36~ Peinliche Gespräch danach

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Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase. Ich öffne ein Auge, dann das andere, blinzle leicht verschlafen und spüre sofort die Wärme von Mason, die mich umgibt. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so wohl gefühlt wie in diesem Moment. Wie schön es doch ist, in seinen Armen aufzuwachen. Seine langsamen, gleichmäßigen Atemzüge beruhigen mich, und ich genieße noch einen Moment die Stille.

Vorsichtig löse ich mich aus seinem Griff, um ihn nicht zu wecken. Ich sammle meine Unterhose und sein Shirt vom Boden auf, ziehe sie an und schleiche auf leisen Sohlen aus dem Zimmer. Die kalten Fliesen in der Küche unter meinen Füßen lassen mich leicht erschaudern, doch der Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllt schnell den Raum. Es ist erst sechs Uhr morgens, und ich habe jede Menge Zeit, also entscheide ich mich, Waffeln zu machen. Ein bisschen Ablenkung tut gut.

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Nach etwa einer halben Stunde höre ich Schritte. Mason erscheint in der Küchentür, barfuß und mit zerzausten Haaren. Er trägt nur eine lockere Jogginghose und sieht noch verschlafener aus als ich. „Morgen, Prinzessin“, sagt er mit rauer Stimme und einem charmanten Lächeln, das mich schwach macht.

Ich drehe mich zu ihm um und stelle ihm eine Tasse Kaffee auf den Tresen. „Morgen“, erwidere ich leise und beobachte, wie er sich setzt und einen Schluck nimmt.

„Wie geht’s dir?“ fragt er beiläufig, wobei er mich aus seinen klaren Augen ansieht.

Ich gehe um den Tresen herum, setze mich neben ihn und zucke mit den Schultern. „Ganz gut eigentlich.“

Er stellt seine Tasse ab, steht auf und tritt vor mich. Seine Hände ruhen leicht auf meinen Hüften, während er mich fragend anblickt. „Ja?“

Ich nicke, und meine Finger gleiten durch sein zerzaustes Haar. „Ich habe immer noch das Gefühl, als wärst du... in mir.“ Meine Worte kommen fast verträumt über meine Lippen.

Ein freches Lächeln huscht über sein Gesicht. „Hm, muss schön sein“, neckt er mich und küsst mich lang und zärtlich.

Ich lege meine Beine um seine Hüfte, meine Arme um seinen Nacken, und wir verlieren uns für einen Moment in der Nähe des anderen.

„Und was steht heute bei dir an?“ frage ich, als wir uns schließlich voneinander lösen.

„Ich habe ein paar Meetings und Freitagabend ein Dinner mit meinen Eltern. Und ich will, dass du mitkommst.“

Ich ziehe überrascht die Augenbrauen hoch. „Wohin geht’s denn?“

Er lächelt geheimnisvoll, trinkt noch einen Schluck Kaffee und antwortet nicht.

„Muss ich etwas Besonderes anziehen?“ frage ich neugierig, doch er zuckt nur mit den Schultern.

„Darum kümmere ich mich.“

Seine vagen Antworten bringen mich zur Weißglut. „Du weißt, dass ich es hasse, auf die Folter gespannt zu werden!“ schmolle ich, doch er ignoriert meine Worte und mustert mich stattdessen mit einem amüsierten Grinsen.

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„Ich gehe duschen“, sage ich knapp und verschwinde ins Badezimmer.

Das heiße Wasser prasselt auf mich herab, und meine Gedanken schweifen zur letzten Nacht. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Ich kann kaum glauben, dass es passiert ist. Mason hat etwas an sich, dem man einfach nicht widerstehen kann. Jetzt verstehe ich all die Mädchen, die ihm verfallen sind.

Während ich mich abtrockne, wird mir klar, dass ich mich unbedingt mit Johnny aussprechen muss. Das Schweigen zwischen uns zieht sich viel zu lange hin, und es ist an der Zeit, reinen Tisch zu machen.

Fertig angezogen schlüpfe ich zurück ins Bett. Heute habe ich ein lässiges Outfit gewählt, perfekt für einen langen Schultag. Meine hochgeschnittene Jeans mit weißen Nadelstreifen sitzt bequem und gibt meinem Look diesen entspannten, aber dennoch trendigen Touch. Kombiniert habe ich sie mit einem weißen Oversize-Shirt, das locker über die Hose fällt – lässig, aber nicht zu nachlässig. Und natürlich dürfen meine treuen schwarzen Vans nicht fehlen, die das Outfit abrunden.

Es ist erst zehn Uhr, und ich stelle mir sicherheitshalber einen Wecker, damit ich noch eine Stunde schlafen kann. Eingekuschelt in die weiche Decke, die nach Mason und seinem Parfüm riecht, gleite ich in einen süßen Traum.

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Später schlendere ich mit Mia über den Schulflur. Wir unterhalten uns angeregt, blenden alles um uns herum aus. Von der Sache mit Mason habe ich ihr nichts erzählt – zumindest noch nicht. Momentan will ich nicht, dass irgendjemand davon weiß. Wer weiß, was daraus wird.

Plötzlich rammt mich jemand absichtlich an, und meine Bücher fallen scheppernd zu Boden. „Kannst du nicht aufpassen, Schlampe?“ zischt eine arrogante Stimme.

Ich blicke auf und sehe Johnny, der mich mit einem wütenden Blick mustert. In mir brodelt es. Mia legt eine Hand auf meinen Arm. „Ganz blöde Idee, Callie. Lass ihn einfach. Du ziehst nur Aufmerksamkeit auf dich.“

„Ist mir egal!“ fauche ich zurück und gehe ihm nach. Meine Wut lässt sich nicht mehr zurückhalten.

Ich greife nach seinem Arm und zwinge ihn, sich umzudrehen. „Fass mich nicht an, du Hur...“ beginnt er, doch ich falle ihm ins Wort.

„Jetzt reicht’s mir aber! Findest du nicht, dass es langsam genug ist?“ Meine Stimme ist laut, und alle im Flur drehen sich nach uns um. „Du hattest jetzt lang genug Zeit, dich wie ein Arsch aufzuführen. Und ich habe dir genügend Raum gelassen, um dich wieder einzukriegen, aber du schaffst es anscheinend nicht allein!“

Sein Gesicht wird blass, doch ich rede weiter. „Ich habe es satt, mir deine dummen Beleidigungen und Drohungen anzuhören. Ich will meinen besten Freund zurück, Johnny, nicht dieses etwas, das nur so aussieht wie du! Du hast meine Nummer. Ruf mich an, wenn du wieder du bist.“

Ich drehe mich um und gehe zurück zu Mia, die mir meine Bücher reicht. Gemeinsam gehen wir in unseren Unterricht.

„Der ist ja blass geworden“, flüstert Mia, als wir uns setzen.

„Er kann es nicht ab, wenn ich richtig sauer werde“, antworte ich leise.

Mia nickt. „Kein Wunder. Mit dir will ich mich nicht anlegen.“

Die Bemerkung bringt mich zum Lächeln. Mia hat Angst vor Wurm, aber glaubt, ich sei eine wandelnde Naturgewalt.

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In der Mittagspause sitze ich wie gewohnt an meinem Platz in der Cafeteria. Mein Blick wandert durch den Raum. Ivan und Mia turteln wie ein frisch verliebtes Pärchen, Gideon telefoniert mit seiner Freundin, und Quinn – diese nervige Kuh – hängt sich an Mason wie eine Klette.

Sie redet ununterbrochen, lacht künstlich und legt ihre langen, dürren Finger immer wieder auf seinen Arm. Und Mason? Er tut... nichts. Er wehrt sie nicht ab, sondern lässt sie einfach gewähren.

Mein Magen zieht sich zusammen. Das macht mir nichts aus, rede ich mir ein. Gar nichts. Doch innerlich brodelt die Eifersucht. Diese blöde Kuh! Warum kann sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Warum muss sie ihn anfassen?

Mein Herz pocht schneller, und ich fühle, wie sich meine Hände zu Fäusten ballen. Ich habe das überwältigende Bedürfnis, aufzustehen, zu Quinn zu gehen und sie an ihrem Extension von ihm weg zu ziehen. Doch dann erinnere ich mich, dass ich nicht so bin. Ich bin nicht die Person, die eifersüchtig wird.

„Steh einfach auf, Callie, und verlass die Cafeteria“, murmele ich zu mir selbst. „Du hast heute schon genug Aufmerksamkeit auf dich gezogen.“

Mit einem tiefen Atemzug greife ich nach meinem Tablett und verlasse den Raum. Manchmal ist es besser, einfach wegzugehen.

✓Amor de la mafia✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt