30~ Die Kanufahrt

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„Mia, du musst in die andere Richtung paddeln!“ rufe ich lachend, doch mein Ruf geht im Lachen von uns beiden fast unter. Unsere Paddel gleiten mehr schlecht als recht durch das Wasser, und unser Kanu dreht sich endlos im Kreis. „Nein, du bist zu langsam!“ kontert Mia und paddelt in die entgegengesetzte Richtung.

Wir kommen kaum vom Fleck, geschweige denn geradeaus. Zum Glück treibt uns die Strömung wenigstens ein kleines Stück vorwärts. „Mia, wenn wir gleich an die Stufen kommen, müssen wir das hier endlich auf die Reihe kriegen – sonst liegen wir im Wasser!“ warne ich sie, doch das bringt sie nur noch mehr zum Lachen.

Vor uns tauchen die ersten der drei etwa ein Meter hohen Stufen auf, die wir gleich mit dem Kanu hinunterfahren müssen. „Ich will da nicht runterfahren!“ kreischt Mia panisch und versucht, rückwärts zu paddeln.

„Das wird lustig! Los, jetzt! Auf drei!“ rufe ich, während ich zähle. Bei jeder Zahl versuchen wir, synchron zu paddeln. Und tatsächlich – es klappt!

„Es klappt wirklich!“ ruft Mia triumphierend, und für einen Moment sieht es so aus, als hätten wir endlich den Dreh raus. Unsere Bewegungen sind zwar langsam und alles andere als perfekt, aber wir kommen immerhin vorwärts. Und das Wichtigste: Wir haben Spaß dabei.

Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir endlich den Sammelpunkt vor den Stufen. Natürlich sind wir die Letzten, die ankommen. Unser Versuch zu bremsen endet in einem Desaster.

„Kann uns mal jemand anhalten, bitte!“ schreit Mia nach vorn, während unser Kanu unkontrolliert auf die anderen Boote zuschießt. Wie kann man so inkompetent sein? Jetzt mal ehrlich. Zum Glück greifen Mason und Gideon nach unserem Boot und ziehen uns rechtzeitig an die Seite.

„Danke“, sage ich, während ich versuche, meinen Herzschlag zu beruhigen.

„Nicht dafür, Prinzessin“, sagt Mason mit einem Zwinkern in meine Richtung.

Ich verdrehe die Augen, aber ein kleines Lächeln kann ich mir nicht verkneifen.

Unser Führer ruft die Anweisungen für die Stufen: „So Leute, es fährt immer nur ein Kanu. Ihr müsst ganz gerade auf die Stufen zufahren. Wenn ihr schräg fahrt, kippt ihr um. Holt ordentlich Schwung, sonst bleibt ihr hängen. Ich fahre vor, dann ihr. Wir sehen uns unten.“

Mit beeindruckender Leichtigkeit gleitet er die Stufen hinunter und verschwindet in Sekundenschnelle.

„Na, das sieht doch gar nicht mal so schwierig aus“, sage ich und versuche, Mia zu motivieren. „Los, wir fahren als Erste!“ Doch Mia hat sich bereits am Kanu von Mason und Gideon festgekrallt, um uns daran zu hindern, loszufahren.

„Nein! Ich fahre da nicht runter!“ protestiert sie heftig.

„Jetzt stell dich nicht so an! Der Typ hat das doch auch geschafft – das ist doch wirklich nicht schlimm!“

Doch Mia schüttelt nur vehement den Kopf. „Nein! Ich bin nicht so lebensmüde wie du!“

„Mia, wenn das lebensgefährlich wäre, würden wir diese Tour gar nicht machen! Jetzt hör auf, ein Baby zu sein, und komm!“

Die Jungs lachen über unsere hitzige Diskussion, und Gideon macht sogar ein paar spöttische Kommentare, die ich ignoriere. Zögernd lässt Mia schließlich los.

„Wenn wir ins Wasser fallen, bringe ich dich um!“ warnt sie mich noch.

„Ja, ja“, winke ich ab und stoße uns vom Ufer ab. Mit kräftigen Paddelschlägen fahren wir auf die erste Stufe zu.

Sobald wir die erste Stufe hinunterfahren, kreischt Mia wie am Spieß. Dasselbe passiert bei der zweiten und dritten. Ich hingegen juble laut, als wir es schließlich unbeschadet schaffen. „Das hat ja super geklappt! Klatsch ein!“ rufe ich triumphierend, doch als ich mich zu Mia umdrehe, sehe ich ihren blassen Gesichtsausdruck.

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