

„Tja, ich bin eben keine Bohnenstange wie die anderen Mädels hier. Wenn du ein Problem damit hast, wie ich aussehe, kannst du gerne gehen. Ich lasse mir von dir jedenfalls nicht einreden, dass ich scheiße aussehe."

„Das ist das Problem", erwidert er mit einer Spur Ärger in der Stimme. „Du siehst alles andere als scheiße aus. Die Jungs hier führen schon fast einen Wettbewerb darum, wer Anspruch auf dich hat. Wenn du mit deinem aufreizenden Schlafzeug hier rumläufst, verdrehst du ihnen allen die Köpfe."

„Anspruch auf mich? Das ich nicht lache." Ich schnaube. „Und selbst wenn, das geht sie gar nichts an. Ich bin doch kein Gegenstand, der versteigert wird." Er stöhnt genervt und lässt seinen Blick kurz zu meinem Dekolleté wandern. Sofort schnippe ich mit den Fingern vor seinem Gesicht. „Hey! Meine Augen sind hier oben!"

„Zieh dir was über", sagt er trocken.

„Ganz sicher nicht. Ich gehe jetzt bestimmt nicht nochmal die Treppen hoch und zurück."

Kaum habe ich das gesagt, zieht er seinen Pullover aus und reicht ihn mir. Schon der zweite, den er mir gibt - wohlwissend, dass ich ihn nicht zurückgeben werde. „Zieh den an. Wenn du weiter so rumläufst, kommt noch jemand auf dumme Ideen", murmelt er, bevor er sich umdreht und den Raum verlässt.

Was ist sein Problem? Es könnte ihm doch völlig egal sein, wie ich aussehe oder wer sich um mich bemüht. Schließlich gehe ich auch nicht zu ihm und sage: „Hör auf mit dem Training, ich will nicht, dass dich die Mädchen heiß finden!" Dieser Junge ist wirklich schwer zu verstehen.

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